Libau

„Heissa! lustig! dudeldumdei!
„Das geht ja hoch her, bin auch dabei!“


Kein Gastwirt schien uns je für die Fremden so aux petits soins zu sein, wie unser Libau'scher Herr Meißel. Abends fanden wir auf unserem Nachttische nicht nur eine Karaffe frisches und durchsiebtes Wasser — in Libau muss man alles Wasser, um es trinkbar zu machen, durch ein Sieb lassen — sondern auch eine bauchige Flasche süßliches Bier, und der Kellner sagte uns, wir möchten nach Belieben von diesem oder jenem Schlaftrunke nehmen. Am anderen Morgen stand eine gestopfte Tabakspfeife an unserem Bette und daneben ein Bursche mit einem am Ofen gewärmten Schlafrock und Pantoffeln, in denen er uns sofort, als wir Miene machten, aufzustehen, prompt und gewandt auffing.


Aus allen diesen und anderen Comforts fanden wir uns denn erst spät auf die Straßen der Stadt hinaus. Wir hatten noch unsere Meeresfahrt nicht vergessen, und die ganze Welt drehte sich um uns her wie um einen Kreisel. Man musste auf ein Mittel denken. Wir nahmen ein niederschlagendes Pulver. Wir schlugen damit die Stadt Libau zu Boden und brachten ihre tanzenden Straßen, Häuser und Kirchen zum Stehen. So ließ sie sich nun in Muße besichtigen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die deutsch-russischen Ostseeprovinzen Bd1