Zweite Fortsetzung
Dieses gilt von der Eisenbahn durch Südrussland, die gegenwärtig bis Rostow im Betriebe ist, und sobald sie — wofür ein Termin von 2 1/2 Jahren angenommen ist — das 620 Werst von Rostow entfernte Wladikawkas erreicht haben wird, in der Kosakenstaniza Prochladnaja (im NW. von Wladikawkas, an der Malka) einen Meridian durchschneidet, der um 14 Breitengrade Indien näher liegt, als Konstantinopel, der Ausgangspunkt der englischen Projekte. Da diese für ganz Nord- und Mitteleuropa, England selbst nicht ausgenommen, den kürzesten Weg nach Indien darstellende Bahn zum Teil vollendet, zum Teil aber ihrer demnächstigen Vollendung entgegensieht, so können wir uns des Nachweises ihrer Rentabilität enthalten und unsere Betrachtung dieses Weges von Prochladnaja an beginnen.
Gleichwie die kürzlich dem Betriebe übergebene Poti-Tifliser Eisenbahn, dem ursprünglichen Plane gemäß, in Kurzem zur Vereinigung des Schwarzen mit dem Kaspischen Meere durch die produktenreiche Osthälfte Transkaukasiens bis Baku weiter fortgeführt werden muss, so wird auch die Ciskaukasische bald in Petrowsk einen kaspischen Hafen erreichen. Die unbestreitbare Notwendigkeit, Transkaukasien mit dem Eisenbahnnetze des europäischen Russlands zu verbinden, was am leichtesten am Kaspischen Meere zu erreichen ist, hat schon seit Jahren Untersuchungen dieses Weges veranlasst. Die Strecke von der Staniza Prochladnaja bis Petrowsk beträgt 306 Werst leicht herstellbarer Eisenbahn, auf der als einziger bedeutenderer Kunstbau eine Brücke über den Fluss Ssulak zu erwähnen ist. Die Bahn von Petrowsk bis Baku ginge, nach den Studien des Obristen Romanow, längs der Küste des Kaspischen Meeres über so günstiges Terrain hin, dass auch die Entfernung von 340 Werst bei einspuriger Bahn bloß 844 Kubikfaden Erdarbeiten auf die Werst und als einzige Schwierigkeit eine Brücke über den Fluss Ssamur an der Grenze des Daghestan und des Gouvernements Baku kämen.
Betrachten wir die Dichtigkeit der Bevölkerung auf der im Bereiche des Terek-Landstriches gelegenen Strecke von Prochladnaja bis Petrowsk, so finden wir für den Kreis von Grosnoi 680, Kisliar 217 und Chassawjurt 470 Einwohner auf die Geviertmeile eine Bevölkerung, die auf den weiten Steppenstrecken, deren Bewässerung eben in Angriff genommen wird, bedeutend an Zahl zunehmen kann, während die benachbarte, durch ihren Waldreichthurri ausgezeichnete Tschetschnia sowohl für den Bau der Bahn, als für deren Betrieb reiche Hilfsquellen eröffnet. Die Naphthabrunnen des Terek-Landstrichs, wenngleich bisher noch nicht rationell bearbeitet, geben schon gegenwärtig 30.000 Pud Naphtha jährlich, zu welcher, gewiss leicht um das Vielfache zu steigernden Quantität an der Küste des Daghestan noch weitere 10.000 Pud hinzukommen. Die zahlreichen heißen Mineralquellen in der Nähe von Grosnoi, die schon seit Peters des Großen Zeit bekannt sind, sowie die von Miatly am Ssulak werden bei der, seit Bezwingung des Kaukasus gewährleisteten Sicherheit des Reisens, nicht verfehlen, zahlreiche Besucher an ihren heilkräftigen, in der herrlichsten Umgebung gelegenen Born zu locken. Die Turkmenen der Steppe gewinnen durchbrennen der Salzpflanzen gegenwärtig 20.000 Pud Soda jährlich, — eine Quantität, die bei steigender Nachfrage nach diesem Artikel zum Nutz und Frommen der russischen Industrie einer fast unbegrenzten Erhöhung fähig wäre. Was die sonstigen Produkte des Pflanzen- und Tierreichs betrifft, so ist im Terek-Landstriche unter den Nomaden der Steppen die Viehzucht sehr ausgedehnt, während die ansässigen Bewohner der Ebene viel Krapp, Reis, Baumwolle, Seide und Wein produzieren, welcher letztere von Kisliar und Mosdok aus, lange bevor noch der Weinbau in der Krim auftauchte, die Märkte Russlands zu versorgen begann.
