Die jüdischen Ärzte im Mittelalter
Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Mittelalter
Autor: Münz, Isak Dr. (1857-?), Erscheinungsjahr: 1887/1922
Themenbereiche
Mittelalter Reformationszeit Gesundheit, Medizin, Homöopathie Religionen & Völker Juden und Judentum
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Mittelalter, Wissenschaft, Medizin, Ärzte, Heilkunde, Heilkunst, Kulturgeschichte
Vorwort 1887
"Über die jüdischen Ärzte im Mittelalter"
Im Winter 1885 hielt ich in einem hiesigen wissenschaftlichen Vereine einen Vortrag über das Leben und Wirken der jüdischen Ärzte im Mittelalter. Bei der Kürze der Zeit, die mir einerseits zur Bearbeitung und andererseits auch zum mündlichen Vortrage dieses reichhaltigen und weitschichtigen Stoffes zugemessen war, konnte ich, so verlockend es auch war, bei manchem geschichtlichen Ereignisse länger stehen zu bleiben, diese oder jene bedeutende Persönlichkeit schärfer ins Auge zu fassen, doch nur den Gegenstand in seinen allgemeinsten Umrissen behandeln und die Hörer gleichsam wie im Fluge durch die verschiedenen Länder und Staaten des Mittelalters führen, in denen Ärzte jüdischen Glaubens gelebt und gewirkt haben. Später habe ich die einzelnen Teile der Darstellung erweitert, manches, was mir wichtig und interessant erschien, hinzugefügt, ohne jedoch im Allgemeinen die ursprüngliche Form, wie sie sich aus einem mehr freien mündlichen Vortrage ergibt, ganz ändern und die engen Grenzen, die ich mir anfangs gesteckt hatte, gar zu sehr überschreiten zu wollen. Es sollte dem Leser in etwas größerer Ausführung nur darbieten, womit sich der Hörer seinerzeit zufrieden gab.
Bei der Ausarbeitung des Gegenstandes schwebte mir folgende Dreiteilung vor. Zuerst wird an einzelnen Beispielen und Begebenheiten, ans der Fülle des Stoffes herausgehoben, von der ungeheuren praktischen und schriftstellerischen Tätigkeit, welch die Juden auf dem Gebiete der Heilkunde, sowohl im Morgenlande, als auch im Abendlande, während des Mittelalters entwickelt haben, ein kurzes Bild entworfen; sodann werden die inneren und äußeren Ursachen angegeben, die diese großartige Erscheinung bedingt und hervorgerufen haben, und endlich ist von dem störenden und fördernden Einflüsse die Rede, welchen die herrschenden Mächte des Mittelalters aus den ärztlichen Stand unter den Bekennern des jüdischen Glaubens ausgeübt haben.
Die Kenner von Fach mögen die Rücksicht walten lassen, dass die Tätigkeit der jüdischen Ärzte im Mittelalter, wie auch ihr Einfluss aus die Entwickelung der Heilkunde noch nicht zum Gegenstande erschöpfender Untersuchung gemacht worden ist und dass das zerstreute Material zu den einzelnen Teilen unserer Darstellung aus den entlegensten Quellen älterer und neuerer Zeit mühsam zusammengetragen und zu einem einheitlichen Bilde gestaltet werden musste.
So möge diese Schrift in der kurzen, der Reichhaltigkeit des Stoffes gegenüber unzureichenden Fassung eine wohlwollende Aufnahme finden und dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auch auf diese Seite der jüdischen Geistestätigkeit hinzulenken und ein besseres Verständnis für die eminenten Verdienste, welche sich die Juden auch auf dem Gebiete der Heilkunde erworben haben, anzubahnen.
Berlin, im September 1886. Dr. Isak Münz
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"Über die jüdischen Ärzte im Mittelalter"
Im Winter 1885 hielt ich in einem hiesigen wissenschaftlichen Vereine einen Vortrag über das Leben und Wirken der jüdischen Ärzte im Mittelalter. Bei der Kürze der Zeit, die mir einerseits zur Bearbeitung und andererseits auch zum mündlichen Vortrage dieses reichhaltigen und weitschichtigen Stoffes zugemessen war, konnte ich, so verlockend es auch war, bei manchem geschichtlichen Ereignisse länger stehen zu bleiben, diese oder jene bedeutende Persönlichkeit schärfer ins Auge zu fassen, doch nur den Gegenstand in seinen allgemeinsten Umrissen behandeln und die Hörer gleichsam wie im Fluge durch die verschiedenen Länder und Staaten des Mittelalters führen, in denen Ärzte jüdischen Glaubens gelebt und gewirkt haben. Später habe ich die einzelnen Teile der Darstellung erweitert, manches, was mir wichtig und interessant erschien, hinzugefügt, ohne jedoch im Allgemeinen die ursprüngliche Form, wie sie sich aus einem mehr freien mündlichen Vortrage ergibt, ganz ändern und die engen Grenzen, die ich mir anfangs gesteckt hatte, gar zu sehr überschreiten zu wollen. Es sollte dem Leser in etwas größerer Ausführung nur darbieten, womit sich der Hörer seinerzeit zufrieden gab.
