Auf dem halben Wege zwischen Doberan und Rostock ist Mönchweden, auch Belowslust geheißen, gelegen. ...

Auf dem halben Wege zwischen Doberan und Rostock ist Mönchweden, auch Belowslust geheißen, gelegen. Man besucht es bisweilen der Abwechselung wegen, um in dem dortigen schönen Buchenwalde Kaffee oder ein Gläschen Wein, oder Limonade zu trinken, die man von der freundlichen Jägerstochter oder deren Mutter erhält.

Wenn man gleich vom Badehause am heiligen Damm auf den nächsten Weg nach Warnemünde fahren will, so kömmt man zuerst durch das lange Dorf Rethwisch. Der Weg durch dasselbe ist über alle Beschreibung schlecht, so dass man besser tut, vom Bade ab erst bis dicht vor Doberan zurück, und dann den gewöhnlichen Weg zu fahren. Der erste Gasthof, wo man absteigt und sich einer guten Aufnahme erfreut, heißt die Voigtei. Ein zweiter Gasthof ist neben der Voigtei, beim Herrn Burmeister. Die Erfrischungen sind hier gut und billig. Die Rhede und der Hafen gewähren dort, wegen der Menge von Schiffen und Böten, welche größtenteils still liegen, zum Teil aber auch sich auf’s Mannigfaltigste durchkreuzen und den Wasserspiegel beleben, einen sehr unterhaltenden Anblick. Der einzigste Spaziergang, den man allenfalls machen kann, ist von den Mauern am Hasenstrande entlang. An einem Ende desselben, von der Schanze aus, übersieht man eine weit größere Meersfläche, als am heiligen Damm; am andern Ende gewährt Rostock, welches zwei Meilen entfernt den Hintergrund des Hafens formiert, einen schönen Anblick. Weiter bieten die Umgebungen gar nichts Erfreuliches dar. Von den Rostockern wird Warnemünde in der Badezeit jährlich sehr stark besucht. Über den Aufenthalt, die Lebensweise der Gäste usw. wollen wir uns aller Reflexionen enthalten und ein demütiges Stillschweigen observieren, und dies aus Gründen, die Jeder leicht einsehen und erraten wird, der Warnemünde und die dortigen Freuden nur einigermaßen kennt. Man kann den Grund nicht auffinden, weshalb die Rostocker dorthin so gerne reisen. Bei schönen Tagen geht alles nach dem Spill oder dem Kreuze, dem Ende des Molo, eines Werks, das Rostock mit sehr bedeutenden jährlichen Kosten erhält, allerdings von der Notwendigkeit dazu gezwungen, weil sonst der Hafen binnen 14 Tagen versanden würde. Erstaunen muss man über den kürzlich begonnenen kostbaren Kistenbau, der jetzt auf eine ganz neue Weise geschieht. Mit Kartenhäusern haben die Häuser hier Ähnlichkeit. Sie sind dicht neben einander am Strande aufgebaut und fast alle von gleicher Größe, Gestalt und Einrichtung. Besonders angenehm sind die unterhalb des Gasthofes gegen die Schanze zu gelegenen Häuser etwa 40 an Zahl, weil diese eine freiere Aussicht auf das Meer gewähren. Sie sind nur eben groß genug, um eine kleine Familie aufzunehmen. Wer von Rostock hierher reiset, muss den ganzen Hausbedarf mitbringen; auch kann man im Orte weder Fleisch, Gemüse, frisches Brot, Bier usw. erhalten. Alles muss von Rostock, der wahren Speisekammer von Warnemünde, heruntertransportiert werden. Badeanstalten gibt es hier gar nicht, wenn man nicht das im vorigen Jahre en miniature erbaute Badehaus des Herrn Chirurgus Schütz, der auch eine kleine Hausapotheke hält, welches nicht weit von der See entfernt liegt und in dem man gegenwärtig schon warme Seebäder, so wie auch künstliche Schwefelbäder usw. bekommen kann, hierzu rechnen will. In der obern Etage des kleinen, aus ungefähr vier Badestuben bestehenden Badehauses beendet sich ein freundlicher Konversationssaal, aus dessen Fenstern das Auge sowohl auf die See, als auch auf die Seeküste blicken kann. Die allgemeine Badeanstalt ist das offene Meer. Ebenso wenig ist ein Arzt im Orte. Die Männer, welche sich baden wollen, entkleiden sich am Ufer, und gehen dann in die See hinein. Die Frauen haben 1000 und einige Schritte von den Männern ihren Bade-Platz. Sie haben sich etliche Hütten errichten lassen, in denen sie sich auskleiden und dann ohne Weiteres die Promenade in die See unternehmen. Es ist jedoch jetzt auch auf Kosten einiger Badegäste die vernünftige Einrichtung getroffen worden, dass ein Platz so wie in Doberan abgegrenzt ist, in dessen innerem Raum Damen baden. Der Weg zum Bade-Platze der Frauen ist in der Sommerhitze durch den losen glühenden Sand höchst beschwerlich. Für einen wirklichen Kranken ist es hier nichts. Es kommen und sind auch schon viele Fälle vorgekommen, dass Gesunde sich krank baden. Wenn es hier regnet, so ist es rein um toll zu werden. Lobredner fehlen Warnemünde dessen ungeachtet doch nicht. Es scheint, als wenn die Rostocker darin etwas suchen, während der Badezeit in Warnemünde und zwar wie die Wasserratten zu leben. Warnemünde ist ihnen ein teurer Ort.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Doberan und seine Umgebungen.