Energisches Vorgehen Holländischer Seestädte in der Ausbeutung der neuen Fischerei.

Die Holländer, damals ein Volk, das gerade in der Fülle der Kraft und des Strebens stand, dessen schöpferischer Geist sich mit gewaltiger Energie nach den verschiedensten Richtungen hin betätigte, waren die Letzten, welche sich durch solches Auftreten der von ihnen zur See kaum für ebenbürtig angesehenen Engländer hätten einschüchtern lassen. Gleich im folgenden Jahre rüsteten die unternehmenden Kaufleute der Stadt Hoorn, wo schon 1416 die große Fischerei der Holländer *), die Häringsfischerei, durch Anwendung großer Netze einen bedeutenden Fortschritt gemacht und deren Kauffahrer, die Hoorn’schen Katten, schon längere Zeit den Handel mit Süd-Frankreich und Norwegen vermittelten, ein Schiff aus. Auch war bereits in den größeren Städten Hollands die Bildung einer großen Handelsgesellschaft zum Zweck einer umfassenden Ausbeutung des Spitzbergen’schen Fischreichtums in Anregung gekommen. Neben Amsterdam und Hoorn regt sich in Middelburg, in Schiedam das Interesse, eben so in Enkhuizen, dem vornehmsten Ort der Häringsfischerei, welcher schon zu Ende des 15. Jahrhunderts 40 Grootschippers (Eigentümer von Schiffen bis zu 120 Last) unter seinen Einwohnern zählte, dessen Rath mit Königen correspondirte und dessen Bürger bereits 1594 zwei Schiffe unter Cornelis Nai zur Auffindung der vermeintlichen Nordost-Durchfahrt ausgesandt hatten.

*) Unter „groote vischerij“ verstanden die Holländer nicht den Walfischfang, der ja erst später aufkam, sondern die Häringsfischerei (haringsvaart), und zwar im Gegensatze sowohl zu der Doggevaart, dem Kabeljaufang (Dogge = Kabeljau), als zu der kleinen, der Küstenfischerei. Es ergiebt sich diess aus verschiedenen Plakaten der älteren Zeit. Die Doggervaart oder Doggevaart ging nach dem Doggerzand, der noch heute so fischreichen Bank zwischen Jütland und England, deren Name sich auf diese „Weise erklärt. Die kleine Fischerei betrieben die „Schuiten die om verschen Visen uitvaaren“. S. Teg. Staat. d. Ver. Neederl., I, p. 584. Dass übrigens der Name „große Fischerei“ für die Häringsfischerei auch gegenüber dem Walfischfange wohl berechtigt war, ergiebt die Tatsache, dass in der Periode von 1669 bis 1778 der durchschnittliche jährliche Reinertrag des Walfischfanges 442.928Guld. betrug, während der jährliche Reinertrag aus der Holländischen Häringsfischerei in dieser Zeit im Minimum, also in den ungünstigsten Jahren, noch auf 1.120.000 Gulden angegeben wird.