Die deutsche Graphik

Mit 410 Abbildungen
Autor: Bock, Elfried (1875-1933) Direktor des Berliner Kupferstichkabinetts, Erscheinungsjahr: 1922
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Bilddruck, Holzschnitt, Graphik, Kupferstich, Steindruck, Künstler, Maler, Stecher, Kupferdrucker, Buchdruckerkunst, Bildungstrieb, Rembrand, Rokoko, Kunstgattung, Kunstrichtung, Kunstverständnis, Feinschmecker, Kunstfreunde, Lithographie, Flachdruck, Radiernadel, Rembrandt, Grabstichel, Dürer, Radierer,
Die graphische Kunst kann man zu den deutschen Dingen rechnen. Es ist nicht sicher bekannt, woher sie ihren Ursprung genommen hat. Vielleicht sind wie der Steindruck, so auch der Kupferstich und Holzschnitt zuerst in Deutschland zu künstlerischer Vervielfältigung benutzt worden. Die frühesten uns erhaltenen Beispiele, ja die Hauptmasse aller frühen Denkmale beider Arten sind deutsch. Aus dem Bildungstriebe, der in Deutschland in weiteren Kreisen lebendig war als anderswo, sind die vervielfältigenden Künste erwachsen, ebenso wie die deutsche Erfindung der Buchdruckerkunst, deren Werke der Holzschnitt schmückte und anschaulich machte.


                                  Inhalts-Verzeichnis

Vorwort
Die Technik des Bilddruckes
I. Die Inkunabeln des Holzschnitts
II. Die Inkunabeln des Kupferstichs
III. Das Jahrhundert Dürers
    1. Dürer und sein Kreis
    2. Die Kleinmeister
    3. Cranach und die Graphik in Norddeutschland
    4. Die Schwaben und die Schweizer
IV. Die deutsche Graphik im 17. und 18. Jahrhundert
V. Die deutsche Graphik seit der Erfindung des Steindrucks
Abbildungen
Verzeichnis der Abbildungen
Verzeichnis der Künstlernamen

                                    Vorwort

Markanton, der populärste italienische Stecher der alten Zeit, zog seinen Ruhm aus der graphischen Nachbildung der Werke seiner großen Landsleute. Die schöpferischen Geister seiner Heimat beschränkten sich fast alle auf die monumentale Kunst, Rembrandts Radierungen, ein leuchtender Mittelpunkt in der kurzen holländischen Kunstblüte, waren in guten Drucken nur Wenigen erreichbar und den Nachfahren wichtiger, erziehender, als den Zeitgenossen. Die graphischen Kunstwerke des französischen Rokoko waren durchaus Delikatessen für Feinschmecker und sind es geblieben. Dagegen liegt der beste Teil der alten deutschen Kunst, der besinnlichen und auf das Einzelne sehenden deutschen Art entsprechend, in der Graphik beschlossen. Sie ist als Kunstgattung mit der inbrünstigen Enge deutschen Kunstgefühls verknüpft. Die deutschen Meister waren viel mehr Zeichner als Maler. Der einzige wirkliche deutsche „Maler“, Grünewald, war ebenso wenig Graphiker wie Velasquez oder Hals, aber die anderen deutschen Maler der großen Zeit sind auch Meister des Bilddrucks gewesen, und Dürer, den wir unseren größten nennen, der ein ganzes Kunstjahrhundert unter sich zwang, ist nicht der einzige, von dem man sagen kann, er habe das Wertvollste seines Werkes im Kupferstich und Holzschnitt niedergelegt.

Die folgenden Seiten möchten einen Überblick über den Formenreichtum und die Entwicklung dieser heimatlichen Volkskunst geben. Die Bilder führen bis in unsere Zeit hinein, den Irrgarten modernster Richtungen mit Absicht meidend. Alle Bemühungen um das Verständnis der Kunst münden schließlich im Betrachten und Bewerten der zeitgenössischen Kunst. Um zu einem Verständnis zu gelangen, muss freilich überhaupt eine Begabung, ein Verhältnis zur Kunst vorhanden sein, das sicherlich seine ersten und letzten Eindrücke aus der unmittelbaren Umgebung schöpfen wird. Jede Schaffensart kann nur aus dem Charakter ihrer Zeit verstanden und bewertet werden. Über die eigene Zeit hat es aber von je ebensoviele verschiedene Urteile wie Beurteiler gegeben (soweit diese eine eigene Meinung haben). Von abschließendem Wert sind solche Urteile aber nur für das Selbstbewusstsein dessen, der sie abgibt. Wer sich mit den Meistern vertraut macht, deren Wesen und Werk dem Streite der Tagesmeinungen entrückt ist und mit dem Bilde ihrer Zeit zu einer Einheit verschmilzt, kann wohl eine Grundlage des Geschmacks und der Kenntnis erwerben, die auch einen selbständigen Blick auf die eigene Umgebung gewährt. So ist denn in diesem anspruchslosen Führer ein Hauptgewicht auf die erste große Kunstperiode gelegt worden.

Niemand sollte sich mit Nachbildungen, und seien sie noch so gut, begnügen. Sie können die Originale nicht ersetzen. Hier soll den Kunstfreunden eine Anregung gegeben werden, in den öffentlichen Sammlungen die echten Werke selber zu studieren, auch wohl selber das eine oder andere zu erwerben, denn die graphische Kunst ist eine Kunst für Viele, Und eigner Kunstbesitz, mag er auch klein sein, hebt uns immer von neuem über den Alltag hinaus.

000. Deutsche Graphik, Titelblatt

000. Deutsche Graphik, Titelblatt

000. Hexensabbat, Hans Baldung Grien, 1510

000. Hexensabbat, Hans Baldung Grien, 1510

000. Der Kupferdrucker, J. W. Meil

000. Der Kupferdrucker, J. W. Meil

000. Christus an der Vorhölle, Lucas Cranach

000. Christus an der Vorhölle, Lucas Cranach

000. Das segnende Jesuskind, M. Schongauer

000. Das segnende Jesuskind, M. Schongauer

000. Der heilige Christoph, Albrecht Altendorfer

000. Der heilige Christoph, Albrecht Altendorfer

000. Kindergruppe, Hans Holbein

000. Kindergruppe, Hans Holbein

000. Madonna auf dem Halbmond, Albrecht Dürer, Titelbild zum Marienleben

000. Madonna auf dem Halbmond, Albrecht Dürer, Titelbild zum Marienleben

000. Simson und Delila, Albrecht Dürer

000. Simson und Delila, Albrecht Dürer

000. Vignette, J. W. Meil

000. Vignette, J. W. Meil