Bevölkerung. Die erste Christenheit
Ist die Schweizer Geschichte im Verhältnis zur europäischen nur ein zierliches Miniaturbild, so wird sie dennoch von einem gewaltigen Rahmen eingefasst, an dem die Hand des Schöpfers selbst tätig war, ehe der Mensch auf schrundige Eisströme seinen Fuß setzte und ehe er auf weiten Gebirgsseen den ungefügen Einbaum als Nachen benutzte. Keltisch war die Urbevölkerung, die zwischen Jura und Inn ihre Siedelungen hatte. Beweglich und noch ohne Heimatgefühl entschließt sie sich zur Wanderung. Westwärts und der Wärme folgend sucht sie neue Stätten und Sitze. Aber als der Helvetier sein Land verlässt, hält ihn der Römer fest. Der Römer wird sein Herr. Dann der Burgunder, schließlich der Alemanne. Und nun folgen die friedlichen Eroberungen durch die Kirche. Der Ire, der Cluniazenser, der Zisterzienser dringt ein; ihm folgen die Bettelmönche des hl. Dominikus und hl. Franz, schließlich Augustiner und andere Orden, jeder mit seiner eigenen Bauweise und seiner besonderen Art, die Bauten zu zieren oder kahl zu lassen.
Das ganze Mittelalter hindurch dauert ein beständiger Wechsel von geistigen und kulturellen Einflüssen weltlicher und kirchlicher Art, die die Grundschicht für den Aufbau einer höchst eigenartigen Geistigkeit bilden. Da die mittelalterliche Kirche auf die nationalen und selbst auf die sprachlichen Verschiedenheiten bei ihrer Mission kaum Rücksicht nimmt, wohl aber auf die Mittel der Disziplin und des Verkehres, die die Masse der Christenheit vereinheitlichen und zusammenhalten konnten, so sind diese ersten Jahrhunderte der Christenheit ganz gewiss nicht auf dem Konto des nationalen Zusammenschlusses zu buchen.
An diesem Punkte Europas, wo die nordsüdlichen und westöstlichen Drucklinien der Kulturkräfte sich durchdringen und daher Gegendruck und Widerstand zu überwinden trachten, ist alles andere zu erwarten als ein Hirtenidyll geruhsamer Abgeschlossenheit. Mischung und Durchdringung des Unvereinbaren und Unversöhnlichen finden hier ihren Schauplatz. Unter dem Druck, der von allen Seiten gegen den Wall der Alpen vordringt und ihn, weil er seit Urzeiten von Straßen und Pässen überquert wurde, auch überwindet, finden auf diesem engbegrenzten Boden seelische Kräfte nebeneinander Platz, die sich auf der Bühne der Welt befehden und gegenseitig vernichten.
Das ganze Mittelalter hindurch dauert ein beständiger Wechsel von geistigen und kulturellen Einflüssen weltlicher und kirchlicher Art, die die Grundschicht für den Aufbau einer höchst eigenartigen Geistigkeit bilden. Da die mittelalterliche Kirche auf die nationalen und selbst auf die sprachlichen Verschiedenheiten bei ihrer Mission kaum Rücksicht nimmt, wohl aber auf die Mittel der Disziplin und des Verkehres, die die Masse der Christenheit vereinheitlichen und zusammenhalten konnten, so sind diese ersten Jahrhunderte der Christenheit ganz gewiss nicht auf dem Konto des nationalen Zusammenschlusses zu buchen.
An diesem Punkte Europas, wo die nordsüdlichen und westöstlichen Drucklinien der Kulturkräfte sich durchdringen und daher Gegendruck und Widerstand zu überwinden trachten, ist alles andere zu erwarten als ein Hirtenidyll geruhsamer Abgeschlossenheit. Mischung und Durchdringung des Unvereinbaren und Unversöhnlichen finden hier ihren Schauplatz. Unter dem Druck, der von allen Seiten gegen den Wall der Alpen vordringt und ihn, weil er seit Urzeiten von Straßen und Pässen überquert wurde, auch überwindet, finden auf diesem engbegrenzten Boden seelische Kräfte nebeneinander Platz, die sich auf der Bühne der Welt befehden und gegenseitig vernichten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die alte Schweiz