Landschaftliche Sonderart
Alles jedoch, was jetzt entsteht, ist so durchaus gewichtig und gesättigt im Sinne einer landschaftlichen Eigenart, dass die künstlerische Reise der Schweizer Architekten, Maler, Stecher und Radierer nach Paris für die allermeisten einer Bildungsreise gleichkommt, bei der man lernt, ohne sich zu vergeben und zu vergessen. Denn durch den hellsten Blitz des Pariser Esprit war der Schweizer Natursinn geweckt worden. Die Schweizer Landschaft wird entdeckt, und mit der in Paris erlernten Pflicht die Naturstudie an Ort und Stelle jeder Arbeit mit Stichel, Nadel oder Pinsel zugrunde zu legen, entsteht die für die fremden Käufer bestimmte Schweizer Landschaftsmalerei eines Aberli und Wolf. Und der Winterthurer Anton Graff ist ohne die französische Mündigkeitserklärung des naturgetreuen Porträtstiles als Bildnismaler auch nicht denkbar. Die schweizerische Eigenart tritt demnach in jenen Zeiten zutage, als die Hochwellen der Fremdländerei von Italien und Frankreich aus Europa mit einem Formenkanon überschütten, der scheinbar alles Besondere begräbt und tatsächlich auch dem wirklich Altgewordenen den Garaus macht. Spätgotik und Hochbarock erlöschen damals. Aber wo der Lebenswille stark genug war, behauptet er sich auch gegen die Mode, die von auswärts kam.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die alte Schweiz