Die deutsche Druckschrift (Frakturschrift)

Aus: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik Literatur und Kunst. 28. Jahrgang. II. Semester. II. Band
Autor: Redaktion: Die Grenzboten, Erscheinungsjahr: 1869

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Deutsche Druckschrift, Frakturschrift, Schreibweise, Jacob Grimm, Buchstaben, Druckerei, Bücher, Antiqua, Lateinische Schreibweise, Handschrift, Sprachwissenschaft, Buchdruckerkunst,
Zum Verständnis der Bemerkungen, welche im Folgenden über unsere Druckschrift gemacht werden sollen, wird zunächst an Bekanntes, an Ursprung und Ausbildung der deutschen Lettern erinnert.

Unsere deutsche Schrift, wegen ihrer gebrochenen Ecken Frakturschrift genannt, ist die Druckschrift aller politischen und populären Zeitschriften, und fast aller in deutscher Sprache geschriebenen Bücher, mit teilweiser Ausnahme jener, welche für Gelehrte bestimmt sind. Sie hat sich durch allmähliche Verbesserung und Verschönerung direkt aus der Schrift des fünfzehnten Jahrhunderts herausgebildet, und ruht mit dieser auf der Schrift, welche bereits in den ältesten Handschriften, die Deutschland aufzuweisen hat, vorkommt, auf der von den Mönchen im achten und neunten Jahrhundert für Aufzeichnungen auch in deutscher Sprache angewendeten lateinischen Schrift. Diese Mönchsschrift wurde, nachdem sie im zehnten Jahrhundert einen schönen, akkuraten, weniger runden, unserer jetzigen lateinischen Schrift sehr ähnlichen Charakter angenommen hatte, im elften Jahrhundert etwas höher, fast langbeinig und verdichtete sich nach unten, noch mehr im zwölften Jahrhundert, in dem die Schrift abermals länger und allmählich die Enden der Buchstaben mit einem sehr scharfen abschneidenden, feinen Querstrich versehen wurden. Die großen Buchstaben bekommen gleichzeitig oft wunderliche Beugungen der Schenkel, die Nebenzüge der alten Schrift wurden oft zu Hauptzügen gemacht und die ganzen Buchstaben verschnörkelt. Die kleine Schrift wird wankender, unsymmetrisch, und endlich im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert, in welchem sich die Abkürzungen häufen, sowohl oben als unten an den Spitzen gebogen. So wurde die deutsche Bücherschrift nach langer Geschichte in den Buchstaben fixiert.

Die Erfinder der Buchdruckerkunst, des großartigsten Fundes unter allen seit Erfindung der Buchstabenschrift, hatten die Absicht, Handschriften auf eine schnellere Weise, als bisher, herzustellen, um sich dadurch eine ergiebige Einnahmequelle zu eröffnen. Weil es sich zunächst um einen Ersatz der Schreibkunst und eine Produktion von Büchern handelte, welche den Handschriften völlig gleichen sollten, hielten sich die ersten Drucker so viel als möglich an die Schreibweise der gleichzeitigen Handschriftenverfertiger. Der Druck enthielt gleich den Handschriften keinen Titel, keine Seitenzahl usw., die Anfangsbuchstaben wurden in Gold oder Farben eingemalt, die Buchstaben endlich den in der gleichzeitigen Schrift üblichen möglichst genau nachgebildet, sogar eine Verschiedenheit der einzelnen Exemplare durch Abänderung in der Zeilenzahl, in auffallenden Abkürzungen, vornehmlich am ersten und letzten Blatte erstrebt. Die Typen des ersten größeren Werkes der sogenannten 42zeiligen Bibel von Gutenberg und Fust waren der Schrift nachgeschnitten, welche damals in Bibeln etc. angewendet wurde. Gleich dieser waren sie länglich, viereckig, dick, ungleich; die Wörter voller Abkürzungen, und die Anfangsbuchstaben durchaus in keinem richtigen Verhältnis zu der übrigen Schrift. Nur kurze Zeit begnügte man sich mit dieser überkommenen Form der Buchstaben; die Kunst, welche schneller als irgend eine ihrer Vollendung entgegenreifte, ersann bald nicht nur technische Verbesserung, sondern auch Verschönerung der Schrift, die schon wenige Jahre nach den ersten Versuchen, namentlich durch das Talent des erfahrenen Schönschreibers, Illuminierers und Rubrikators Schöffer in solchem Grade erzielt wurde, dass eines seiner Werke, das Psalterium vom Jahre 1457, noch jetzt, auch was Schönheit der Typen anbelangt, unsere Bewunderung erregt. Er gestaltete die Typen leichter und gefälliger, und verlieh ihnen neben Einfachheit das rechte Ebenmaß, worauf unabhängig von ihm auch der große Bamberger Drucker Pfister hinarbeitete.

Durch das ganze fünfzehnte Jahrhundert bis ins sechzehnte herein blieben Schöffers Typen in ihren verschiedenen Größenabstufungen maßgebend, bis endlich nach resultatlosen Versuchen Anderer Albrecht Dürer neue Typen erfand und eine feste Regel für ihren Bau aufstellte. Er gab in seinem oft gedruckten, berühmten Werke: „Unterweisung der Messung mit Zirkel und Richtscheid in Linien, Ebenen und ganzen Körpern" (1525) für die einzelnen Buchstaben die Proportionen an, und stellte dadurch eine Norm auf, welche dem Wesen nach bis auf die Gegenwart in unserer Frakturschrift lebt. Denn so sehr auch in späterer Zeit bis herab auf unsere Tage die Typen in ihren Größenabstufungen verändert worden sind, sie haben sich selbst in der Gegenwart noch nicht weit von den Verhältnissen, welche Dürer aufstellt, entfernt, und sind der Zeichnung, welche der berühmte Nürnberger Schönschreiber Neudörffer, der Ältere, nach den Angaben Dürers geliefert hat, noch nicht so unähnlich geworden, dass eine prinzipielle Umgestaltung der Schrift angenommen werden könnte.

