Anhang. Anmerkungen.

1. Zu Ziff. 5.

Für statistische Nachweise einer Aufwärtsbewegung der Bodenwerte und Rohstoffpreise ist deren Verhältnis zu dem allgemeinen, die Gewerbe und Handelstätigkeit mitumfassenden Preisniveau darzulegen und bei der Vergleichung der Perioden der Verkehrsisolierung mit denjenigen des internationalen Verkehrs der besonderen umstände zu gedenken, unter denen sich für ein gegebenes Gebiet die Wertbewegung vollzog, überdies wirken auf eine äußerliche Steigerung der Grundstückswerte: rationellere Betriebsmethoden, erhöhter Kapitalaufwand infolge der feineren Kulturen, Nachfrage aus persönlichen Neigungen, Spekulation, die in guten Zeiten zur Überzahlung, in schlechten zum Zwangsverkauf mit Schleuderpreisen treibt. Infolge solcher künstlichen Wertberechnung kann ein innerer Entwertungsprozess lange verschleiert bleiben, bis sich die Wertregulierung nach den wirklichen Reinerträgen im Wege der Krisen vollzieht.


2. Zu Ziff. 5.

Der Pachtzins ist kein Beweis gegen den Überwälzungsprozess. Es handelt sich bei einer Verpachtung nur um die Teilung des Ertrags unter zwei Personen. Die gleiche wirtschaftliche Qualität des Verpächters und Pächters vorausgesetzt, wird der Ertrag des Grundstückes durch das Pachtverhältnis nicht größer, als sonst. Der Pächter erhält nur für sein Risiko, seine Unternehmertätigkeit und seine Arbeit eine höhere Vergütung, als er sonst als unselbständiger Lohnarbeiter an Lohn empfangen würde, und der Verpächter bescheidet sich mit einem Anteil an dem Ertrag, den er als Selbstbewirtschafter ganz beziehen würde. Sonach: eine innere Angelegenheit der Beteiligten ohne Schädigung Dritter, solange sich nicht im allgemeinen aus den Pachtsystemen Schäden entwickeln.

3. Zu Ziff. 6.

Besonders wichtig ist die Tätigkeit der Kommunalverbände in der Pflege der Sozialinteressen der einzelnen. Ihnen liegt es ob, bei Überfüllung von Orten mit wandernden Arbeitskräften in Kollisionsfällen den sesshaften und verheirateten Arbeitern einen Vorsprung einzuräumen, unlauteren Erscheinungen im Kleinhandel mit allgemeinen Bedarfsgegenständen entgegenzuarbeiten u. s. w. Auch für die Arbeitsvermittlung bei Arbeitslosigkeit, Kontrolle über Nebenverdienste und gegen Missbrauch sind diese Verbände vorzugsweise geeignet. Die Auflösung bedrohter Arbeitszweige vollzieht sich zumeist derart, dass die besseren Arbeiter den Arbeitszweig verlassen, und der zurückbleibende, weniger tüchtige Teil nicht mehr bestehen kann. Das öffentliche Eingreifen bei Erschütterung wichtiger Arbeitszweige durch Förderung des Unternehmungsgeistes auf anderen Gebieten muss daher rechtzeitig erfolgen, nicht erst dann, wenn die Sparreserven aus besseren Zeiten aufgezehrt sind.

