Finanzielle Lage der jüdischen Einwanderer

Omnia sua secum portat — das antike Wort ist auf den jüdischen Wanderer ohne weiteres anzuwenden. Wie ist seine finanzielle Lage? Tab. XVIII gibt darüber sehr reiche Aufschlüsse. Es kamen auf den Kopf der jüdischen Einwanderer zwischen 7,3 und 24,4 Dollars, während bei der Gesamteinwanderung jeder Einwanderer zwischen 15 und 36,2 Dollars mitbrachte. Die Verbesserung, die in den vorletzten zwei Jahren eintrat und bei der Gesamtbevölkerung auch weiter anhielt, ist bei den Juden im Jahre 1913—1914 nicht mehr festzustellen. Die Zahl der jüdischen Geldträger ist überhaupt niedriger als bei der Gesamteinwanderung, da die Juden am meisten Kinder unter 14 Jahren und Frauen in ihren Reihen aufweisen. Jedoch stehen auch unter Heranziehung dieses Umstandes die Juden hinter der Gesamteinwanderung zurück, obwohl sie dann nicht mehr die ärmste Einwanderungsbevölkerung bilden. Das besprochene Moment wird allerdings zum Teil dadurch aufgewogen, dass die von den Juden mitgebrachte Geldsumme die Grundlage ihrer dauernden Niederlassung bilden soll, während die übrigen Einwanderer, die nur auf beschränkte Zeit nach Amerika kommen, und dazu noch meist ohne Familie, weniger Ausgaben zu machen haben. Die Juden müssen mit dem mitgebrachten Geld im Durchschnitt mehr Bedürfnisse decken als die übrigen Einwanderer.

Tabelle XVIII Finanzielle Lage der jüdischen Einwanderer


Die finanzielle Lage der jüdischen Einwanderer lässt mithin noch viel zu wünschen übrig. Die Zahl derjenigen, die 50 oder mehr Dollars mitbringen, beträgt zwischen 4 und 7,5 Proz. Nur im Jahre 1911—1912 beträgt der Prozentsatz der „Reichen" 8,7 Proz, Auch die Zahl der jüdischen Einwanderer, die gar kein Geld hatten, ist recht groß.

Tabelle XIX Zahl der zurückgewiesenen Juden in den Jahren 1912—1914

Tabelle XX Zahl der zurückgewiesenen Einwanderer in der italienischen, jüdischen und der Gesamteinwanderung in den Jahren 1912—1914

Tabelle XXI Bildungsverhältnisse der jüdischen Einwanderer

Es gab deren mehr als die Hälfte aller jüdischen Einwanderer; ziehen wir davon den Prozentsatz der Kinder ab, so bleiben doch 25 — 30 Proz. der jüdischen Einwanderer übrig, die völlig mittellos sich in der neuen Heimat einfanden.

Dementsprechend ist auch die Zahl der von der Landung Zurückgewiesenen bei den Juden zwar beträchtlich (in den letzten 3 Jahren 1,8 Proz,), jedoch kleiner als bei der Gesamteinwanderung (2,1 Proz.) und nicht größer als bei den Italienern (1,8 Proz.) (Tabellen XIX und XX) . Die meisten Juden wurden deshalb zurückgewiesen, weil die Annahme berechtigt war, dass sie der öffentlichen Armenpflege zur Last fallen könnten (40,9 Proz, aller Zurückgewiesenen). Bei der recht großen Anzahl von Juden lag ein ärztliches Attest über einen körperlichen oder geistigen Defekt vor, der die Fähigkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ungünstig beeinflussen könnte (in den Jahren 1912—1914 durchschnittlich 30,9 Proz). Bei den Italienern 39,2 Proz., bei der Gesamteinwanderung 18,8 Proz, Infolge von Trachomakrankheit wurden bei den Juden in den Jahren 1912 — 14 10,7 Proz. zurückgewiesen, bei den Italienern 7,2, bei der Gesamteinwanderung 8,6 Proz.