Diese deutschen Buchstaben gingen sehr bald in die benachbarten Länder über.
Allerdings bildeten die ersten Drucker, welche nach Frankreich kamen, z. B. der Schweizer Ulrich Gering, gleich anderen späteren in richtigem Verständnis ihrer Aufgabe, ihre Typen nach der damals in französischen Handschriften üblichen Schrift (rondes), welche den alten römischen Schrifttypus getreuer bewahrt zeigte, die großen Buchstaben nicht verschnörkelt, die kleinen aber an den Spitzen entweder gar nicht, oder nur unmerklich gebogen hatte, und die Buchstaben überhaupt mehr rund oder geradlinig als eckig und gebogen zeichnete. Bald gewannen aber durch einige der bedeutendsten Drucker die inzwischen in Deutschland verbesserten Typen, welche man kurzweg Allemand oder ihrer eckigen Form wegen auch Lettres de forme nannte, das Übergewicht, das sie erst im siebzehnten Jahrhundert, nachdem sie eine Zeitlang fast ausschließlich geherrscht hatten, verloren. Schon Michel Vascosan (1530—1576) druckte z. B. nur mit gotischer Schrift. Diese fand auch in Italien rasche Verbreitung. Denn obwohl auch hier die ersten Drucker, die Deutschen von Mainz ausgewanderten Werkleute Fusts und Schöffers Conrad Swegeheim und Arnold Pannartz ihre ersten Typen ebenso vollständig als meisterhaft dem in gleichzeitigen italienischen Handschriften üblichen, rein römischen Schriftduktus, der damals den deutschen Offizinen ganz fremd war, nachbildeten, so kam doch auch hier die deutsche Druckschrift bei den berühmtesten Druckern in Gebrauch, ja sie wurde selbst dann noch angewendet, als die römische Schrift bereits durch Wendelin von Speier bedeutende Verbesserungen erfahren hatte, und der Venetianer Nicolaus Jenson (1470—1482) wahrscheinlich nach Handschriften aus der berühmten Florentinischen Schreiberschule, die ihm der Zufall in die Hände gespielt hatte, seine herrlichen geradestehenden Typen gegossen hatte, welche anfänglich die venetianischen, dann die römischen oder Antiqua (in Frankreich Romain, auch droit, in England Romain, in Italien Antico) genannt wurden. Es scheint aber, dass man die geschnörkelten gotischen Lettern Deutschlands für kirchlicher hielt. Nur allmählich wurde die Anwendung der gotischen Schrift seltener, wozu der Umstand beitrug, dass der Venetianer Aldus Manutius ums Jahr 1502 auch zur Anführung von Zitaten etc., wozu man sich zur Unterscheidung von der Textschrift noch lange der gotischen Schrift bediente, eine selbständige, im Typus des römischen Duktus geformte Schrift, nämlich die nach der römischen Kanzleischrift geschnittene schiefe sogenannte römische Kursivschrift (in Frankreich italic oder penche) erfand, die gleich der Antiqua später mannigfache Ausbildung und Verschönerung erlangte, und seitdem mit ihr in Italien und Frankreich herrschend geblieben ist.

In England war gleich anfangs die in deutschen Drucken vorkommende Type (dort english black, auch black-letters genannt — schwarze Schrift, weil sie ihrer starken Striche wegen gegen die lateinische Schrift schwarz erscheint) angewendet worden; es erklärt sich diese Erscheinung dadurch, dass der erste Drucker Englands, William Caxton (1474—1491), seinen ganzen Druckapparat aus Deutschland, wahrscheinlich aus Köln, wo er das Drucken erlernt hatte, mitnahm. Ebenso war es bei den Druckern, welche nach Dänemark, Schweden, Böhmen, Polen etc. kamen; auch dort erscheint schon in den ersten Druckwerken eine Unterart der gotischen Schrift. Noch Caxton selbst aber nahm auf die in gleichzeitigen englischen Handschriften vorkommende Buchstabenform Rücksicht, und seine Schüler und Nachfolger führten endlich eine nach dem Muster der italienischen Antiqua und später (1531) auch Kursiv geschnittene Schrift ein, welche vielfach verbessert und teilweise selbständig gestaltet, noch heute gilt.

Auch die Dänen haben später die runden Schriftarten angenommen, ja man setzte sich dort frühzeitig mit berühmten Druckern des Auslandes in Verbindung, um durch sie schöne römische Typen zu erlangen, und nahm an allen Verbesserungen, welche Antiqua und Kursiv erfuhren, regen Anteil. Zum Druck dänischer Werke wurde aber die runde Schrift erst am Ende des vorigen Jahrhunderts versuchsweise eingeführt. Im Allgemeinen gilt in Dänemark noch heute die deutsche Fraktur, und zwar in der Form, welche als Schwabacher Schrift bezeichnet wird, als Nationalschrift. Dies ist auch in Schweden der Fall, obwohl nicht verkannt werden darf, dass hier in den letzten Dezennien die runde Schrift, besonders bei wissenschaftlichen Werken, immer mehr an Ausdehnung gewann. Am längsten hat sich in außerdeutschen Ländern die deutsche Druckschrift in Böhmen und Polen erhalten, denn erst seit etlichen zwanzig Jahren begann hier die Schwabacherschrift der Antiqua zu weichen, ja in Schriften für das Volk ist sie, abgesehen von Zeitungen, noch heute gebraucht, und es scheint, dass es auch den angestrengten Versuchen, welche aus Nationalitätseifer gemacht worden sind, nicht sofort gelingen dürfte, die beim Volk tief gewurzelte Schwabacherschrift zu verdrängen.

