Der Krimkrieg und die Bewegung der sechziger Jahre.

Die Reaktionsperiode, die der 48er Revolution folgte, brach im Krimkrieg zusammen. Nach den großen russischen Niederlagen atmete Europa auf. Die sozialistische Bewegung, der Liberalismus, die deutsche Einheitsbewegung kamen wieder auf. Karl Marx übernahm die Leitung der Internationale. Es war ein weltpolitischer Gedanke, der ihr zugrunde lag. Denn um ihr Programm durchzuführen, war die politische Zusammenfassung Europas Voraussetzung. Es war ein Napoleonischer Gedanke nur ins Revolutionäre umgeschrieben. Mit Hilfe des international organisierten Proletariats sollte Europa geeinigt und ein sozialistisches Weltreich geschaffen werden, wie Napoleon mit seinen bewaffneten Armeen ein bürgerliches Weltreich hat schaffen wollen. Die Internationale musste scheitern, selbst wenn sie nicht von der Bakunistischen Verschwörung zersetzt worden wäre. Es war ein Generalstab ohne Armee. Das wichtigste, was sie hinterlassen hat sind die politischen Kundgebungen des Generalrats, d. h. von Karl Marx. Und das zeigt am besten, wie schwach um jene Zeit noch die politische Unterlage der Bewegung war.

In Deutschland setzte die Lassallesche Agitation ein. Die grundsätzliche Absonderung des Proletariats von der Bourgeoisie, die er durchführte, bedeutete zugleich die Einigung der Arbeitermassen in ganz Deutschland, d. h. die Sprengung der politischen Grenzen, die das deutsche Volk zersplitterten. Es war insofern Vorarbeit für das Deutsche Reich. Darum auch die Annäherungsversuche Bismarcks an Lassalle. Das allgemeine Wahlrecht lieferte dann die parlamentarische Basis zur Entwicklung der Sozialdemokratie als Reichspartei.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die deutsche Sozialdemokratie.