Rolle der Frau im Mittelalter

Die deutschen Frauen in dem Mittelalter - Band I

Autor: Weinhold, Karl (1823-1901) deutscher germanistischer und skandinavistischer Mediävist, Erscheinungsjahr: 1897
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Frauen, Mittelalter, Rolle, Bedeutung, Sitten, Gesellschaft, Leben
Inhaltsverzeichnis
    Vorwort
  1. Die Namen. Die allgemeinen Benennungen des Weibes. Die Eigennamen.
  2. Die Göttinnen
  3. Die Priesterinnen, weisen Frauen und Hexen
  4. Das Mädchen. Die Erziehung des Weibes. Die rechtlicho Stellung der unverheirateten Frau.
  5. Liebe und Frauendienst. Das Schönheitsideal. Die Liebe vor der höfischen Zeit. Der ritterliche Frauendienst.
  6. Die Vermählung. Die Rechtsbestimmungen über die Ehe. Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit.
Vorwort

Von meinem Buche über die deutschen Frauen im Mittelalter ist eine dritte Auflage nötig geworden, die ich hiermit den alten Freunden des Werkes und denen, die es zu neuen Freunden gewinnen möchte, übergebe. Auch diesmal trat die Aufforderung der Verlagshandlung überraschend an mich heran. Ich habe keinen Umguß vornehmen können, sondern nur eine bessernde Überarbeitung. Die Grenzen, inner deren sich der Inhalt dieses Buches bewegt, sind so weit, dass eine völlige Erneuerung eine Reihe von Jahren erfordern würde, auf die ich nicht mehr rechnen darf.

Mein Buch hat mit der sogenannten Frauenfrage nichts zu tun, die heute so lebhaft, am lebhaftesten von den Frauen selbst, verhandelt wird. Ich gebe eine ruhige Darlegung des deutschen Frauenlebens in vergangenen Zeiten, wie ich meine, zu Ehren der deutschen Frauen und in dankbarer Empfindung für das, was Mutter, Gattin und Freundinnen mir waren und sind.

Es werden bald fünfzig Jahre, dass ich die Vorarbeiten zu diesem Werke in Halle begann, im Oktober 1847; sechsundvierzig, dass es im Sommer 1851 zu Wien erschien. Im deutschen Leben sah es damals anders aus als heute. Gewaltige Ereignisse haben die deutschen Staaten umgestaltet und auch das deutsche Haus nicht unberührt gelassen. Im Bauern- und kleinen Bürgerstand ist vieles umgeworfen, das noch von den Urvätern her bestund im Lebensbetrieb, in Sitte und Gedanken.

Mein Buch wird beitragen, in diese frühere Zeit den Einblick offen zu halten. Die Formen mögen zerfallen, wenn nur der alte gute Geist unseres Volkes fortlebt, der unsterbliche Geist der Deutschen, den ich mir nicht anders denken kann, als den Geist edler Menschlichkeit.

Berlin, Weihnachten 1896,
Karl Weinhold