Energische und ausdauernde Leistungen der Hansestädte.

Über dem Eingang des heutigen, um die Mitte des 17. Jahrhunderts erbauten „Hauses Seefahrt“ in Bremen lesen wir die merkwürdigen Worte: „Navigare necesse est, vivere non est necesse“. Dieser Spruch, den zuerst der Römer Pompejus gebraucht haben soll, als es sich darum handelte, dem hungernden Rom von Afrika Getreide zuzuführen und die Schifter bei drohendem Seesturme zögerten abzusegeln, lässt eine doppelte Auslegung zu.

Navigare necesse est, die Schifffahrt ist notwendig, wenn auch Stürme und Sturzsee’n, Riffe und Klippen Leib und Leben des kühnen Seglers bedrohen, sie ist notwendig trotz der Schutzlosigkeit unserer Seeschiffe gegenüber der Gefahr, welche ihnen durch die kriegerische Willkür der seemächtigen Nationen Europa’s drohte, und, fügen wir hinzu, trotz der Vorteile und Begünstigungen, welche die Flaggen anderer Nationen durch ihre staatlichen Organe genossen und wodurch eben unsere Schiffe im friedlichen Wettkampfe des Erwerbes durch die Seefahrt zurückgesetzt oder gar davon ausgeschlossen wurden.


Mit aller der List und Kraft, welche bei Konzentration auf Einem Punkt dem Kleinen und Schwachen Flügel und stählerne Muskeln verleihen, haben die Hansestädte jenes Wort aus einer glanzvollen Jugend durch Jahrhunderte nationaler Ohnmacht bis auf die Gegenwart in ihrem Leben und Streben verwirklicht. Eine andere bessere Zeit ist jetzt für das Deutsche Seewesen angebrochen: die Abzeichen der einzelnen Staaten und Städte sind von der Gaffel unserer Kauffahrer verschwunden, die schwarz-weiss-rote Flagge zeigt Deutschland zur See.

Die nachfolgenden Blätter werden durch vergleichende Darstellung auch zeigen, mit welcher Tatkraft und unverwüstlichen Ausdauer ein stammverwandtes Volk, die Holländer, gerade kurz nach seiner schwer erkämpften nationalen Einigung in schwierigen Marine-Unternehmungen auftreten konnte. Möge diess Vorbild in uns, die wir in einer ähnlichen Entwickelungsperiode stehen, Nacheiferung erwecken.