12. bis 19ten May 1813.

haben in einem Punkt concentriren können, der weniger als 10 bis 12 Meilen von der Elbe entfernt lag. Auch wurde dieser Punkt alsdann durch die Umstände und nicht durch freye Wahl bestimmt. Die politischen Verhältnisse schienen aber zu erfordern sich die Wahl dieses Punktes nicht nehmen zu lassen.
Oestreich hatte als vermittelnde Macht die billigen, von aller Eroberungs-Sucht entfernten Grundsätze kennen lernen, welche in den Cabinetten der verbündeten Mächte herrschten. Es mußte darin nur seine eignen, den vorherrschenden Wunsch nach Frieden, und zwar einen dauerhaften Frieden finden.

Die Bewaffnung dieses Staats konnte daher den Verbündeten nie gefährlich erscheinen, im Gegentheil mußten sie ihn als einen Alliirten erkennen, wenn er Zeit bekam seine Kräfte zu entwickeln, und nicht in eine ganz ungünstige militairische Lage gesetzt wurde. Um dieses letzte zu bewürken, mußte die combinirte Armee sich so aufstellen, daß sie der französischen Armee verwehrte, sich zwischen sie und Oestreich zu drängen, und dieser Grundsatz wurde nach dem Uebergang über die Elbe der Leitfaden aller Operationen.


Es ward daher beschlossen, die ganze Armee in einem Lager bey Bautzen zu versammeln. Die preußische Armee hatte das Corps des General v. Kleist über Großenhayn und Camenz, und 4000 Mann neue aus Schlesien angekommene Infanterie an sich bezogen, so daß sie stärker als bey Groß-Görschen ins Gefecht gehen konnte.

Die russische Armee erwartete die Belagerungstruppen von Thoren unter General Barclay de Tolly, und ein Beobachtungs-Corps unter General v. Sacken, welches im Großherzogthum Warschau gestanden hatte. Die Ersatzmannschaften der Armee waren auf dem Wege, und ihnen folgte eine große Reserve-Armee unter General Labanos; allein von allen diesen Gruppen konnte nur das Corps des General Barclay de Tolly gegen die Mitte des Mays in der Gegend von Bautzen eintreffen, die übrigen waren noch um 30 Märsche zurück.

Vielleicht wäre es unter diesen Umständen zweckmäßig gewesen, einer Schlacht auszuweichen, und den Feind noch 15 Märsche nachzuziehen, ihn alsdann aber anzugreifen; indeß abgerechnet das Unangenehme mit einer tapfern und ungeschlagenen Armee ohne Schlacht zurück zu gehen, und den moralischen Eindruck abgerechnet, den ein Rückzug auf die Armee selbst und die hohen Mächte, deren Unterstützung wir erwarteten, machen mußte, was konnte uns begegnen, wenn wir die Einleitung einer Schlacht annahmen? Unsre zahlreiche und überlegene Reiterey erlaubte uns jeden Augenblick das Gefecht abzubrechen, und durch sie unsern Rückzug zu decken.

Nach dieser Ansicht bezog den 12ten May die ganze combinirte Armee eine Stellung bey Bautzen, welche im Plan der Bataille näher angegeben ist, und ließ Arriergarden gegen Bischofswerda und Closter Marienstern stehen. Der linke Flügel des Lagers wurde verschanzt, und die Dörfer Baschüz und Jenkowiz zur Vertheidigung eingerichtet. Der rechte Flügel stand auf den Höhen zwischen Pliskowitz und Kreckwitz, und appuyirte sich an die Teiche welche sich von Preititz nach Malschütz ziehen.

So lange das linke Ufer der Spree von unsrer Cavallerie besetzt blieb, war der rechte Flügel hinlänglich gesichert, indeß wenn sich der Feind den Uebergang von Klix öffnete, so konnte er über Preitiz und Klein Bautzen, oder im größeren Creise über Baruth und Würschen unsern rechten Flügel umgehen, und wir wurden genöthiget die Position zu verlassen.

Daher wurde das Corps des General Barclay de Tolly bestimmt, den äußersten rechten Flügel einzunehmen, und dazu eine Position auf dem Windmühlenberg bey Gleima ausersehen, aus welcher man leicht den rechten Flügel bis auf die Höhen bey Baruth verlängern konnte. Am 16. und 17ten May kam das Corps von Barclay de Tolly an, und setzte uns in den Stand um circa 20,000 Mann stärker als bey Groß-Görschen zu fechten. Nach verschiedenen nichts entscheidenden Gefechten der Arriergarde, war solche bis nach Bautzen zurückgezogen, und dort aufgestellt worden, wie der Plan es angiebt. Der Feind hatte die Brücke von Dresden hergestellt, war am 12tenMay übergegangen, und hatte sich mit einem Corps, dessen Stärke man nicht kannte, Bautzen gegenüber, in einer sehr starten und schwer anzugreifenden Position, verdeckt aufgestellt.

Man darf wohl annehmen, daß der Führer der französischen Armee als er sah, daß die combinirte Armee die Ufer der Elbe verließ, schliessen mußte:
,,Die combinirte Armee zieht sich hinter die Oder,“ denn die ersten Bewegungen der französischen Corps auf dem rechten Ufer der Elbe deuten auf diese Voraussezzung. Es waren die französischen Corps bey Dresden, bey Meissen, Belgern und Torgau an der Elbe angekommen, und dirigirten sich auf den Strassen, auf welchen sie schon standen, gegen die Oder.

Als man französischer Seite entdeckte, daß die combinirte Armee bey Bautzen Halt gemacht habe, wurde alles dahin dirigirt, wo nun eine Schlacht entscheiden mußte.

Am 18ten ging bey der combinirten Armee die Nachricht ein, daß das 5te französische Armeen Corps über Hoyerswerda anrücke das 3te französische Armeen Corps ihm folge.
Da dadurch die Gewißheit erlangt wurde, daß die französische Armee noch nicht zur Vereinigung gekommen war, so mußte es zugleich als nothwendig erscheinen, einen Theil der Armee, den bey Bautzen stehenden, oder den dahin marschirenden, vor ihrer Vereinigung anzugreifen, und zu schlagen. Es wurde für besser gehalten, das noch im Marsch befindliche 5te Corps, dessen Vereinigung mit dem 3ten, wie man glaubte, noch nicht geschehen seyn konnte, anzufallen, und ihm einen empfindlichen Schlag beyzubringen, nach welchem man dann am folgenden Tag das Corps vor Bautzen, auf der Strasse von Camenz her vortheilhaft attaquiren konnte. Es erdielt daher der General Barclay de Tolly, nebst dem v. Yorkschen Corps den Auftrag zum Angriff auf das 5te Corps. Er wurde am 19ten dergestalt ausgeführt, daß General Barclay den Feind, nachdem er ihn bey Königswartha im Marsch traf, attaquirte, warf, 10 Canonen eroberte und circa 1000 Gefangne machte.
General v. York, der in einer andern Colonne, zur Rechten des General Barclay marschirte, stieß bey Weißig auf den Feind, fand ihn aber sehr überlegen. Es war das 3te französische Corps, welches sich bereits mit dem 5ten vereinigt hatte. General v. York unterhielt das Gefecht bis in die Nacht, worauf sich beide Generale mit Zurücklassung ihrer Cavallerie, die ihnen am 20sten folgte, wieder über die Spree zurückzogen. -

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die preußisch-russische Campagne im Jahre 1813