1171 Die ersten Mönche kommen.

Wie vorher schon erwähnt ist, wurde also 1171 an der Stelle des heutigen Althof, 3 Km. von dem slavischen Dorfe Doberan entfernt, das Kloster Doberan gegründet. Über die Bedeutung des Namens „Doberan“ ist viel gestritten worden, ohne dass man zu einem bestimmten Resultat gekommen ist. Manche behaupten, er bedeute nach dem Slavischen: „Ort des Guten“ d. h. guten Gottes, weil hier ja eine heidnische Opferstätte gewesen sein soll. Andere bringen das Wort Doberan mit „dub“-Eiche und dem altbömischen „dubrana“-Eichenwald in Verbindung oder mit dem Dober- oder Daberbach bei Doberan und der Daber-Weide in einem Bruch in dieser Gegend. — Lange sollte sich nun aber die neue Abtei des Friedens nicht freuen. Pribislav stirbt am 30. Dezember 1178 an den Folgen eines Sturzes beim Turnier in Lüneburg. Es ist dies die Zeit des Zerwürfnisses zwischen Heinrich dem Löwen, dem Herzoge von Sachsen und Bauern, und dem Kaiser Friedrich Barbarossa. Natürlich hat dies seine Rückwirkung auch auf die Wenden, denn der Löwe, in seiner unbeschränkten Selbständigkeit hier im Norden ja sogar in seiner Stellung als Reichsfürst überhaupt aufs äußerste bedroht, sucht letztere auf seine reichstreuen Gegner zu hetzen. Gerne folgen die Wenden, die nur widerwillig unter der harten Hand des gewaltigen Sachsenherzogs ruhig gewesen sind, dieser Aufforderung und machen weite Beutezüge in deutsches Land. Zugleich betrachten sie dies aber auch als eine günstige Gelegenheit, das verhasste Christentum, das im Lande anfing Wurzel zu lassen, abzuschütteln. So ist ihnen denn auch das eben gegründete Kloster Doberan ein Dorn im Auge. Am 11. November 1179 wird die Abtei von einer größeren Schar Wenden überfallen, geplündert und niedergebrannt. Der Abt und 78 Mönche werden erschlagen. Acht Jahre hat die Abtei Alt-Doberan nur bestanden, und Sieben Jahre dauert es, bis der neue Konvent von Amelungsborn ins Land kommt (am 25. Juni 1186), um die Sache, für die die Ordensbrüder ihr Leben gelassen haben, fortzuführen. Aber nicht an der Stelle, wo das Märtyrerblut geflossen ist, wird die neue Abtei gegründet, sondern an dem Platze, wo wir heute noch das Meiste davon bewundern können. Der alte Hof des Klosters (daher später der Name „Althof“) wird zum Wirtschaftshof. Von den ehemaligen Klosterhäusern stehen noch zwei Gebäude. Von diesen ist zunächst die sog. Kapelle hervorzuheben. Nach Lisch ist diese das älteste Ziegelbauwerk in Mecklenburg und stammt aus dem 12. Jahrhundert. Natürlich ist damit nicht gesagt, dass der ganze Bau, wie wir ihn jetzt haben, so alt ist, sondern nur die ältesten Teile. Zu diesen Teilen gehört der westliche Giebel mit seinen romanischen Rundbogen. Dass das Portal gotisch ist kann nicht als ein Beweis dagegen betrachtet werden, dass dieser Giebel dem 12. Jahrhundert angehört. Dergleichen spätere Umbauten bei der Tür sind häufig vorgekommen. Der übrige Teil der kleinen Kirche stammt etwa aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, dafür haben wir Anhaltspunkte. Sie ist in formvollendeten Spitzbogen erbaut und besitzt viel Ähnlichkeit mit dem Oktogon in der Doberaner Kirche. Ob die ursprüngliche romanische Kirche die Abteikirche des ersten Konvents gewesen ist, oder ob sie eine Art Grabkapelle über den Gräbern der 78 erschlagenen Mönche darstellt, lässt sich nicht bestimmt sagen. Ich möchte das Erstere für das Wahrscheinliche halten. Die Kapelle, die inwendig sehr sehenswert ist, enthält die irdischen Überreste der früher schon erwähnten Woizlawa, der Gattin Pribislavs. Das Bauwerk hat manche Schicksale durchgemacht. Nach der Aufhebung des Klosters zur Reformationszeit bis zum Jahre 1822 ist es als Backhaus benutzt worden. Dass diese Verwendung für den Bau und besonders für die Verzierungen im Innern nicht sehr förderlich war, lässt sich denken. Im Jahre 1822 schlug der Blitz ein, und der damalige Herzog Friedrich Franz I. befahl jetzt, die Kapelle wieder in ihrer ursprünglichen Gestalt herzustellen. Der Großherzog selbst interessierte sich auf das Lebhafteste für die Wiederherstellungsarbeiten in den 20er und 30er Jahren. Als Beweis dafür mag angeführt werden, dass er die Inschriftsteine, die sich fanden, und die Überreste der Woizlawa in seinem Arbeitszimmer im Doberaner Palais aufbewahrte. Von da sind sie nach des Landesfürsten Tode 1837 nach Schwerin gebracht und dort sorgfältig gehütet worden, bis Woizlawas Gebeine 1852 in der Gruft vor dem Altar in der Althöfer Kapelle beigesetzt und mit einer bräunlich-grauen nordischen Marmorplatte überdeckt wurden. In den achtziger Jahren ist dann die letzte Renovierung und Herrichtung für den Gottesdienst durch den Geh. Baurat Möckel vorgenommen worden, und seit 1886 wird hier regelmäßiger Gottesdienst für die Gemeinde Althof und Hohenfelde gehalten. — Das zweite Gebäude, das noch aus der Klosterzeit dort vorhanden ist, ist die eine Scheune des Pachthofes. Deutlich sieht man von der Bahn aus die Bogenfenster und die Pfeiler. Im Innern befindet sich ein gotischer Bogengang, der mit 16 Spitzbogenöffnungen sich durch die ganze Länge des Gebäudes erstreckt. Der gotische Stil, der auch an den Fenstern hervortritt, spricht eigentlich dafür, dass dies nicht aus der aller ersten Klosterzeit stammt. Was es aber gewesen sein mag, darauf lässt sich schwer Genaueres antworten. Es ist ja möglich, dass es als Refektorium gedient hat. —

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Doberan und seine Geschichte.