4. Zu Ziff. 7.

Ein Produktionsprozess umfasst den Aufwand in Hauptund Hilfsstoffen, für Herstellung und Unterhalt der besonderen Hilfsmittel, und der zu ihrem Betrieb erforderlichen Gegenstände, ferner einen Anteil an den wissenschaftlichen und allgemeinen öffentlichen Einrichtungen, die eine Voraussetzung der Gesamtproduktion bilden. Die Produktionsstufen sind stets durch ein gemeinsames Interesse verbunden. Die Rohbaumwolle bildet in der Spinnerei das Kapital, zu dem sich durch die Entwicklung der natürlichen Stoffeigenschaften und die neue Arbeit des Spinners neuer Aufwand gesellt — ein Vorgang, der sich durch die folgenden Perioden der Weberei, Druckerei, Färberei, Kleideranfertigung, des Handels einschließlich der Aufbewahrung hinzieht bis zum Kapitalverbrauch durch Entnahme des Gegenstandes zum Genuss. Anders bei den Produktionszweigen, die teils allumfassenden Erscheinungen unterliegen (Bewegungen des Arbeitsmarkts, Geld- und Kapitalkrisen), teils nur im einzelnen betroffen werden (Rohstoffernten, Erfindungen, Konsumveränderungen). Künstliche Produktionserzielungen haben keinen Bestand; dagegen bekunden lange Zeit heimische Produktionszweige zumeist hohe Widerstandskraft gegen neue Konkurrenz. Je allgemeiner der Bedarf für einen Gegenstand ist, desto selbständiger wird der Produktionszweig sein und je mehr sich die allgemeine Lebenshaltung verbessert, desto mehr wird die Familie als Selbstproduzentin ihres eigenen Bedarfs ausscheiden.

6. Zu Ziff. 9.

Die Theorie, dass der Kapitalbesitzer den Zins als Prämie dafür beziehe, dass er ein Gut, das er konsumieren konnte, der Produktion beließ, ist irrig. Im Gegenteil: bei der Kapitalbildung kommt ein höheres Genussziel in Frage; das Kapital wird nur vorläufig nicht in Genuss genommen, um demnächst nach Umfang und Gehalt noch besser konsumieren zu können. In welchen Widerspruch tritt diese Enthaltsamkeitstheorie mit der Erscheinung, dass bei ungünstigem Erfolg der Besitzer keinen Zins bezieht, eventuell sogar sein Kapital verliert, während er doch auch hier das Opfer des Genussaufschubs gebracht hat. Ebensowenig ist sein Risiko, dass das Kapital verloren gehen kann, die Quelle des Zinses; nur in bezug auf die Höhe kommt diese Gefahr in Betracht.

6. Zu Ziff. 9.

Je mehr die einfachen Dienstleistungen in Frage stehen, desto größer ist das Bedürfnis nach fester Abfindung. Jedes Wirtschaftssystem muss für die mit den einfachen Dienstleistungen beschäftigten Arbeiterkreise im voraus eine bestimmte Quote aus dem Gesamtertrag der Produktion ausscheiden, und für alle Fälle sicherstellen.

7. Zu Ziff. 9.

Sobald das Barometer der Wechselkurse eine Überreizung der Handelsbeziehungen bekundet, bildet das Metallgeld nicht nur das internationale Zahlungsmittel, sondern auch den Gegenstand selbständiger Spekulation, oft zum Nachteil des heimischen Geldumlaufs, Waren- und Effektenmarktes, wenn nicht die leitende Zentralbank mit energischen Maßregeln entgegentritt. — Vgl. die Schrift des Verfassers: „Die Lehre von den auswärtigen Wechselkursen“. Leipzig, Duncker u. Humblot 1881. —

8. Zu Ziff. 10.

Im einzelnen soll Deckung gegeben sein: für die Erhaltung und Erziehung der Familie, für einen Betriebsfonds zur Führung des Haushalts, für die Beschaffung, Instandhaltung und Verbesserung der Arbeitswerkzeuge und für die Entwicklung der individuellen, den Übergang zu den höheren Arbeitsstufen erleichternden Arbeitseigenschaften. Öffentliche Einrichtungen namentlich auf dem Gebiete der Erziehung und Bildung, Gesundheitspflege, Wohnungsfürsorge können viel zur Verbesserung der geringsten Lebenshaltung beitragen.

9. Zu Ziff. 10.

Der Besitzwert steigt daher nicht entsprechend dem ganzen, aus einer neuen Maschine entstehenden Mehrertrag.