Noch viel wichtiger aber, als diese lokalen Produkte eines Landstriches, der wie das Terek-Gebiet vor noch wenigen Jahren Tag und Nacht unter Wasser .stand und daher erst jetzt zu einem, seiner reichen Natur entsprechenden, industriellen Leben zu erwachen beginnt, ist für die Rentabilität einer Eisenbahn der hier stattfindende Durchgang von Frachtgütern benachbarter Gebiete. So senden die inneren Gouvernements des europäischen Russlands in den Hafen von Schandrukow im Terek-Delta alljährlich wenigstens für 2 Mill. Rubel Waren, meist zur Versorgung Transkaukasiens mit Manufaktur- und Kurzwaren, während das Kriegsministerium in manchen Jahren über 600.000 Tschetwert Getreide aus den Wolgaprovinzen zur Proviantierung der Kaukasischen Armee auf das Kaspische Meer befördert, die sich, außer einer bedeutenden Quantität von Kriegsmaterial, auf die Häfen von Sherebriakow an der nördlichen Terek-Mündung, Petrowsk, Baku und die Mündung der Kura verteilen.
Die größte Bedeutung jedoch für eine das Kaspische Meer erreichende Bahn hat der immense Reichtum dieses Binnenwassers an vorzüglichen, den weitesten Transport lohnenden Fischen. Nach Herrn N. J. Danilewskys Berechnung werden im Kaspischen Meere alljährlich im Durchschnitte 12 Millionen Pud, oder um 1/3 mehr, als der Gesamtertrag der vielberufenen norwegischen Fischereien im offenen Weltmeere ergibt, im Werte von 10 ½ Millionen nach jetzigen niedrigen Preisen dieser Ware, gefangen und nach dem Innern Russlands zur Versendung gebracht. Diese Masse der ausgezeichnetsten Nahrungsmittel, die bei guter Bereitung und schneller Beförderung vielmals ihren gegenwärtigen Geldwert vergrößern müsste, würde alsdann weit über die Märkte Russlands bis auf die Tafeln Westeuropas ihren Weg finden und ergäbe an sich allein das runde Jahr hindurch die volle Befrachtung von 50 bis 60 Eisenbahnwaggons täglich.
Betrachten wir nun die Linie von Petrowsk nach Baku, so müssen wir erwähnen, dass dieselbe am Fuße des Daghestanischen Alpenlandes hinstreicht, das auf die Quadratmeile durchschnittlich an 1.000 der nüchternsten, kräftigsten Einwohner zählt, die gegenwärtig in ihrem rauen Gebirge wenig mehr als Wolle (darunter den preiswürdigsten Ziegenflaum) produzieren, aber nur der Erweckung zur rührigsten Gewerbetätigkeit bedürfen. Schon seit Jahren bilden die Küriner oder Lesghiner nebst anderen Bergbewohnern die kräftigste und anstelligste Arbeiterbevölkerung auf den Krappfeldern Derbends und Kubas und stellen die willigsten Kräfte für schwere Erdarbeiten bei dem Bau von Straßen und Eisenbahnen.
Gleichwie die kürzlich dem Betriebe übergebene Poti-Tifliser Eisenbahn, dem ursprünglichen Plane gemäß, in Kurzem zur Vereinigung des Schwarzen mit dem Kaspischen Meere durch die produktenreiche Osthälfte Transkaukasiens bis Baku weiter fortgeführt werden muss, so wird auch die Ciskaukasische bald in Petrowsk einen kaspischen Hafen erreichen. Die unbestreitbare Notwendigkeit, Transkaukasien mit dem Eisenbahnnetze des europäischen Russlands zu verbinden, was am leichtesten am Kaspischen Meere zu erreichen ist, hat schon seit Jahren Untersuchungen dieses Weges veranlasst. Die Strecke von der Staniza Prochladnaja bis Petrowsk beträgt 306 Werst leicht herstellbarer Eisenbahn, auf der als einziger bedeutenderer Kunstbau eine Brücke über den Fluss Ssulak zu erwähnen ist. Die Bahn von Petrowsk bis Baku ginge, nach den Studien des Obristen Romanow, längs der Küste des Kaspischen Meeres über so günstiges Terrain hin, dass auch die Entfernung von 340 Werst bei einspuriger Bahn bloß 844 Kubikfaden Erdarbeiten auf die Werst und als einzige Schwierigkeit eine Brücke über den Fluss Ssamur an der Grenze des Daghestan und des Gouvernements Baku kämen.
