Vorgeschichte.

Das kleine nur etwas über 5200 Einwohner zählende Landstädtchen Doberan, das durch seine landschaftlichen Reize so manchen Besucher bezaubert, hat eine alte Geschichte, die hinabführt bis in die graue Vorzeit. Daran erinnert uns die mächtige gotische Kirche, verschiedene sonstige Gebäude und so manches verfallene Gemäuer.
Aber nicht an der Stelle, die jetzt noch größtenteils von der alten Klostermauer umschlossen wird, ist die erste Gründungsstätte der ehemaligen Zisterzienser-Abtei Doberan zu suchen, sondern in dem etwa 3 Km. entfernten Althof (Altenhof, Alt-Doberan).
Zu dieser Zeit war Pribislav, der Sohn Niklots, Fürst der Obotriten. Als er nach langwierigen blutigen Kämpfen, in denen auch sein Bruder Wartislav den Tod fand, dem gewaltigen Sachsenherzog Heinrich dem Löwen erlegen war, ließ er sich im Jahre 1164 oder 1167 — die Zahl steht nicht fest — taufen. Pribislav Söhnte sich sodann mit seinem bisherigen Gegner aus und erhielt von diesem sein Land zurück. Nun galt es, die Wunden zu heilen, die der furchtbare Vernichtungskrieg dem Vaterlande geschlagen hatte. Und Pribislav besaß den offenen Blick, sowohl außerhalb des Landes als auch bei den ins Land strömenden deutschen Kolonisten die Überlegenheit christlich-deutscher Kultur anzuerkennen. Zwei Dinge waren es besonders, worin in kultureller Hinsicht die Deutschen den Wen-den weit voraus waren: Die Deutschen konnten steinerne Häuser bauen und gebrauchten den ei-sernen Pflug, während die Wenden nur leichte Rohrhütten kannten und den hölzernen Pflug anwandten. So waren denn die Slaven, zu deren großem Stamme die Wenden gehörten, natürlich mit ihrem nicht im Stande, den schwereren Boden zu beackern. Sie mussten sich für ihren kümmerlichen Getreidebau auf den leichteren Boden beschränken. Wir müssen uns das damalige Mecklenburg ebenso wie Pommern in seinen fruchtbaren Gegenden mit vielen Sümpfen und riesigen Waldungen bedeckt vorstellen. Schreibt doch der Bischof Otto von Bamberg, der Apostel der Pommern, dass er auf seiner zweiten Missi-onsreise im Jahre 1128 fünf Tage ununterbrochen durch Wald gezogen wäre.
Auch die Gegend von Doberan wird ebenso wie der größte Teil des mecklenburgischen Küstengebietes vom Klützer Ort (alter Name: Silva Clutae) an bis Ribnitz Wald gewesen sein. Überall, wo sog. Hagen-Dörfer liegen, spricht der Name dafür, dass hier von deutschen Ansiedlern gerodet ist, also ursprünglich Gehege oder Wald vorhanden war.
Es war daher nicht nur eine christliche Tat im Sinne der damaligen Zeit, sondern eine Tat von höchster Bedeutung für die kulturelle Entwicklung unseres Heimatlandes, als der Obotritenfürst den Orden der Zisterzienser in diese Wald- und Sumpfgegend berief. Den Anstoß hierzu werden seine Gattin Woizlawa, die eine norwegische Königstochter gewesen sein soll, und der Bischof Berno von Schwerin gegeben haben. Dass Woizlawa, wenn sie auch von Haus aus Christin war, als die alleinige Gründerin des Klosters anzusehen ist, dafür liegt kein Grund vor.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Doberan und seine Geschichte.