In Deutschland wird die Schwabacherschrift heut zu Tage nur selten, höchstens auf Titeln und zu Zitaten angewendet. Noch im sechzehnten Jahrhundert aber ward sie zum Druck ganzer Bücher, und zwar sowohl deutscher als lateinischer gebraucht. Sie ist dicker als die Frakturschrift und mehr abgerundet und lässt sich auf zum schnelleren Schreiben eingerichtete Schreibweise zurückführen, welche bei Erfindung der Buchdruckerkunst neben dem in den eigentlichen Handschriften vorkommenden Duktus im gewöhnlichen Leben angewendet wurde. Schon Gutenberg hat seine Typen teilweise nach dem Muster dieser Schrift geschnitten, mehr noch Schöffer, der eigentliche Begründer des Schwabacher Typus, der bald darauf namentlich durch die Augsburger Drucker Bämler und Sorg Verbesserungen erfuhr, und von einem späteren Verschönerer seinen Namen erhielt.

Nur durch Schüler, Freunde und Gehilfen der Erfinder sind, zugleich mit der deutschen Erfindung, die Typen, welche aus der in gleichzeitigen deutschen Handschriften geltenden Schrift entwickelt waren, ins Ausland gekommen, und es muss daher auffallen, wie man, diese Tatsache vollständig außer Acht lassend, die in den ersten deutschen Drucken vorkommenden Typen für ein Gemeingut aller Völker im fünfzehnten Jahrhundert erklärte, und wie selbst Jacob Grimm im ersten Bande seiner deutschen Grammatik behaupten konnte, „dass diese scharfeckige Buchstabenform ebenso in allen lateinischen, französischen, italienischen, slawischen Handschriften und Drucken herrsche, dass man diese Schrift mit gleichem Fug z. B. die böhmische heißen könnte, und dass es ohne vernünftigen Grund geschieht, wenn man diese verdorbene Schrift, wie sie sich zur Zeit der erfundenen Druckerei gerade gebildet hatte, eine gotische oder deutsche nenne." — Denn obgleich diese Schrift und der auf derselben ruhende Druck keine Originalerfindung der deutschen Stämme ist, und obgleich sie auch auf der lateinischen Schrift basiert, so ist sie doch eine selbständige und nationale Modifikation der lateinischen Schrift und verdient schon deshalb den Namen einer deutschen ebenso gut als viele andere Erfindungen der deutschen Wissenschaft und Kunst. Oder dürfen wir etwa die eigentümliche Ausbildung der Gotik in Deutschland auch nicht mehr deutschen Baustil nennen? Die Vorwürfe, welche man der deutschen Druckschrift macht, sind zum Teil ungerecht. Es ist wahr, sie bietet für die eigentümlichen deutschen Laute keine besonderen Zeichen, denn ß und w verraten noch immer ihren Ursprung aus römischen Doppelbuchstaben, und ch, sch, tz, die wenigstens zum Teil alte einfache Laute unserer Sprache bezeichnen, sind ganz in lateinischer Weise aus zwei, drei Konsonanten zusammengefügt. Indes sind diese zusammengesetzten Buchstaben in unserer deutschen Frakturschrift dem Auge doch noch wohlgefälliger als in der runden lateinischen Schrift, in welcher Wörter wie: dasz, räuschchen ganz unerträglich aussehen. Wenn ferner Grimm meint, „schon das mache die deutsche Schrift verwerflich, dass sie nicht alle Lautunterschiede darzustellen vermöge, dass ihr z. B. in der Majuskel I und J zusammenfalle, dass ihr in der Minuskel æ, œ, ë mangle, dass sie vollends keine Akzente, keine Zirkumflexe gewähre" — so scheint er in seinem Eifer, Mängel unserer Schrift aufzudecken, ganz außer Acht gelassen zu haben, dass wir die letzteren Unterschiede ja auch dann nicht bezeichnen, wenn wir uns für moderne Sprache der lateinischen Schrift bedienen. Oder schreibt nicht etwa Grimm selbst auch in der lateinischen Schrift länder, mächte, läge, wäre, wie wir in der Frakturschrift nur Länder, Mächte, läge, wäre kennen? Wo hat er jemals in seinem Deutsch zwischen Länder, mächte und læge, wære unterschieden oder bërg, hëlfe, schwëster usw. gedruckt? Wo finden sich bei ihm Akzente? Wie kann man also unsere jetzige Druckschrift für verwerflich halten, weil sie das nicht auszudrücken gewohnt ist, wozu in moderner Sprache überhaupt kein Bedürfnis vorhanden ist?

Braucht die Schrift Zeichen für Unterschiede, die einer früheren Sprachperiode, z. B. dem Mittelhochdeutschen, angehören, so wird man sich mit Fug an die lateinische Schrift halten und diese nach den Bedürfnissen der fremden Sprache mit neuen Zeichen und Buchstaben versehen, z. B. für dh, th, sz. Für solche scharfe und genaue Bezeichnung der Laute in einer toten oder aus fremdartiger Schrift transponierten Sprache ist die lateinische Schrift, trotz ihrer Buchstabenarmut, in der ganzen zivilisierten Welt gebräuchlich worden, sie wird auch bei altdeutschen Sprachdenkmälern recht passend das Auge und den Sinn zwingen, die Laute und den Inhalt der Worte schärfer in ihrer Besonderheit zu fassen.