Betrachten wir die Dichtigkeit der Bevölkerung auf der im Bereiche des Terek-Landstriches gelegenen Strecke von Prochladnaja bis Petrowsk, so finden wir für den Kreis von Grosnoi 680, Kisliar 217 und Chassawjurt 470 Einwohner auf die Geviertmeile eine Bevölkerung, die auf den weiten Steppenstrecken, deren Bewässerung eben in Angriff genommen wird, bedeutend an Zahl zunehmen kann, während die benachbarte, durch ihren Waldreichthurri ausgezeichnete Tschetschnia sowohl für den Bau der Bahn, als für deren Betrieb reiche Hilfsquellen eröffnet. Die Naphthabrunnen des Terek-Landstrichs, wenngleich bisher noch nicht rationell bearbeitet, geben schon gegenwärtig 30.000 Pud Naphtha jährlich, zu welcher, gewiss leicht um das Vielfache zu steigernden Quantität an der Küste des Daghestan noch weitere 10.000 Pud hinzukommen. Die zahlreichen heißen Mineralquellen in der Nähe von Grosnoi, die schon seit Peters des Großen Zeit bekannt sind, sowie die von Miatly am Ssulak werden bei der, seit Bezwingung des Kaukasus gewährleisteten Sicherheit des Reisens, nicht verfehlen, zahlreiche Besucher an ihren heilkräftigen, in der herrlichsten Umgebung gelegenen Born zu locken. Die Turkmenen der Steppe gewinnen durchbrennen der Salzpflanzen gegenwärtig 20.000 Pud Soda jährlich, — eine Quantität, die bei steigender Nachfrage nach diesem Artikel zum Nutz und Frommen der russischen Industrie einer fast unbegrenzten Erhöhung fähig wäre. Was die sonstigen Produkte des Pflanzen- und Tierreichs betrifft, so ist im Terek-Landstriche unter den Nomaden der Steppen die Viehzucht sehr ausgedehnt, während die ansässigen Bewohner der Ebene viel Krapp, Reis, Baumwolle, Seide und Wein produzieren, welcher letztere von Kisliar und Mosdok aus, lange bevor noch der Weinbau in der Krim auftauchte, die Märkte Russlands zu versorgen begann.
Noch viel wichtiger aber, als diese lokalen Produkte eines Landstriches, der wie das Terek-Gebiet vor noch wenigen Jahren Tag und Nacht unter Wasser .stand und daher erst jetzt zu einem, seiner reichen Natur entsprechenden, industriellen Leben zu erwachen beginnt, ist für die Rentabilität einer Eisenbahn der hier stattfindende Durchgang von Frachtgütern benachbarter Gebiete. So senden die inneren Gouvernements des europäischen Russlands in den Hafen von Schandrukow im Terek-Delta alljährlich wenigstens für 2 Mill. Rubel Waren, meist zur Versorgung Transkaukasiens mit Manufaktur- und Kurzwaren, während das Kriegsministerium in manchen Jahren über 600.000 Tschetwert Getreide aus den Wolgaprovinzen zur Proviantierung der Kaukasischen Armee auf das Kaspische Meer befördert, die sich, außer einer bedeutenden Quantität von Kriegsmaterial, auf die Häfen von Sherebriakow an der nördlichen Terek-Mündung, Petrowsk, Baku und die Mündung der Kura verteilen.
Die größte Bedeutung jedoch für eine das Kaspische Meer erreichende Bahn hat der immense Reichtum dieses Binnenwassers an vorzüglichen, den weitesten Transport lohnenden Fischen. Nach Herrn N. J. Danilewskys Berechnung werden im Kaspischen Meere alljährlich im Durchschnitte 12 Millionen Pud, oder um 1/3 mehr, als der Gesamtertrag der vielberufenen norwegischen Fischereien im offenen Weltmeere ergibt, im Werte von 10 ½ Millionen nach jetzigen niedrigen Preisen dieser Ware, gefangen und nach dem Innern Russlands zur Versendung gebracht. Diese Masse der ausgezeichnetsten Nahrungsmittel, die bei guter Bereitung und schneller Beförderung vielmals ihren gegenwärtigen Geldwert vergrößern müsste, würde alsdann weit über die Märkte Russlands bis auf die Tafeln Westeuropas ihren Weg finden und ergäbe an sich allein das runde Jahr hindurch die volle Befrachtung von 50 bis 60 Eisenbahnwaggons täglich.
Betrachten wir nun die Linie von Petrowsk nach Baku, so müssen wir erwähnen, dass dieselbe am Fuße des Daghestanischen Alpenlandes hinstreicht, das auf die Quadratmeile durchschnittlich an 1.000 der nüchternsten, kräftigsten Einwohner zählt, die gegenwärtig in ihrem rauen Gebirge wenig mehr als Wolle (darunter den preiswürdigsten Ziegenflaum) produzieren, aber nur der Erweckung zur rührigsten Gewerbetätigkeit bedürfen. Schon seit Jahren bilden die Küriner oder Lesghiner nebst anderen Bergbewohnern die kräftigste und anstelligste Arbeiterbevölkerung auf den Krappfeldern Derbends und Kubas und stellen die willigsten Kräfte für schwere Erdarbeiten bei dem Bau von Straßen und Eisenbahnen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die kaukasischen Eisenbahnen und der Überlandweg nach Indien.