Erste Fortsetzung

Vor allem bietet aber die Hauptstadt der Insel, Funchal, ein Panorama einzig in seiner Art und unübertroffen an Anmut und Lieblichkeit. Man fühlt sich unwiderstehlich angezogen von diesem reizenden Bilde, das, von der Natur mit allen Schönheiten ausgestattet. die Vorzüge der Tropen mit denen der gemäßigten Zonen in reichem Maße in sich vereint und namentlich auf den Nordländer einen unbeschreiblichen Zauber ausübt.

Funchal, an einer halbkreisförmigen Bucht der Südküste Madeiras gelegen, ist in einem Tale erbaut, dessen Hintergrund der Pico Arriero mit den beiden ihn begrenzenden Schluchten des Großen und Kleinen Curral bildet, und das sich nach dem Meere hin öffnet. Die Straßen der Stadt laufen vom Strande strahlenförmig nach dem Gebirge hinauf, und sie nimmt dadurch sowie durch ihre weitläufige Bauart einen bedeutenden Flächenraum ein. Nur unten am Strande stehen die Häuser näher aneinander, obwohl auch hier ein jedes derselben von einem Garten umgeben ist. Das westliche Ende Funchals begrenzt eine runde circa 200 Schritt vom Strande steil aus dem Meere emporsteigende Klippe. der Loo-Felsen, der stark befestigt ist und mit seinen Batterien die Reede beherrscht. Die Spitze der sich wie eine Pyramide am Gebirgsabhange hinaufstreckenden Stadt bildet die über 2.000 Fuß hoch liegende Bergkirche, deren blendend weiße Mauern mit ihren beiden Türmen aus einem reichbelaubten Walde von Eichen. Walnuss- und Kastanienbäumen hervorblicken. Diese Kirche ist gewöhnlich das Ziel der Reisenden, welche einen Spazierritt nach einem der beiden Currals unternehmen, und man genießt von ihr aus eine der schönsten Aussichten, die man sich denken kann.


Der Meeresboden läuft bei Madeira ungemein steil auf. Dreitausend Schritte von der Küste beträgt die Tiefe schon über 1.500 Fuß, und die Schiffe müssen deshalb in unmittelbarer Nähe des Strandes ankern. Als wir uns dem Ankerplatze näherten, wurden wir von einigen zwanzig Booten umringt, die nur auf die Ankunft des Quarantäneboots warteten, um sich auf uns wie Geier auf ihre Beute zu stürzen. Sobald dasselbe erschienen war und uns freie Kommunikation mit dem Lande gewährt hatte. wurden wir auch sofort geentert, und bald konnte man vor Geschrei sein eigenes Wort nicht verstehen. Jeder wollte zuerst anlegen, jeder zuerst seine Dienste anbieten. Lieferanten, Schlächter, Bäcker, Waschfrauen, Knaben, die nach in das Meer geworfenen Silbermünzen tauchen wollten, alles schrie, gestikulierte und lärmte mit südlicher Lebendigkeit durcheinander, und es gehörten ebenso gute Nerven als Energie dazu, um in dieses Getümmel etwas Ordnung zu bringen, das uns anfänglich zwar amüsierte, bald aber unausstehlich wurde.

Bald jedoch litt es uns nicht mehr an Bord. Die Dauer unseres Aufenthaltes auf der Insel war sehr beschränkt, und wir beeilten uns, nachdem wir unsere schmachtenden nordischen Leiber mit dem Safte und Fleische goldiger Apfelsinen und Bananen erquickt, sobald als möglich an das Land zu kommen.

Das Landen in Madeira ist schwierig und kann nur mit den eigens dazu erbauten Booten der Insel geschehen. Es existiert nämlich weder eine Mole noch ein Hafen, sondern man lässt sich mit der Brandung an den Strand setzen. Während dann die erste Welle verläuft, fassen sechs bis acht Männer das Boot, unter dessen Vorderende Walzen gesteckt werden, und ziehen es mit seinem ganzen Inhalte hoch auf den Strand, sobald die nachfolgende Welle angerollt kommt und helfend nachschiebt. Für den Laien sieht die Sache ziemlich gefährlich aus, die Bootsleute sind jedoch so geschickt, dass man immer trockenen Fußes ans Land steigt. Hier wiederholte sich die Szene, die bereits an Bord spielte, und man konnte sich nur mit Gewalt einen Weg durch die uns bestürmenden Führer, Pferdeverleiher, Träger und Bettler bahnen.

Beim Eintritt in die Stadt wird man angenehm durch die große Reinlichkeit der Straßen und Häuser berührt, eine Wahrnehmung, die man sonst in portugiesischen Städten nicht zu machen gewohnt ist. Die Häuser sind sämtlich weiß angestrichen und sauber; die Straßen zur Abhaltung der Sonnenstrahlen zwar sehr eng gebaut, aber gleichfalls ausnehmend reinlich und sehr sorgsam gepflastert, wenn auch auf eine Weise, die unseren verwöhnten Füßen durchaus nicht angenehm ist. Die Steine haben nämlich keine platte Oberfläche, sondern bestehen aus ovalen Kieseln, deren Spitzen auseinanderstehen, sodass man sehr bald durch schmerzende Füße auf diese Eigentümlichkeit aufmerksam gemacht wird. Der Grund dieser sonderbaren Art zu pflastern liegt in den Bodenverhältnissen. Die steilen Straßen erlauben keine Räderwagen als Transportmittel, und die Wagen bestehen nur aus Kutschkasten, die auf Schleifen ruhen und von Ochsen gezogen werden. Die Kieselpflasterung bietet einerseits den Schleifen eine nur geringe Reibung und verschafft andererseits den Ochsen einen sichern Tritt, erfüllt also vollständig ihren Zweck.
Madeira, Azaleas, Quinta Ilheos

Madeira, Azaleas, Quinta Ilheos

Madeira, Bignonia Venusta

Madeira, Bignonia Venusta

Madeira, Blick auf den Hafen

Madeira, Blick auf den Hafen

Madeira, Blick auf die Berge

Madeira, Blick auf die Berge

Madeira, Blumenmädchen

Madeira, Blumenmädchen

Madeira, Cypress and Daisies

Madeira, Cypress and Daisies

Madeira, Cypress Avenus, Quinta Stanford

Madeira, Cypress Avenus, Quinta Stanford

Madeira, Datura, Quinta Vigia

Madeira, Datura, Quinta Vigia

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