Bad Doberan - erstes Seebad auf dem europäischen Festland

Bei Bad Doberan nahe Rostock entstand das erste Seebad auf dem europäischem Festland. Der Medizinprofessor und spätere Badearzt Samuel Gottlieb Vogel initiierte nach dem Vorbild englischer Seebäder und in Anlehnung an Bad Pyrmont den Kurort an der See. Schon in den Jahren zuvor hatten sich Gelehrte wie beispielsweise der Physiker Georg Christoph Lichtenberg für die Schaffung von Badeeinrich-tungen an der See stark gemacht. 1794, im gleichen Jahr als Vogels Schrift "Über Nutzen und Gebrauch der Seebäder" erschien, kamen bereits 300 Badegäste an die Ostsee.
Hatte Samuel Gottlieb Vogel in den 1790 er Jahren noch an ein Seebad einige Kilometer weit im Inneren des Landes gedacht, wünschten sich die Gäste bald direkt am Meer zu wohnen. So entstand in Heiligendamm ein feudales Seebad, mit prächtigem Kurhaus, den berühmten weißen Villen und der Seebrücke. Die ersten Badeeinrichtungen waren den Männern vorbehalten, erst 1802 wurde in Heiligendamm ein kleines Damenbad am Strand eingerichtet.
Christoph Wilhelm Hufeland beschreibt in seiner "Makro-biotik oder die Kunst das menschliche Leben zu verlän-gern"* 1796 die Vorzüge des Seebades:
"Ich kann hier nicht umhin, des Seebads zu erwähnen, das durch seine reizende und eindringende Kraft unter den Mit-teln zur Hautkultur obenan steht, und gewiss eins der ersten Bedürfnisse der jetzigen Generation erfüllt, die Haut zu öff-nen, und das ganze Organ und dadurch das ganze Nerven-system neu zu beleben. Es hat dieses Bad zwei große Vor-züge, einmal, dass es ungeachtet seiner großen Heilkräften in Krankheiten, dennoch als das naturgemäßeste Hilfsmit-tel, auch bloß zur Erhaltung und Befestigung der Gesund-heit, von Gesunden benutzt werden kann, was bei einer Menge anderer Bäder nicht der Fall ist, die einem Gesun-den schaden. … Der andere Vorzug ist die Seeluft, und selbst der ganz unbeschreiblich große und herrliche An-blick der See . . ."

*) Ein Meilenstein auf dem Gebiet der körperlichen und geistigen Hygiene. Das klassische Werk moderner Geria-trie. Hufeland, der große Volkserzieher, war Hofmedikus in Weimar und Freund von Goethe, Schiller, Herder u. Wie-land. Sein bereits in seiner Jenaer Zeit erschienenes Hauptwerk wurde in alle Kultursprachen übersetzt, sogar ins Chinesische. Dieses Buch, ein klassischer Canon der Krankheitsprophylaxe, ist heute noch so aktuell wie vor über 200 Jahren. Das Titelblatt enthält als Motto die Worte Goethes: "Süßes Leben! Schöne freundliche Gewohnheit des Daseiyns und Wirkens! - von dir soll ich scheiden?" Das berühmteste medizinische Buch der Goethezeit.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Doberan (seit 1921 Bad Doberan)