Die Münze.

Zu dieser schönsten Zierde an den Ufern der Seine wurde am 36. Mai 1771 der Grundstein im Namen Ludwigs XV durch einen Abbé Terrai gelegt. Dieser faule König ließ fast alles in seinem Namen thun. Aber der talentvolle Baumeister des herrlichen Gebäudes war Antoine. Es wurde auf der Stelle errichtet, wo das ehemalige Hotel Conti gestanden hatte, das seinerseits schon den Raum, auf welchem das Hotel Nesle gestanden, benutzt hatte. Der mittlere Theil der Façade hat 6 schöne jonische Säulen. Vor dem Attikus des Vorbaues befinden sich 6 schöne Bildsäulen, das Gesetz, die Klugheit, die Stärke, den Handel, den Ueberfluß und den Frieden darstellend. Eine Gallerie umläuft den ganzen großen Hof. Das Innere des Gebäudes entspricht dem Aeußeren vollkommen, und enthält außer den verschiedenen Werkstätten und Arbeitssälen alle Bureaus und Comptoirs der Verwaltung, so wie die Wohnungen der Direktoren und vornehmsten Verwalter.

Die ersten Louisd'ors wurden im Jahr 1640 noch in dem früheren Münzgebäude geschlagen, das in der Straße stand, die jetzt noch die alte Münzstraße genannt wird. Claude von Bouillon war damals Oberintendant der Münze. Als die ersten Goldludwige fertig waren, lud er mehrere der vornehmsten Höflinge zu Tische ein, und ließ zum Nachtisch drei Becken mit diesen neuen Goldstücken serviren, indem er seine Gäste höflich (er hätte es auch grob thun dürfen) ersuchte, so viel davon zu nehmen, als ihnen gefällig wäre. In einem Nu waren die drei Becken leer, und die Gäste, vor Freude außer sich, liefen mit solcher Eile zu Fuß davon, daß sie ihre Kutschen vergaßen, die ihnen nun leer folgten. Zwei, welche die Einladung abgesagt hatten, wollten sich vor Verdruß ins Wasser stürzen. Man sieht, die Höflinge waren zu allen Zeiten dieselben, mit dem Unterschied, daß wenn sie jetzt auch ganze Goldhaufen aus den Schätzen der Völker erhalten, sie deßhalb doch ihre Kutschen nicht mehr im Stiche lassen.