Aber die deutsche Frakturschrift soll nach Grimm nicht nur aus den angeführten Gründen verwerflich, sondern auch „unförmlich und das Auge beleidigend sein", zu welchen Belege die „Ungeheuer B P G J einem B P G J gegenübergestellt werden, mit der Bemerkung, dass hier überall die einfachen Striche verschnörkelt, verknorzt erscheinen." — Ob die einfache, einförmig harte Verbindung von Kreissegmenten und geraden Strichen in der lateinischen Schrift oder die geschnörkelte Brechung der Kurven und geraden Linien in der deutschen dem modernen Auge wohlgefälliger erscheinen müsse, soll hier nicht ausgemacht werden. Das Schönheitsbedürfnis in Formen, welche an sich gar nicht in den Bereich schöner Kunst fallen, wird zu sehr bestimmt durch Gewohnheit, Laune und Mode, am verständigsten noch durch die Rücksicht auf Zweckmäßigkeit. Das Schönheitsgefühl, welches sich der moderne Mensch durch seine Kunstanschauungen erworben, macht sich in diesen kleinen, an sich unkünstlerischen Formen und Gegenständen zu unserer Zeit sehr unsicher geltend. Dagegen ist sicher, dass die alten Handschriftenschreiber in Deutschland nicht nur durch die Beschaffenheit ihres Rohrs und ihrer Tinte zu den Ecken und dem gebrochenen Schwunge der römischen Buchstaben kamen, sondern dass sie in dem behaglichen Genuss ihres Schreibens auch ein gewisses gemütliches Bedürfnis fühlten, die kalte Einförmigkeit der lateinischen Schriftzüge zu verschönern, indem sie Knöpfe und scharfe Kanten daran bildeten, dem Geraden einen kleinen Schwung gaben, dem Bogen einen Haken und eine Brechung zufügten. Und eben so sicher ist, dass Albrecht Dürer bei seiner Aufstellung der Buchstabenproportionen und bei den Nuancen, die er in den deutschen Duktus brachte, durch sein künstlerisches Stilgefühl Urteil und Sicherheit für seine Änderungen erhielt. Freilich hat im Laufe des siebzehnten Jahrhunderts, in welchem leider überhaupt Geschmacklosigkeit in das deutsche Leben und die deutsche Kunst einkehrte, auch die deutsche Frakturschrift Vieles von ihrer ursprünglichen Schönheit verloren; dieser Zustand hat indes nicht lange gedauert, und als sich der Kunstgeschmack wieder hob, hat auch unsere Schrift sich gebessert, obwohl nicht geleugnet werden soll, dass in der modernen Gliederung unserer Buchstaben der kräftige und sichere Schwung der Typen Schössers und Dürers nicht wiedergefunden ist und dass an Stelle der verhältnismäßig sicheren Stilempfindung, welche jenen Alten die Gotik gab, bei denen, welche unsere Lettern schneiden, Unsicherheit und Willkür nicht zu verkennen ist.

Der Vorwurf aber ist völlig unwahr, dass die lateinische Druckschrift sich leichter liest als die länger gezogene deutsche; denn die runde lateinische Form greift die Augen weit mehr an als die auf gleichem Kegel geschnittene deutsche, an deren Ecken und vielfach gegliederten vom Fetten ins Magere streichenden Linien das Auge schneller das Charakteristische der Buchstaben fasst. Darüber kann freilich nur urteilen, wer gewöhnt ist, Fraktur und Antiqua in Büchern ähnlichen Inhalts gleich oft und gleich lange zu lesen.

Dass der runde, breite und fettstrichige Schnitt der lateinischen Lettern für die zahlreichen ziemlich harten Konsonantenverbindungen der deutschen Sprache weniger passt als deutsche Schrift, ist unleugbar, denn die vollen, festgeschlossenen lateinischen Buchstaben setzen sich im Druck sehr von einander ab, — was beim Federzuge der Handschriften allerdings die Deutlichkeit vermehrt — die schmäleren und längeren deutschen Lettern weisen mit ihren Spitzen und Ecken das Auge unablässig vorwärts.

Endlich wird ein Tadel gegen die deutsche Frakturschrift auch daraus abgeleitet, „dass sie alle Drucker zwinge, sich mit dem zweifachen Vorrat lateinischer und deutscher Typen auszurüsten, während in Italien, Frankreich etc. Latein und Vulgär mit denselben Lettern gesetzt wird." — Wie aber darf man den Besitz eines selbständigen Schrifttypus nach dem so ganz und gar äußeren Umstand messen, dass die Druckereien, — welche, nebenbei bemerkt, heut zu Tage selbst mit Zierschriften aller Art überladen sind, — einen größeren Schriftvorrat nötig haben? Während Franzosen und Engländer in Erfindung neuer Schriftarten unerschöpflich sind, während die Franzosen in neuester Zeit wieder nach dem Muster der einstmals aus Deutschland eingedrungenen Typen sogenannte Renaissancetypen gießen, sollen wir — um die Druckereien nicht zu belästigen, unsere mit der Sprache ziemlich fest zusammenhängende Schrift aufgeben? Das ist ein Tadel, dem sich nur der vergleicht, „dass die deutsche Schrift nötige, in der Schule die Zahl der Alphabete zu verdoppeln. Jedes Kind müsse für ein Zeichen acht lernen, wo die Hälfte ausreichte." — Zunächst sind die Formen so verwandt, dass eine zur anderen überführt. Und uns scheint, dass auch das Auseinanderfallen der zahlreichen verwandten Anschauungen und die Aufmerksamkeit auf die kleinen Verschiedenheiten unseren Schülern nicht unnütz ist.

