Schluss

Vor kaum fünfzig Jahren hat der patriotische Geschichtsschreiber der Hansa den Wunsch ausgesprochen, dass die Hansestädte, nach Art der niederländischen Freistaaten, sich zu einer großen Handelsrepublik verbunden und vom Reiche losgerissen haben möchten. Heutzutage urteilen wir anders. Wir betrachten es als das günstigste Geschick unseres großen, aus tiefstem Verfall herrlich erblühten Vaterlandes, dass ihm das Meer nicht versperrt worden ist; dass es im Besitze großer Küstenstriche und trefflicher Häfen die Weltmachtsstellung anzustreben vermag, welche ihm gebührt, und, wenn nicht Alles trügt, wieder zu Teil werden wird. Wiederum steht der deutsche Kaufmann hochgeachtet in der ganzen Welt. Unsere Schiffe segeln nach den entferntesten Meeren, unsere Kapitalien fördern den nordischen Handel. Auf allen Stationen des Welthandels, in Lima und in Valparaiso, in Rio und in Bahia, in China und Australien, ragen die deutschen Kaufmannshäuser voran. Aber auf allen diesen weiten Meeren ist der deutsche Kaufmann, die deutsche Schifffahrt, schutzlos ohne Kriegsmarine, ohne einheitliche Vertretung, dem Übermut der einheimischen Gewalten, der seegewaltigen Mächte preisgegeben. Nicht unsere eigenen Küsten vermögen wir vor der Ohnmacht des Dänen zu schützen!

Um die deutsche Seemacht wiederzuerringen, wird es einer neuen Hansa bedürfen. Aber nicht mehr monopolistisch werden deutsche Industrie und Handel versuchen den Weltmarkt zu beherrschen, sondern in freier, gesicherter Mitwirkung aller Kulturvölker Anteil nehmen an der Ausbreitung des Wohlstandes, der Förderung aller materiellen und geistigen Güter. —
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die deutsche Hansa