Einleitung.

Im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Lebens steht der Mensch, schrankenlos im Wollen und drängend nach Rechten, beschränkt im Können und zögernd in Pflichten. Aus diesen verborgenen Quellen der Persönlichkeit kann nie eine endgültige Lösung, nur eine Vervollkommnung unter gegebenen Verhältnissen, entstehen, weder eine absolute Freiheit noch Wahrheit, nur der Drang nach beiden — die Harmonie der Zeit in dem ewig Werdenden. In diesem Werdegang bedarf die Menge als unverantwortliche und unbewusste Persönlichkeit der Führerschaft der Tüchtigsten. Vernunft gab die Natur dem Einzelnen, nicht der Menge; und nicht der Wille der Menge, diese Waffe der Selbstentwertung, nur die Läuterung der persönlichen Freiheit kann die Grundlage für die Auswahl der Tüchtigen bilden, die zur Führung im kleinen und großen berufen sind. Keine Freiheit ohne Sorge, kein Recht ohne Pflicht. Die Entwicklung des ursprünglichen Triebs der Menschen — Selbstinteresse und Selbstbeherrschung aus Selbstinteresse — zur erkannten Pflicht, zur bewussten Freiheit, ist das Ziel, dem nahezukommen nur die im wirtschaftlichen Leben gestählte persönliche Verantwortlichkeit ermöglicht. Mit gutem Grund stellt daher die moderne Welt die wirtschaftlichen Fragen als greifbare Wirklichkeit und Voraussetzung aller kulturellen Wohlfahrt in den Vordergrund. In Zeiten wirtschaftlicher Schwäche und Ungerechtigkeit lehrt alles andere ohne Erfolg. Alle idealen Fortschritte haben allgemeinen Wert nur insofern, als sie mittelbar oder unmittelbar auf das höchste Problem, die soziale Gerechtigkeit einwirken, d. h. auf die Aussöhnung der Einzelinteressen unter sich von Person zu Person, nicht auf ein Gesamtwohl, einen verschwommenen Begriff.

Diese Entwicklung wird sich stets in Gattungen und Berufskreisen vollziehen. Aus allgemeinen Gleichheitsgemeinschaften erhält der Einzelne mehr Schlechtes als Gutes. Die Befähigten, Arbeitsamen, Verdienstvollen, zur Führung Geeigneten haben stets einen Vorrang gegenüber den Übrigen, ebenso wie die in einem Berufe Tätigen stets ihre gemeinsamen Interessen vertreten werden. Aber kein Stand und Beruf darf die anderen unterschätzen, die Tüchtigkeit im ganzen oder einzeln verdrängen. Nicht in einem vom Staate gegebenen Vorrang, nur in der eigenen, das Minderwertige ausschaltenden Tätigkeit beruht die Lebenskraft von Ständen und Klassen. Das Verlangen nach Tüchtigkeit muss mit unerbittlicher Konsequenz derart gestellt werden, dass vor der größeren Intelligenz auch die Tradition weichen muss. Nur als Persönlichkeit wirkt der Mensch auf die Menschen; sein Tüchtigkeitsgrad im einzelnen bemisst sich nach der Größe des Nutzens, den sein Egoismus den andern bringt. Diese Wirkung im ganzen ist die höchste Leistung der persönlichen Freiheit und berechtigt durch Unabhängigkeit, Festigkeit und Verantwortlichkeit zu der Forderung: „Wer die persönliche Freiheit liebt, muss die Ausartung bekämpfen.“ Zum Widerstand gegen den Wirrwarr unreifer Bestrebungen gehören mehr Vernunft und Mut, als zum Gegenteil.


Kurz gesagt: Kein wirtschaftlicher Fortschritt ohne bahnbrechende Gedanken und schaffende Hand, ohne Abwehr der Mittelmäßigkeit, Leidenschaft und der Scheingrößen, dieser Plagen jeder Zeit.

Nur wenige überragende Persönlichkeiten können mit elementarer Kraft aus verworrenen Zuständen zu neuen Zielen führen; sie sind zur Verneinung des Satzes berechtigt, dass, wer die Freiheit will, sie auch ihren Feinden nicht beschränken dürfe. Fehlen solche Führer, ist es für den einzelnen das Weiseste und für das Ganze das Beste, an der Verallgemeinerung der inneren Tüchtigkeit der Bevölkerung durch den Ausbau der gewonnenen Grundlagen nach den nächstliegenden Zielen zu arbeiten, statt mit der rücksichtslosen Verfolgung letzter Ziele alles zu verwirren und den einzelnen vor die Wahl zu stellen, Terrorismus zu ertragen oder zu üben.