Die großen Überschwemmungen in England 1875
Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1875
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Überschwemmungen, England, Regengüsse, Wasserstand, Heimsuchungen, Opfer, Hochwasser
Die Signatur des Jahres 1875 scheinen die gewaltigen Überschwemmungen zu sein, von welchen beinahe alle Länder Europas und verschiedene Gegenden Nordamerikas heimgesucht worden sind. Im Frühling wie im Herbste ist der Regenfall, unterstützt von anhaltenden Gewittern, ein solch ungewöhnlicher gewesen, dass nicht nur die aus den größeren Gebirgen kommenden Gewässer die größten Verheerungen durch plötzliches Austreten verursacht haben, wie in Italien, im südlichen Frankreich (z. B. in Toulouse, Agen usw.), sondern dass selbst in wellenförmigen Niederungen fern vom Gebirge die größten Wassersnöten ganz unvermutet entstanden, wie dies in vielen Gegenden von England der Fall war.
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Eine der fürchterlichsten Heimsuchungen dieser Art ward in der zweiten Hälfte des Oktobers 1875 über die nördlichen und mittleren Grafschaften Englands verhängt, wo schon im
Juli Überschwemmungen stattgefunden hatten. Im Tal des Trent, zwischen Nottingham und Leicester, sind die Beschädigungen durch Hochwasser im Oktober wahrhaft grauenvoll gewesen. Durch mehrtägige furchtbare Regengüsse stieg das Wasser noch um mehrere Zoll über den Wasserstand der großen Überschwemmung von 1852 und höher als jemals seit Menschengedenken. Der ausgetretene Strom verwandelte nicht nur die meisten Straßen von Nottingham, Leicester und anderen Städten am Trent in Kanäle, sondern setzte auch das platte Land weithin so unter Wasser, dass nur noch die Hecken und Bäume über die Wasserfläche emporragten und manche Hügelwellen, welche man für gänzlich sicher vor Überschwemmung gehalten hatte, ganz unter Wasser standen. Leider kamen auch viele Menschen in den Fluten um, eine große Menge Vieh ertrank und viele Gebäude, Eisenbahndämme, Chausseen, Felder usw. wurden schwer beschädigt. Bilder veranschaulichen einen derartigen allgemeinen Notstand weit besser als alle Schilderung, und so wollen wir denn den ungeheuren Schaden, welcher den fleißigen Bewohnern von Nottinghamshire, wo Ackerbau und Fabrikindustrie gleich sehr blühen, zunächst bildlich veranschaulichen und nur vorausschicken, dass die große Nord- und die Midland-Eisenbahn unter Wasser standen und aus letzterer der Verkehr zwischen Nottingham und Trent ganz eingestellt werden musste, dass in Nottingham und der Umgebung 13 Menschenleben verlorengingen, 3000 Wohngebäude unter Wasser gesetzt wurden, 50 Fabriken stillstanden und alle Ernten, die noch auf dem Felde standen, zu Grunde gingen. In Nottingham standen während der Überschwemmung stets zahlreiche Menschenmengen auf der Eisenbahnbrücke der Carrington-Street (von wo aus unsere erste Skizze aufgenommen ist) und beobachteten den eigentümlichen Verkehr der gelegentlichen Passagierzüge, welche auf den Routen nach Lenton und Radford noch abgefertigt wurden. Die ganze Gegend, aus welcher sonst die berühmten Rennen von Derby abgehalten werden, stand meilenweit unter Wasser (vergl. Skizze 2), das ganze Tal des Trent war in einen meilenbreiten See verwandelt, wie aus unserer dritten, vierten und fünften Skizze zu sehen ist; in Kegworth bei Leicester, einem großen Flecken am Soar, in Loughborough bei Leicester, wo ein Kanal vom Trent abzweigt, und bei der Trent-Juction, einer Kopfstation gerade an der Einmündung des Soar in den Trent, waren alle Wohngebäude tief unter Wasser gesetzt und die Bewohner vertrieben. In Derby fuhr man mit Booten und Nachen in den Straßen herum und reichte das Brot auf Heugabeln den in die oberen Stockwerke geflüchteten und eingeschlossenen Einwohnern. Die Güterzüge auf den Eisenbahnen konnten nicht mehr befördert werden, und auf dem Bahnkörper von Nottingham gingen die Züge bis über die Radachsen im Wasser, wie auf unserer ersten und sechsten Skizze zu sehen ist. Erst gegen Ende Oktobers verliefen die Gewässer allmählich, hinterließen aber außer den sonstigen Beschädigungen noch den Keim
zu verheerenden Krankheiten.