Eine ganz andere Frage ist, ob wir zweckmäßig handeln, wenn wir unsere nationale Druckschrift, die einen verhältnismäßig kleinen Verbreitungsbezirk auf der Erde hat, in einer Zeit beibehalten wollen, wo man jede Erleichterung des internationalen Verkehrs begünstigt, und in Münze, Maß, Gewicht die altheimische Überlieferung aufgegeben hat. In Wahrheit hat die Frage, ob Fraktur, ob Antiqua für uns einige Ähnlichkeit mit der Frage, ob Silber-, ob Goldwährung. Es ist kein Zweifel, dass unsere Druckschrift die Verbreitung deutscher Bücher nicht begünstigt, und wir haben uns von Jacob Grimm sagen lassen, dass sie allen Fremden widerlich ist. Es ist kein Zweifel, dass dem gebildeten Engländer und Franzosen, selbst wenn seine Sprachkenntnis ihn befähigt ein deutsches Buch zu lesen, die deutsche Druckschrift fast immer so ungemütlich bleibt, wie dem großen deutschen Lesepublikum die lateinische, z. B. in der Zwickauer Übersetzung von Walter Scott, welche zu ihrer Zeit allen Leihbibliothekaren verhasst war. Man wird gut tun, diese Frage recht nüchtern zu beantworten. Ist ein Buch auf einen verhältnismäßig kleinen Kreis von Lesern angelegt, welche verschiedenen Nationalitäten angehören, z. B. wissenschaftliche Untersuchungen, so wird die Benutzung lateinischer Lettern dem Autor und Verleger als vorteilhaft erscheinen, bei allen Werken, welche vorzugsweise für die Deutschen geschrieben sind, vollends bei denen, welche ihre Leser auch in den kleinen Kreisen des Volkes zu suchen haben, wäre ein Aufgeben der deutschen Druckschrift nicht nur eine Torheit, auch ein Unrecht.

Es ist aber auch gar kein Grund, prinzipiell, durch Mahnung und Einwirkung auf Schule und Volk unsere Schrift zu beschränken. Im Gegenteil, wir wollen diese Eigentümlichkeit germanischen Lebens nicht über ihren Wert schätzen, aber wir wollen sie als ein kleines vertrautes Erbstück von unseren Ahnen her auch nicht wegwerfen, um den Fremden zu gefallen. Zuerst kommen unsere Landsleute, dann erst die Fremden. Wenn der Fremde unsere Geschichtsbücher, Erzählungen, Gedichte deshalb mit geringerem Behagen liest, weil er an den Buchstaben stößt, so ist das seine Sache. Uns soll mehr daran gelegen sein, dass unsere Nächsten, d. h. unsere Landsleute, die Lektüre behaglich finden. Und unsere Schriftsteller haben sich nur Mühe zu geben, recht Vortreffliches zu schreiben, um die Fremden zur Bekanntschaft mit den deutschen Buchstaben zu zwingen.

Auch die lateinische Schrift, die Antiqua, hat in Deutschland eine geschichtliche Entwicklung.

Im Laufe des fünfzehnten Jahrhunderts wurden deutsche und lateinische Werke mit derselben Schrift geschrieben und nach Erfindung der Buchdruckerkunst auch mit derselben Schrift gedruckt. Der Bamberger Drucker Pfister druckte z. B. seine lateinische 36-zeilige Bibel (1456—1460) genau mit denselben Typen, mit denen er Boners Fabelbuch (1462) und die Vier Historien (1462) herstellte. Bald fing man indes an, die runde Schrift wieder in Schrift und Druck anzuwenden, wofür damals die Veranlassung nahe lag. Rudolph Lange (1439—1519), Rudolph Agricola (1443—1485), Alexander Regius und andere waren in Italien gewesen, hatten dort italienische Schreibweise kennen gelernt, und brachten den Eifer für die Studien des klassischen Altertums in ihre Heimat. Bald wurden Schulen nach dem Muster der italienischen Lehranstalten eingerichtet und überhaupt eine Tätigkeit entfaltet, welche nur in dem Studium der Naturwissenschaften ihres Gleichen hatte. Alles sehnte sich, möglichst viele Autoren des Altertums so rasch als tunlich kennen zu lernen, und griff, wo dieses immer geschehen konnte, nach den inzwischen in Italien gedruckten Ausgaben, da Handschriften sowie Drucke in Deutschland selten waren. Dadurch wurde aber die in Italien nach handschriftlichen Vorlagen zum Druck angewendete und bereits vielfach verbesserte römische Schrift, die Antiqua, bekannt und nachgeahmt. Der erste, welcher mit dieser sogenannten venetianischen Schrift druckte, war der Augsburger Drucker Günther Zainer (1468—1475), aus dessen Offizin mit diesen der römischen Schrift nachgeschnittenen Typen 1472 Isidori junioris Hispalensis episcopi liber de responsione mundi et astrorum ordinatione hervorging, dem bald andere ähnliche Drucke folgten. Die Schrift vermochte indes ihr Vorbild nicht zu erreichen und bedurfte, wenn sie hinter der inzwischen sehr verbesserten Frakturschrift nicht wieder verschwinden sollte, eine sorgsame Fortbildung, die ihr auch durch den Straßburger Drucker Johann Mentelin (1473—1478) wurde, welcher ihr einen festen Boden in Deutschland schuf. Die nächst folgende Generation begnügte sich mit dem Geleisteten oder kopierte die Schriften der Drucker Oporius und Frobenius, bis man endlich im siebzehnten Jahrhundert, namentlich durch die Schönheit der holländischen Drucke veranlasst, holländische Matrizen verschrieb. Die Ehrhardische Druckerei in Leipzig war eine der ersten, welche solche Typen aus Amsterdam erhielt. Erst später traten wieder selbständige Arbeiten auf, und zwar zuerst von Nürnberger Künstlern, welche sich indes noch nicht von den holländischen Mustern loszusagen vermochten. Dies blieb der neuesten Zeit vorbehalten, der es auch gelang, eine schöne Antiqua in Deutschland herzustellen.