Bei der Ausarbeitung des Gegenstandes schwebte mir folgende Dreiteilung vor. Zuerst wird an einzelnen Beispielen und Begebenheiten, ans der Fülle des Stoffes herausgehoben, von der ungeheuren praktischen und schriftstellerischen Tätigkeit, welch die Juden auf dem Gebiete der Heilkunde, sowohl im Morgenlande, als auch im Abendlande, während des Mittelalters entwickelt haben, ein kurzes Bild entworfen; sodann werden die inneren und äußeren Ursachen angegeben, die diese großartige Erscheinung bedingt und hervorgerufen haben, und endlich ist von dem störenden und fördernden Einflüsse die Rede, welchen die herrschenden Mächte des Mittelalters aus den ärztlichen Stand unter den Bekennern des jüdischen Glaubens ausgeübt haben.
Die Kenner von Fach mögen die Rücksicht walten lassen, dass die Tätigkeit der jüdischen Ärzte im Mittelalter, wie auch ihr Einfluss aus die Entwickelung der Heilkunde noch nicht zum Gegenstande erschöpfender Untersuchung gemacht worden ist und dass das zerstreute Material zu den einzelnen Teilen unserer Darstellung aus den entlegensten Quellen älterer und neuerer Zeit mühsam zusammengetragen und zu einem einheitlichen Bilde gestaltet werden musste.
So möge diese Schrift in der kurzen, der Reichhaltigkeit des Stoffes gegenüber unzureichenden Fassung eine wohlwollende Aufnahme finden und dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auch auf diese Seite der jüdischen Geistestätigkeit hinzulenken und ein besseres Verständnis für die eminenten Verdienste, welche sich die Juden auch auf dem Gebiete der Heilkunde erworben haben, anzubahnen.
Berlin, im September 1886. Dr. Isak Münz
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Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 1922
- Jüdische Ärzte im Orient
- Jüdische Ärzte in Spanien und Portugal
- Jüdische Ärzte in Deutschland
- Jüdische Ärzte in Frankreich
- Jüdische Ärzte in der Türkei
- Jüdische Ärzte in Polen
- Jüdische Ärzte in Italien
- Wissenschaftliche Bedeutung und Charakteristik der jüdischen Ärzte
- Neigung der Juden im Mittelalter zum ärztlichen Berufe
- Angriffe und Abwehr
Vorwort 1887
Anmerkungen
Namensverzeichnis
Vorwort 1922
Im Jahre 1887 ist von mir unter dem Titel: „Über die jüdischen Ärzte im Mittelalter“ eine kleine Schrift erschienen. Die günstige Aufnahme, die die Arbeit seinerzeit gefunden, sowie die Liebe zu den Gestalten und Ereignissen, mit denen ich mich früher viel beschäftigt habe, haben mich veranlasst, den interessanten Gegenstand einer nochmaligen Bearbeitung zu unterziehen. Vieles wurde geändert und erweitert, vieles neu hinzugefügt, so dass diese Schrift als eine neue Arbeit sich darstellt.
Die jüdischen Ärzte traten mit ihrer regen praktischen und schriftstellerischen Tätigkeit aus dem Rahmen der jüdischen Geschichte weit hinaus und trugen zur Förderung und Verbreitung der medizinischen Wissenschaft im allgemeinen viel bei. Daher kann die Darstellung ihrer Wirksamkeit auch als ein „Beitrag zur Kulturgeschichte des Mittelalters“ bezeichnet werden.
Eine wesentliche Einschränkung in der Nennung der Namen und in der Auswahl des reichhaltigen Stoffes war geboten. Eine erschöpfende Darstellung würde einen weit größeren Raum beanspruchen und die Übersicht über das Ganze erschweren.
Berlin, im Oktober 1921 Dr. Isak Münz
Im Jahre 1887 ist von mir unter dem Titel: „Über die jüdischen Ärzte im Mittelalter“ eine kleine Schrift erschienen. Die günstige Aufnahme, die die Arbeit seinerzeit gefunden, sowie die Liebe zu den Gestalten und Ereignissen, mit denen ich mich früher viel beschäftigt habe, haben mich veranlasst, den interessanten Gegenstand einer nochmaligen Bearbeitung zu unterziehen. Vieles wurde geändert und erweitert, vieles neu hinzugefügt, so dass diese Schrift als eine neue Arbeit sich darstellt.
Die jüdischen Ärzte traten mit ihrer regen praktischen und schriftstellerischen Tätigkeit aus dem Rahmen der jüdischen Geschichte weit hinaus und trugen zur Förderung und Verbreitung der medizinischen Wissenschaft im allgemeinen viel bei. Daher kann die Darstellung ihrer Wirksamkeit auch als ein „Beitrag zur Kulturgeschichte des Mittelalters“ bezeichnet werden.
Eine wesentliche Einschränkung in der Nennung der Namen und in der Auswahl des reichhaltigen Stoffes war geboten. Eine erschöpfende Darstellung würde einen weit größeren Raum beanspruchen und die Übersicht über das Ganze erschweren.
Berlin, im Oktober 1921 Dr. Isak Münz