Verkehrswege und Kunstgeschichte

Handelswege und Verkehrsbewegungen halten unsern Blick gefangen, obgleich von Kunst und Kunstschaffen die Rede sein soll. Ist es nicht vermessen, den Blick auf die Landkarte zu richten und Berge und Flüsse zu betrachten, wenn der Kunst das Wort gilt? Und dies in einer Zeit, wo die kunsthistorischen Heerscharen mit ihren Kaisern, Königen und Päpsten auf weiten Himmelskreisen knien, ästhetische Litaneien psalmodierend, um das Mysterium der Kunst zu verehren und dabei des Künstlers in der Ecke nicht achten, der auf dem Boden der Mutter Erde steht, fest und sicher, und bescheiden auf die Spruchtafel weist, die ihn als den Maler all der künstlerischen Herrlichkeit meldet? Ist es nicht an der Zeit, einen Blick in die stilanalytischen Exegesen zu werfen, die in schönen Einbänden in der Hand der kunsthistorischen Heiligen ruhen und sich von der Kunst der Schweiz Rechenschaft zu geben, statt wie das Maultier, das im Nebel seinen Weg sucht, Passhöhen zu erklimmen und diesseits und jenseits der Alpen die Straßenzüge zu verfolgen, auf denen kostbare Handelsgüter aus dem Lande, wo die Zitronen blühen, hinübergeschleppt werden in die weiten Tiefebenen des Nordens?
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die alte Schweiz