Blockbau und Ständerbau
Die Anfänge des Blockbaues sind zeitlich kaum und mehr zu bestimmen, wenn schon datierte Häuser bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Ich kenne im Berner Oberland eine Scheune, die die Jahreszahl 1548 trägt. In den Gebirgstälern und auf den Höhen der Talwände bleiben sie von dem schnellen Wechsel der Moden und Stile in ihren Grundformen unberührt. Nur das Schnitzwerk geht mit der Zeit mit, allerdings sehr bedächtig und nur zögernd und immer in bäurischer Sorglosigkeit um stilgerechte Formen nach der Grammatik der kanonischen Kunst. Axt und Säge, Messer und Kerbeisen sind das Werkzeug, mit dem Muster in schönen Linien und fröhlichen Schwüngen zurechtgezimmert werden. Konstruktiv verschieden vom Blockbau des Alpengebietes, doch nicht weniger rassig als dieser, ist der Holzbau des Berner Mittellandes, der sog. Ständerbau, der bis in das Freiburgische und in den Aargau hinein verbreitet ist, seine stattlichsten und stolzesten Vertreter aber bei den reichen Bauern und Landwirten des Emmentales aufweist. Allmählich ersetzt ihn der Riegelbau, der im Osten der Schweiz von alters her heimisch war und dort in Dörfern und kleinen Städten für das Bauernhaus ebenso gut verwendet wird wie für ansehnliche Gemeindebauten, die Kornspeicher, Ratssaal und Gerichtsstube unter einem Dache vereinigen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die alte Schweiz