Immer wurde aber die Antiqua nur zum Druck von lateinischen, französischen etc. Werken angewendet, während in deutscher Sprache geschriebene Bücher nur mit Frakturschrift gedruckt wurden. Nicht also bloß die Schriften von Luther, Hutten, Spengler, Paul Speratus, Weiße, Alberus, Sachs, Nicolaus Hermann, Fischart, Rollenhagen, Johann Agricola und Anderen, sondern auch, jene der wenigen Gelehrten des sechzehnten Jahrhunderts, welche überhaupt in deutscher Sprache schrieben z. B. der Geschichtsschreiber und Chronisten Aventinus, Sebastian Frank, Thomas Kantzow, Ägidius Tschudi u. a. des Geographen Sebastian Münster, der Theologen Matthesius, Zwingli, Johann Arndt u. s. w. sind mit Frakturschrift gedruckt. Ebenso war es, trotz der nun immer mehr überhand nehmenden Fremdwörter und dadurch entstandenen Sprachmischung, die auch die Gelehrten anreizte, immer mehr lateinische Wörter dem Deutschen einzuverleiben, im siebzehnten Jahrhundert, nur dass man die Lächerlichkeit beging, mitten in der Frakturschrift die fremden Wörter, mögen es neue lateinische oder französische sein, mit Antiqua setzen zu lassen: z. B. „die Herren Medici waren um und um mit jungen Herren Practicanten und Doctoranten umgeben, welche in dem ihren cursum medicinae absolvirten und zu Doctoren wurden etc." — so schreibt Moscherosch, ein Mann, der doch die Fremdländerei und Sprachmengerei aus Herzens Grunde hasste und verabscheute. Ja man ging gleichzeitig in der Geschmacklosigkeit so weit, dass man, wie aus dem angeführten Beispiel ersichtlich, sogar in einem und demselben Worte den deutschen und fremden Teil durch verschiedenen Druck unterschied. Man findet ebenso constituiren, dividiren, motiviren usw., ein Unfug, der erst im achtzehnten Jahrhunderte aufhörte, in welchem man aber daneben anfing, deutsche Werke ganz mit lateinischen Buchstaben zu drucken. Anfänglich war dieser Gebrauch auf gelehrte Werke beschränkt, bald drang er aber auch in die Werke der schönen Literatur ein, wozu am meisten die Geistes- und Geschmackstyrannei beitrug, welche damals Frankreich ausübte.

Es waren eigentlich nicht die lateinischen Buchstaben, welche man in Werken für das Volk allmählich gebrauchte, als vielmehr die französischen, also nicht ein verbesserter Kunstgeschmack hat unsere Ahnen zur Annahme der lateinischen Buchstaben bewogen, sondern vielmehr die Unglückselige Fremdländerei der damaligen Zeit. Am verbreitetsten war daher auch dieser Gebrauch in jenen Gegenden Deutschlands, welche vollständig unter geistige und politische Oberherrlichkeit Frankreichs gekommen waren. Die lateinische Schrift wurde deshalb in demselben Maße seltener, in dem die Fremdländerei zurückging und das nationale Bewusstsein erstarkte. In den Zeiten der Freiheitskriege war der lateinische Druck, den man kaum zwei Dezennien vorher allgemein anzunehmen geraten hatte, fast ganz außer Gebrauch gekommen. Seitdem hat er wieder einigen Boden gewonnen, namentlich in philologischen, medizinischen und naturwissenschaftlichen Werken, bei denen er nicht zu unterschätzende Vorzüge besitzt. Denn abgesehen davon, dass in diesen Wissenschaften viele der lateinischen Sprache entnommene Kunstausdrücke vorkommen, bringen die Zitate aus lateinisch geschriebenen Schriften den deutschen Druck durch Störung seiner Einheit um die Schönheit.

Hier war es Jacob Grimm, der, obwohl er seine ersten Werke selbst mit Frakturschrift drucken ließ, ja, wenn wir uns recht erinnern, bei Gelegenheit einmal sogar gegen den Gebrauch des fremden lateinischen Druckes eiferte, den lateinischen Typen Bahn brach, die seitdem auch nicht nur von seinen unmittelbaren und mittelbaren Schülern, sondern auch von den Bearbeitern anderer sprachwissenschaftlicher Gebiete ausschließlich angewendet werden. Auch in verwandten Disziplinen hat sich der durch eine solche Autorität begründete Gebrauch rasch eingebürgert.