10. Zu Ziff. 11.

Vorausgesetzt, dass die Verlangsamung der Produktionsweise den Ertrag nicht schädigt, ist es ohne Belang, ob ein Produktionsakt von zwei Arbeitern an einem Tage, oder von einem Arbeiter an zwei Tagen verrichtet wird. Die Kapitalkraft kommt in beiden Fällen nicht rascher, als die sie hebende Arbeit zur Wirkung.

11. Zu Ziff. 11.

Sobald bei der Mehrzahl gleichartiger Unternehmungen eine Erhöhung des Lohnsatzes Platz greifen kann, wird die unter ungünstigen Verhältnissen tätige Minderheit über kurz oder lang den gleichen Lohnsatz gewähren oder den Betrieb einstellen müssen. Anderseits wird der Lohn eine sinkende Tendenz nehmen, wenn die Mehrzahl der Unternehmungen wegen sinkenden Ertrages den Lohnsatz ermäßigen muss. Die Arbeiter haben hiernach nicht nur daran ein Interesse, dass ihr Anteil bei den besseren Unternehmungen steigt, sondern auch daran, dass unsolide Unternehmungen, von denen ein Druck ausgeht, hintangehalten werden. Dagegen bringen Lohnerhöhungen, durch welche weniger ertragsfähige solide Unternehmungen zur Betriebseinstellung gezwungen werden, keinen dauernden Nutzen für die Arbeiter.

12. Zu Ziff. 11.

Wie schwer die Abwägung der Arbeiterinteressen unter sich unter einem kommunistischen System sein würde, zeigen schon die Schwierigkeiten, mit denen die Feststellung des Besoldungssystems für die im öffentlichen Dienste stehenden Beamten stets zu rechnen hat.

13. Zu Ziff. 12.

Eine Unterscheidung zwischen Gebrauchswert, d. h. der Tauglichkeit eines Gegenstandes für den Gebrauch des Besitzers und dem Tauschwert, d. h. seiner Tauglichkeit zum Fortgeben gegen den Erwerb eines andern ist ohne Bedeutung. Auch der eigene Gebrauch schätzt den Nutzen im Verhältnis zu den aus Eintauschgütern zu erhoffenden Vorteilen und Hand in Hand mit der Abwägung des Wertes eines Gegenstandes für den eigenen Gebrauch wird seine Fähigkeit gewürdigt, andere bei den Gebrauchsmotiven mit in Konkurrenz tretende Gegenstände einzubringen. Ebenso sind die Auflösungen des einheitlichen Wertbegriffes in unpersönliche Bezeichnungen wie Kauf-, Miet-, Pacht-, Nutzungs-, Erwerbs-, Ertrags-, Kostenwert nur besondere Ausdrücke für Detailpunkte oder Einzelzwecke bei der Wertermittlung.

14. Zu Ziff. 12.

Roggen, Weizen — Wolle, Baumwolle, Flachs — Brennholz, Kohle — Bauholz, Eisen — die verschiedenen Getränke — die verschiedenen Nahrungsmittel sind Gattungen mit einheitlichem Verwendungszweck. Auch kann ein Gegenstand mehreren Gattungen angehören, z. B. Holz für Bauzwecke, Heizung u. s. w.

15. Zu Ziff. 12.

Von großer Tragweite für die Preisbewegung ist die Zoll- und Eisenbahntarifpolitik. Die Zollpolitik darf nicht einseitig sein, beispielsweise die Interessen der Halb- und Hilfsfabrikation nicht zum Nutzen der Ganzfabrikation schädigen. Die Zölle fallen in der Regel demjenigen zur Last, der auf Preisdruck hinarbeitet, und werden vom Ausland getragen, je mehr dieses zum Verkauf gedrängt ist, auch gegenüber Ländern, die kaufen müssen. Ihre Wirkung ist weniger auf eine Steigerung der Preise, als auf Erschwerung des Preisrückgangs gerichtet. Großer Wert ist auf unparteiische und regelmäßige Preisnotierungen und Statistiken, sowie auf gute Organisation des öffentlichen Marktwesens zu legen. Für die Konkurrenzfähigkeit der Schwächeren kommen auch die Stärkung der Kreditkraft und Erleichterungen im öffentlichen Abgabewesen in Betracht.

