Bauart

Die Schweiz ist die höchste Erhebung Europas. Mehr als die Hälfte des Landes gehört dem Alpengebiet an. Der Jura ist ein ausgeprägtes Gebirgsland. Berge und Berge. Nur zu natürlich, wenn infolgedessen die weltbekannten eigentlichen Urbilder der Schweizer Bauart die hölzernen Gebirgsbauten sind, die aber im Jura fehlen, weil er das burgundische Steinhaus angenommen und beibehalten hat. Nur hüte man sich, die verschiedenen Gattungen unter dem Namen Chalet zusammenzufassen, den das Kauderwelsch der Schweizer Hotellerie gang und gäbe gemacht hat. In der Tat sind diese hölzernen Alpenhäuser durch langjährigen Besitz und ungestörte Friedensläufte ungewöhnlich veredelte Bauwerke. Das gilt vornehmlich für das Berner Oberland und das waadtländische Pays d'Enhaut. Die protestantische Bevölkerung dieser Talschaften hat eine nie ermüdende Sorgfalt auf die geschmückte und gepflegte, blitzblanke Wohlanständigkeit ihres ererbten Besitzes gelegt. Die Schweizer Alpendörfer sind reich an Beispielen aller Art. Welch eindrucksvolle Sprache reden sie aber, wenn sie in Gryon ob Bex patriarchalischen Familiensinn und dörfische Lebensgemeinschaft vor Augen stellen, als ob Zeit und Welt an ihnen spurlos vorübergingen. Zwischen Tannen und Lärchen behütet das Dorf sein altes Ansehen und zieht Vorteil von den Kastanien und Reben, die zu seinen Füßen gedeihen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die alte Schweiz