Es ist bekannt, dass die Schrift bis zum fünfzehnten Jahrhundert große Anfangsbuchstaben nur zuweilen bei Eigennamen und am Anfange der Abschnitte etc. kennt. Dasselbe war bei den die Handschriften ersetzenden ersten Drucken der Fall. Günther Zainer von Augsburg z. B., Johann Zainer von Ulm, Johann Bämler in Augsburg und Mentelin in Straßburg kennen nur kleine Buchstaben, was auch noch am Anfange des sechzehnten Jahrhunderts z. B. bei Thomas Murner der Fall ist. Auch in der 1522 erschienenen Übersetzung des Neuen Testamentes von Luther finden sich keine großen Anfangsbuchstaben der Substantiva, obwohl sie in anderen gleichzeitigen Schriften schon vereinzelt gebraucht werden. Hans Sachs, Pamphilus Gengenbach wenden sie schon teilweise bei Substantiven, desgleichen aber auch bei anderen Wörtern an, auf welche sie Nachdruck legen wollen, wozu sie auch Luther in der Übersetzung der ganzen Bibel 1534 und noch mehr 1545 gebraucht. Die großen Buchstaben vertraten also damals gewissermaßen die Stelle des Unterstreichens in der Schrift oder unseres heutigen gesperrten (durchschossenen) oder kursiven Druckes, zu welchem Zwecke sie gleichzeitig auch in Frankreich und England angewendet wurden. Während man aber dort diesen Gebrauch allmählich wieder einschränkte und endlich große Buchstaben nur bei Eigennamen und am Anfange der Sätze zuließ, nahmen in Deutschland die Versalien jedes Jahrzehnt mehr überhand und wurden bald bei allen Substantiven angewendet, wozu unzweifelhaft die Ansicht beitrug, dass das Substantivum das bedeutungsvollste Wort im Satze sei, das „Hauptwort“. Zwar stellte noch 1663 Georg Schottel in dem Werke: „Ausführliche Arbeit von der deutschen Hauptsprache" die Regel auf: „Alle eigenen Nennwörter (nomina propria) und sonst diejenigen, welche einen sonderbaren Nachdruck bedeuten, als Titel, die Tauf- und Zunamen, die Namen der Länder, der Städte, Dörfer, der Völker, der Beamten, der Festtage etc., dann auch die, so auf einen Punkt folgen, werden am Anfange mit einem großen Buchstaben geschrieben“, indem er in einer Anmerkung beisetzt: „Es befundt sich zwar, dass Trükkere (Drucker) fast alle selbständige Nennwörter pflegen mit einem großen Buchstaben am Anfange zu setzen, es ist aber solches eine freie, veränderliche Gewohnheit bishero gewesen und Jedem, wie er’s hat wollen machen ungetadelt freigestanden, soll aber billig hierin eine grundmassige Gewissheit inhalts angezogener Regel beobachtet werden.“ Trotzdem schrieb er aber alle Substantiva mit großen Anfangsbuchstaben, und im Jahre 1709 konnte J. Bödiker in seiner Grammatik die Regel aufstellen, dass alle Substantiva und was an deren Statt gebrauchet wird, mit einem großen Anfangsbuchstaben geschrieben werden müssen. Aber zu allen Zeiten haben sich Einzelne gegen diesen Missbrauch entweder erklärt (z. B. 1817 ein Ungenannter in dem Allgemeinen Anzeiger der Deutschen, in demselben Jahre Fr. Schubert in einem selbständigen kleinen Werkchen etc. ), oder denselben wenigstens nicht angenommen. Trotz des am Ende des siebzehnten Jahrhunderts bereits feststehenden Gebrauchs wurden die meisten gleichzeitigen Bibeln ohne große Buchstaben gedruckt, was auch in den meisten Schriften von Christian Weiße sowie in einigen von Brockes und Hofmannswaldau der Fall ist. Im achtzehnten Jahrhundert ließ, um nur einige der bedeutendsten anzuführen. Wieland seine kleineren prosaischen Schriften (1785), seine neuen Göttergespräche (1791), Voß seine Übersetzung des Homer ohne große Anfangsbuchstaben drucken, und im neunzehnten Jahrhundert endlich begegnet uns eine ganze Reihe von Männern, freilich nur Gelehrte und Professoren, welche dieser unserer allgemeinen Schreibweise, nicht huldigen. Obenan unter denselben steht wieder Jacob Grimm, der in seinen ersten Werken wohl auch große Buchstaben anwendete, sich später aber von denselben lossagte.

Ob sich später auch noch andere zur Annahme dieser Neuerung bequemen werden, ist abzuwarten, darf aber um so mehr bezweifelt werden, als selbst Einige von jenen, welche anfänglich diesen Gebrauch adoptiert hatten, von demselben bereits wieder zurückgekommen sind. Zwar sagt Grimm ganz richtig: „Hat nur ein einziges Geschlecht der neuen Schreibweise sich bequemt, so wird im nachfolgenden kein Hahn nach der alten krähen" — er hat aber nicht die Mittel angegeben, durch welche eine Generation vermocht werden könnte, ihre gewohnte Schreibweise fallen zu lassen.

Wir bekennen auch hierin durchaus konservative Neigungen. Wir sind der Meinung, dass uns die großen Lettern das Lesen durch die Haltepunkte, welche sie dem Auge gewähren, allerdings ein wenig erleichtern; wir würden nicht zu ihrer Einführung raten, wenn sie nicht bereits in Gebrauch wären, halten es aber für unnötig, dagegen zu eifern, und sind geneigt, sie unter die Adiaphora zu rechnen, bei denen es Jeder halten kann, wie er will. Nicht ganz so gleichgültig lässt uns der Gebrauch einiger namhafter Gelehrter, auch nach größerem Redeabsatz und Punkt den großen Buchstaben vorzuenthalten. Denn die Einförmigkeit macht wirklich das Lesen unbequemer. Und wir meinen, dergleichen harmlose Bräuche unserer Schrift sind wie das Hutabnehmen auf der Straße und die Verbeugung bei einem Besuch, kleine gesellschaftliche Artigkeiten, denen man sich nicht entziehen soll, am allerwenigstens aus Gründen höherer Einsicht und aus einem stolzen Purismus.

Gutenberg, Johannes (um 1400-1468) Erfinder des modernen Buchdrucks mit beweglichen Lettern und der Druckerpresse

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Abb. 092 Luther, Martin (1483-1546) theologischer Urheber der Reformation

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Wilhelm und Jacob Grimm, von Elisabeth Jerichau-Baumann (1865)

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Hegel, Georg Friedrich Wilhelm (1770-1831) deutscher Philosoph

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Heinrich Heine

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Herder, Johann Gottfried (1744-1803) Dichter, Übersetzer, Theologe, Kulturphilosoph

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Wilhelm von Humboldt (1767-1835) Staatsmann, Wissenschaftler, Gelehrter und Mitbegründer der Universität in Berlin

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Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von (1769-1859) deutscher Naturforscher

Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von (1769-1859) deutscher Naturforscher

Jan Hus (1369-1415) Theologe, Prediger, Reformator. Phantasieporträt eines unbekannten Meisters aus dem 16. Jahrhundert. Verlässliche zeitgenössische Porträts von Hus sind nicht bekannt.

