Das Kloster erblüht. Die ersten 100 Jahre bis 1273.

Doch nun wollen wir uns der Abtei Neu-Doberan zuwenden, wo, wie schon erwähnt, 1186 der neue Konvent aus Amelungsborn einzog. Da das Christentum sich jetzt in Mecklenburg immer weiter ausbreitete und christliche Fürsten das Land regierten, so ist es von nun an zu keiner Christenverfolgung hier mehr gekommen. So fing denn die Abtei bald an empor zu blühen. Schon Pribislav hatte große Flächen Landes dem Konvent geschenkt und manche der späteren Fürsten und verschiedene adlige Herren vergrößerten den Besitz noch. Wiggers und Compart haben ausführlich den Anfangbesitz des Klosters und dann das schrittweise Anwachsen desselben dargestellt. Ich will mich darauf beschränken, ebenso wie Schlie aus der Urkunde des Bischofs Hermann von Schwerin, den Zehnten-Besitz ums Jahr 1273 aufzuzählen d. h. diejenigen Orte, die an Doberan den Zehnten von allen ihren Einnahmen zu Zahlen hatten, aufzuführen. Als solche sind in der Urkunde genannt: Althof, Redentin, Farpen, Schulenberg, Parkentin, Stäbelow, Wilsen, Ivendorf, Allershagen, Bartenshagen, Nienhagen*), Steinbeck, Hütten, Hohenfelde, Stülow, Steffenshagen, Bollhagen, Reinshagen, Wittenbeck, Diedrichshagen, Boldenshagen, Jennewitz, Reddelich, Brusow, Dänschenburg, Freienholz, Marlekendhoop, Benekenhagen, Gallin, Zarchelin, Lübstorf, Drispet, Stowe, Kritzemow, Schwisow, Kartlow und Rethwisch. Wir sehen also, es gehörten der Abtei etwa das heutige Amt Doberan und noch viele Güter außerhalb desselben, da es sehr wahrscheinlich ist, dass das Recht, den Zehnten zu erheben, auf das Eigentum an dem betreffenden Orte schließen lässt. Mit ziemlicher Sicherheit ist übrigens anzunehmen, dass die sog. hagen-Dörfer, die 1273 aufgezählt werden, vorher noch nicht vorhanden waren, sondern erst von den fleißigen Mönchen hier gegründet sind, nachdem der Wald gerodet war. „Der Zisterziensermönch war eben,“ wie Raumer in seinem Aufsatz über die Zisterzienserklöster trefflich ausführt, „eine Zusammensetzung aus Bauer, Ökonom und Geistlichen. Von jeher zeichnete sich der Orden durch Häuslichkeit und Arbeit, durch Beförderung alles Nützlichen und durch weise Ökonomie aus. Bücherabschreiben war den Mönchen nur gegen eine besondere Erlaubnis des Generalkapitels gestattet, ebenso verbieten die ältesten Institutionen von Citeaux, dass die Mönche von fremdem Schweiß oder Verpachtung ihrer Güter leben sollten; sie befehlen ihnen vielmehr ihren Unterhalt durch eigener Hände Arbeit zu beschaffen. Die Ökonomie der Zisterzienser auf ihren Höfen oder Vorwerken (curiae, grangiae) war daher eine Art Musterwirtschaft für den Landbau des Mittelalters. — Besonders trug die dem Zisterzienserorden eigentümliche Einrichtung der Conversen zur Beförderung eines selbsttätigen Ackerbaues bei. Diese conversi (Conversbrüder) waren dem Orden angegliederte Laien, jedoch von den Laienbrüdern anderer Mönchsorden unterschieden, eine Art Halbmönche mit besonderer Tracht, zum Gehorsam und zur Ehelosigkeit ohne geistliche Gelübde verpflichtet. Sie säeten und pflügten selbst. Ja es finden sich Beispiele, dass sie Müller auf den dem Kloster gehörenden Mühlen waren. Mehrere solcher Conversbrüder lebten auf einem Hof (grangia) unter einem Hofmeister (magister curiae, auch rector genannt), welcher meist ein Mönch war, aber auch ein Converse sein konnte. — Dass die Zisterziensermönche von selbstgebautem Gute zehntfrei waren, beförderte ihren Trieb zur Landwirtschaft nicht wenig. — Wahr ist es, dass den ältesten Klöstern bei Einführung des Christentums beträchtliche Landstrecken überwiesen wurden. Allein sie werden in den Urkunden meistenteils als wüste unbebaute Striche (deserta) voller Sümpfe und Wälder geschildert. Der Wert des Geschenkes war also so groß nicht; im Gegenteil machten die Mönche das Ganze dem Landesherrn erst nutzbar. Nach wenigen Menschenaltern stand die einem Zisterzienserkloster geschenkte Wüstenei als ein blühender Landstrich voller Dörfer da.“ Diese Schilderung des bewährten Geschichtsschreibers über die Betätigung und die wirtschaftlichen Ordnungen der Zisterzienser im Allgemeinen lässt sich auf Doberan im Besonderen völlig übertragen. Überall auf den Wirtschaftshöfen der Abtei finden wir von Anfang an eine intensive Landwirtschaft, die vor Kosten nicht zurückschreckte und daher auf dem humusreichen Waldboden bald gute Erträge zu erzielen wusste. —



*) Bei Nienhagen ist zu bemerken, dass die See dort sehr abgespült hat, und dass der große Stein in der See im 18. Jahr-hundert noch 100 Schritt vom Ufer entfernt auf dem Lande lag.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Doberan und seine Geschichte.