Dritte Fortsetzung
In den nördlichen Teilen der Freistaaten ließen sich die Neuengländer nieder. Ihr Grundzug war eine ernste finstere Religiosität, welche für sich selbst eine milde Freiheit wollte, einem anders Denkenden aber nicht einmal Duldung zu vergönnen fähig war. Im Süden bestanden die Ansiedlungen vornehmlich aus verwegenen wüsten Gesellen, Glücksjägern und Abenteurern. Der Charakter von beiden offenbarte sich sehr bald in den ärgerlichsten Streitigkeiten unter den Ansiedlern, und in der schändlichen Grausamkeit und Tücke, mit der sie die Indianer behandelten, dann aber auch in dem Widerstandsgeiste gegen englische Statthalter und Offiziere und in dem Eifer, mit dem sie sich selbst der Gründung einer bürgerlich freien Verfassung widmeten. Im Süden entwickelte sich später der ritterliche Sinn, im Norden der nüchterne Verstand und die alttestamentliche Ansicht der Dinge dieser Welt. Der Charakter der Yankees gab darauf, weil er am meisten geistige Schärfe und Beweglichkeit enthielt, dem eigentümlich amerikanischen Charakter vorzugsweise sein Gepräge. In der Mitte zwischen den Neuengländern auf ihrem unfruchtbar steinigen Boden und den Südländern in ihrer üppig glühenden Natur siedelten sich die Deutschen an, das Volk der Humanität. Sie liehen sich in den Staaten von New-York und Pennsylvanien und in den Gebirgsstrichen von Virginien und den Carolinas nieder, wo Hitze und Kälte sich das Gleichgewicht hielten. Da suchten sie sich den fruchtbarsten Boden aus, der mit dem nährenden Weizen auch den begeisternden Wein hervorzubringen vermochte. Und in diesen ihren Wohnsitzen entwickelten die Deutschen ein würdiges humanes Leben, welches ihnen durch die Bebauung des Bodens und durch die Verwertung seiner Erzeugnisse mit künstlerisch geschickten Händen die leibliche Nahrung sicherte, und wo sie in der Übung der Menschenliebe, in der Hegung einer fröhlichen Geselligkeit, in dem Anbau der Wissenschaft, und in der Bildung und Verteidigung der reinen bürgerlichen Freiheit geistige Lust und Stärke fanden. Dieses deutsche Leben wurde durch die Einwanderer der neueren Zeit außerordentlich verstärkt und in noch edlerer Weise weiter geführt.
So haben denn zuerst die Pennsylvanier Deutschen in Amerika regelmäßigen Garten- und Ackerbau, Obst-, Wein- und Seidenbau, so wie eine feinere Viehzucht geschaffen. Der Neuengländer verstand und versteht nur, ein Stück Boden umzubauen, Mais zu säen und Schweine zu ziehen, und der Südländer weiß nur, wie durch Sklaven Tabak, Baumwolle und Zucker zu bauen sei, so lange der Boden noch nicht erschöpft ist. Die Stellung der Deutschen zwischen ihnen beiden zeigt sich deutlich, wenn man die prächtigen steinfesten Gehöfte des Pennsylvaniers mit dem zierlichen Brettergebäude des Yankee und mit der Herrenwohnung und den Sklavenställen des Südens vergleicht. In dieser Eigenschaft ist der Pennsylvanier-Deutsche in gleichem Schritt mit den nördlichen und südlichen Ansiedlungsscharen über die Berge und in den weiten Westen hinein gerückt, überall Ackerbau und feste Ansiedlungen gründend.
*) Seit der Zeit in welcher Löher seinen Vortrag hielt, hat sich die Zahl der deutschen Einwanderer in Amerika in so ungeheuren Proportionen vermehrt, dass die angeführten Zahlen heute höchst winzig erscheinen.
Der Neuengländer hackte ihm die Bäume um, der Kentuckyer reinigte ihm mit der Büchse die Wälder von Raubtieren, der Kreole kundschaftete ihm den Lauf der Flüsse und die Dörfer der Indianer aus: der kluge Pennsylvanier aber zog hinten nach, kaufte ihnen die besten Ländereien ab, und schickte sie weiter gen Westen. Die neuen deutschen Ansiedler haben es ihm nachgemacht. Ihre Ansiedlungen sind zahllos und stehen regelmäßig nach ein paar Jahren in Blüte. Der höhere Feldbau wird fast ausschließlich von Deutschen betrieben oder ist durch sie einheimisch gemacht. Die Neuengländer haben nur einige gute Hilfswerkzeuge für den Ackerbau ausgedacht. Wo ein paar deutsche Bauern sitzen, da werden sie durch Fleiß und Sparsamkeit, Geschick und Kenntnisse bald so wohlhabend, dass der hinter ihnen zurück bleibende englisch sprechende Nachbar ihnen sein Hans und sein Land verkauft und vor Ärger von dannen zieht.
So haben denn zuerst die Pennsylvanier Deutschen in Amerika regelmäßigen Garten- und Ackerbau, Obst-, Wein- und Seidenbau, so wie eine feinere Viehzucht geschaffen. Der Neuengländer verstand und versteht nur, ein Stück Boden umzubauen, Mais zu säen und Schweine zu ziehen, und der Südländer weiß nur, wie durch Sklaven Tabak, Baumwolle und Zucker zu bauen sei, so lange der Boden noch nicht erschöpft ist. Die Stellung der Deutschen zwischen ihnen beiden zeigt sich deutlich, wenn man die prächtigen steinfesten Gehöfte des Pennsylvaniers mit dem zierlichen Brettergebäude des Yankee und mit der Herrenwohnung und den Sklavenställen des Südens vergleicht. In dieser Eigenschaft ist der Pennsylvanier-Deutsche in gleichem Schritt mit den nördlichen und südlichen Ansiedlungsscharen über die Berge und in den weiten Westen hinein gerückt, überall Ackerbau und feste Ansiedlungen gründend.
*) Seit der Zeit in welcher Löher seinen Vortrag hielt, hat sich die Zahl der deutschen Einwanderer in Amerika in so ungeheuren Proportionen vermehrt, dass die angeführten Zahlen heute höchst winzig erscheinen.
Der Neuengländer hackte ihm die Bäume um, der Kentuckyer reinigte ihm mit der Büchse die Wälder von Raubtieren, der Kreole kundschaftete ihm den Lauf der Flüsse und die Dörfer der Indianer aus: der kluge Pennsylvanier aber zog hinten nach, kaufte ihnen die besten Ländereien ab, und schickte sie weiter gen Westen. Die neuen deutschen Ansiedler haben es ihm nachgemacht. Ihre Ansiedlungen sind zahllos und stehen regelmäßig nach ein paar Jahren in Blüte. Der höhere Feldbau wird fast ausschließlich von Deutschen betrieben oder ist durch sie einheimisch gemacht. Die Neuengländer haben nur einige gute Hilfswerkzeuge für den Ackerbau ausgedacht. Wo ein paar deutsche Bauern sitzen, da werden sie durch Fleiß und Sparsamkeit, Geschick und Kenntnisse bald so wohlhabend, dass der hinter ihnen zurück bleibende englisch sprechende Nachbar ihnen sein Hans und sein Land verkauft und vor Ärger von dannen zieht.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die deutsche Auswanderung und ihre Bedeutung in der Kulturgeschichte.