Juli Überschwemmungen stattgefunden hatten. Im Tal des Trent, zwischen Nottingham und Leicester, sind die Beschädigungen durch Hochwasser im Oktober wahrhaft grauenvoll gewesen. Durch mehrtägige furchtbare Regengüsse stieg das Wasser noch um mehrere Zoll über den Wasserstand der großen Überschwemmung von 1852 und höher als jemals seit Menschengedenken. Der ausgetretene Strom verwandelte nicht nur die meisten Straßen von Nottingham, Leicester und anderen Städten am Trent in Kanäle, sondern setzte auch das platte Land weithin so unter Wasser, dass nur noch die Hecken und Bäume über die Wasserfläche emporragten und manche Hügelwellen, welche man für gänzlich sicher vor Überschwemmung gehalten hatte, ganz unter Wasser standen. Leider kamen auch viele Menschen in den Fluten um, eine große Menge Vieh ertrank und viele Gebäude, Eisenbahndämme, Chausseen, Felder usw. wurden schwer beschädigt. Bilder veranschaulichen einen derartigen allgemeinen Notstand weit besser als alle Schilderung, und so wollen wir denn den ungeheuren Schaden, welcher den fleißigen Bewohnern von Nottinghamshire, wo Ackerbau und Fabrikindustrie gleich sehr blühen, zunächst bildlich veranschaulichen und nur vorausschicken, dass die große Nord- und die Midland-Eisenbahn unter Wasser standen und aus letzterer der Verkehr zwischen Nottingham und Trent ganz eingestellt werden musste, dass in Nottingham und der Umgebung 13 Menschenleben verlorengingen, 3000 Wohngebäude unter Wasser gesetzt wurden, 50 Fabriken stillstanden und alle Ernten, die noch auf dem Felde standen, zu Grunde gingen. In Nottingham standen während der Überschwemmung stets zahlreiche Menschenmengen auf der Eisenbahnbrücke der Carrington-Street (von wo aus unsere erste Skizze aufgenommen ist) und beobachteten den eigentümlichen Verkehr der gelegentlichen Passagierzüge, welche auf den Routen nach Lenton und Radford noch abgefertigt wurden. Die ganze Gegend, aus welcher sonst die berühmten Rennen von Derby abgehalten werden, stand meilenweit unter Wasser (vergl. Skizze 2), das ganze Tal des Trent war in einen meilenbreiten See verwandelt, wie aus unserer dritten, vierten und fünften Skizze zu sehen ist; in Kegworth bei Leicester, einem großen Flecken am Soar, in Loughborough bei Leicester, wo ein Kanal vom Trent abzweigt, und bei der Trent-Juction, einer Kopfstation gerade an der Einmündung des Soar in den Trent, waren alle Wohngebäude tief unter Wasser gesetzt und die Bewohner vertrieben. In Derby fuhr man mit Booten und Nachen in den Straßen herum und reichte das Brot auf Heugabeln den in die oberen Stockwerke geflüchteten und eingeschlossenen Einwohnern. Die Güterzüge auf den Eisenbahnen konnten nicht mehr befördert werden, und auf dem Bahnkörper von Nottingham gingen die Züge bis über die Radachsen im Wasser, wie auf unserer ersten und sechsten Skizze zu sehen ist. Erst gegen Ende Oktobers verliefen die Gewässer allmählich, hinterließen aber außer den sonstigen Beschädigungen noch den Keim
zu verheerenden Krankheiten.