Jan Hus (1369-1415) Theologe, Prediger, Reformator. Phantasieporträt eines unbekannten Meisters aus dem 16. Jahrhundert. Verlässliche zeitgenössische Porträts von Hus sind nicht bekannt.

Kant, Immanuel (1724-1804) deutscher Philosoph

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Karl Gutzkow (1811-1878) deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Journalist

Karl Gutzkow (1811-1878) deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Journalist

Kleist, Franz Alexander von (1769-1797) deutscher Dichter

Kleist, Franz Alexander von (1769-1797) deutscher Dichter

Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724-1803) deutscher Dichter, Freimaurer

Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724-1803) deutscher Dichter, Freimaurer

Körner, Christian Gottfried (1756-1831) Schriftsteller und Jurist

Körner, Christian Gottfried (1756-1831) Schriftsteller und Jurist

Kohl, Johann Georg (1808-1878) deutscher Schriftsteller, Ethnograf und Geograf

Kohl, Johann Georg (1808-1878) deutscher Schriftsteller, Ethnograf und Geograf

Kosegarten, Ludwig Gotthard (1758-1818) Theologe, Pfarrer, Professor, Dichter und Schriftsteller

Kosegarten, Ludwig Gotthard (1758-1818) Theologe, Pfarrer, Professor, Dichter und Schriftsteller

Kotzebue, August von (1761-1819) deutscher Dramatiker, Schriftsteller, Diplomat

Kotzebue, August von (1761-1819) deutscher Dramatiker, Schriftsteller, Diplomat

Krabbe, Otto Dr. (1805-1873) Prof. Theologe, Universitäts Prediger zu Rostock, Rektor, Geschichtsschreiber

Krabbe, Otto Dr. (1805-1873) Prof. Theologe, Universitäts Prediger zu Rostock, Rektor, Geschichtsschreiber

Lavater, Johann Caspar (1741-1801) reformierter Pfarrer, Philosoph und Schriftsteller aus der Schweiz

Lavater, Johann Caspar (1741-1801) reformierter Pfarrer, Philosoph und Schriftsteller aus der Schweiz

Lenz, Max (1850 in Greifswald-1932) Historiker

Lenz, Max (1850 in Greifswald-1932) Historiker

Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781) bedeutender Dichter der deutschen Aufklärung

Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781) bedeutender Dichter der deutschen Aufklärung

Albrecht von Maltzan (1813-1851) mecklenburger Landwirt und Naturforscher

Albrecht von Maltzan (1813-1851) mecklenburger Landwirt und Naturforscher

Melanchthon, Philipp (1497-1560) Philologe, Philosoph, Humanist, Theologe

Melanchthon, Philipp (1497-1560) Philologe, Philosoph, Humanist, Theologe

Mendelssohn, Moses (1729-1786) deutscher Philosoph der Aufklärung und Wegbereiter der Bildung der Juden

Mendelssohn, Moses (1729-1786) deutscher Philosoph der Aufklärung und Wegbereiter der Bildung der Juden

Paulsen, Friedrich (1846-1908) deutscher Pädagoge und Philosoph

Paulsen, Friedrich (1846-1908) deutscher Pädagoge und Philosoph

Pestalozzi, Johann Heinrich (1746-1827) schweizer Pädagoge, Schul- und Sozialreformer, Politiker

Pestalozzi, Johann Heinrich (1746-1827) schweizer Pädagoge, Schul- und Sozialreformer, Politiker

Philippson, Ludwig Dr. (1811-1889) deutscher Schriftsteller und Rabbiner

Philippson, Ludwig Dr. (1811-1889) deutscher Schriftsteller und Rabbiner

Räß, Andreas Dr. (1794-1887) deutscher kath. Theologe und Philosoph, Schriftsteller, Übersetzer, Bischof von Straßburg

Räß, Andreas Dr. (1794-1887) deutscher kath. Theologe und Philosoph, Schriftsteller, Übersetzer, Bischof von Straßburg

Ranke, Leopold von (1795-1886) Historiker und Hochschullehrer

Ranke, Leopold von (1795-1886) Historiker und Hochschullehrer

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (1803-1879) deutscher Pädagoge und Germanist. Er legte die größte existierende Sammlung deutschsprachiger Sprichwörter an

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (1803-1879) deutscher Pädagoge und Germanist. Er legte die größte existierende Sammlung deutschsprachiger Sprichwörter an

Wiggers, Julius (1811-1901) Rostocker, Theologe, Hochschullehrer und Schriftsteller

Wiggers, Julius (1811-1901) Rostocker, Theologe, Hochschullehrer und Schriftsteller

Wilhelm Busch, 1860

Wilhelm Busch, 1860

Alexis, Willibald (1798-1871) deutscher Schriftsteller, Begründer des realistischen historischen Romans

Alexis, Willibald (1798-1871) deutscher Schriftsteller, Begründer des realistischen historischen Romans

Wossidlo, Richard (1859-1939) Gymnasiallehrer, gilt als Nestor der mecklenburgischen Volkskunde

Wossidlo, Richard (1859-1939) Gymnasiallehrer, gilt als Nestor der mecklenburgischen Volkskunde

Zwingli, Huldrych (1484-1531) erster Zürcher Reformator, von Hans Asper etwa 1531

Zwingli, Huldrych (1484-1531) erster Zürcher Reformator, von Hans Asper etwa 1531

Zetkin, Clara (1857-1933) deutsche Frauenrechtlerin und Politikerin

Zetkin, Clara (1857-1933) deutsche Frauenrechtlerin und Politikerin