16. Zu Ziff. 13.

Im einzelnen kommen hier in Betracht: das Bestreben, durch billige Anfangspreise ein Absatzgebiet zu begründen; eine lästige Konkurrenz durch Unterbieten zu beseitigen; behufs Erwerbung oder Verteidigung von Absatzgebieten billigere Verkaufspreise im Ausland als in dem durch Zölle geschützten Inland zu stellen; der Aufkauf größerer Mengen, namentlich von Rohstoffen zum Zwecke der Haussespekulation; die Anhäufung großer Vorräte an einem Ort für gewisse Eventualitäten trotz der Gefahr, bei deren Fehlschlagen zu Schleuderpreisen verkaufen zu müssen u. s. w.

17. Zu Ziff. 13.

Vgl. die Schrift des Verfassers: „Die Lehre von den auswärtigen Wechselkursen". Leipzig, Duncker u. Humblot 1881.

18. Zu Ziff. 13.

Vgl. die Schrift des Verfassers: „System der Handelsverträge und der Meistbegünstigung". Leipzig, Duncker u. Humblot 1884.

19. Zu Ziff. 14.

Die Diskontoschwankungen des Geldkapitals verschärfen die Krisen, statt ihnen vorzubeugen. Die Meinung, die Diskontoerhöhung sei der Regulator des wirtschaftlichen Lebens, weil sie die Überproduktion einschränke, übersieht, dass in Ursache und Wirkung die Personen nicht die gleichen sind. Die Waghalsigen können auch hohe Diskontosätze mehr oder minder lang ertragen. Dagegen wird die solide Produktion zur Einschränkung und zum Drucke auf die Löhne, namentlich im Kleinbetrieb gezwungen. Man sagt, die Eindämmung der Unternehmungslust durch hohen Diskont sei bei Knappheit des Metallgeldes gesund. Warum ist es notwendig, solche Fesseln durch das Geldwesen anzulegen? Es ist Raum für die Verwendung jeglicher nützlichen Produktion, und nicht das fehlende Verbrauchsbedürfnis, sondern die durch das Privilegium des Metallgeldes entstehende Unzulänglichkeit des Umlaufmitteldienstes ist an den Krisen schuld.

20. Zu Ziff. 14.

Die für manche Länder bestehende Schwierigkeit der Deckung ihrer Geldverbindlichkeiten ist eine wesentliche Ursache der Depression der internationalen Warenpreise; die Zinsen, desgleichen die Wertausgleichungen bei neuen Anleiheaufnahmen oder großen Effektenspekulationen werden, da im internationalen Verkehr Wertpapiere und Zinsscheine als Austauschmittel für Warenbezüge dienen, und umgekehrt, durch Warenausfuhr zu sinkenden Preisen eingelöst. — Ein großer Teil der öffentlichen Schulden ist in bezug auf Verzinsung und Tilgung nicht auf eigene Betriebseinnahmen fundiert, sondern auf den allgemeinen Staatshaushalt angewiesen; eine abschüssige Bahn, wenn es sich nicht um eine nur vorübergehende Aushilfe handelt. Die ersten Schritte gegen den Druck der aus dem Schuldkapital erwachsenden Geldforderungen bestehen in hoher Besteuerung, und der Herabsetzung des Zinsfusses durch zwangsweise Konvertierung.

21. Zu Ziff. 15.

Bei schweren Grundbesitzkrisen ist es unbedenklich, ohne Verletzung der Rechte Dritter eine öffentlichrechtliche Vermittlung hinsichtlich der Schuldenablösung oder des Eigentumswechsels eintreten zu lassen, eine Verschuldungsgrenze festzustellen und Übergangsverhältnisse durch Beteiligung öffentlicher Fonds zu erleichtern.