Das Pantheon oder die Kirche St. Genofeva.

Dieses große und prachtvolle Gebäude wurde erst im Jahr 1757 nach dem Plane Soufflots zu bauen angefangen. Den 6. September 1764 legte Ludwig XV den Grundstein dazu. Das Gebäude bildet ein viereckiges Kreuz mit vier Schiffen, die unter dem Dom zusammenlaufen. Die Fläche desselben hat, das Peristyl (den Säulengang) mit inbegriffen, 339 Schuh Länge, und 250 Schuh Breite. Die Fayade besteht aus einer Säulenvorhalle, welche dem Pantheon zu Rom nachgeahmt ist, sie hat 6 Säulen in der Fronte und 22 in Allem; sie gehören der corinthischen Ordnung an, sind cannelirt, und haben 58 Fuß 3 Zoll Höhe, bei 5 ½ Fuß im Durchmesser. Ueber derselben erblickt man ein Fronton, (Hauptgiebelseite) das früher mit einem von Strahlen und anbetenden Engeln umgebenen Kreuz geschmückt war. Die Fa?ade hat 3 Flügelthüren, die bis zum Jahr 1791 offen waren, im Jahr 1805 aber zugemacht, und später wieder eröffnet wurden. Der Durchmesser der innern Kuppel unter dem Dom ist 62 Fuß. Diese Kuppel an und für sich bildet schon einen prachtvollen runden Tempel, mit 32 corinthischen Säulen. Zwischen diesen Säulen befinden sich 16 hohe Fenster, welche hinlängliches Licht in dem Innern verbreiten. Dieser Dom besteht eigentlich aus 3 übereinanderstehenden Kuppeln, oder einem dreifachen steinernen Gewölbe, von denen die äußerste oder letzte von dem Boden an eine Höhe von beinahe 250 Fuß mißt. — Lange war wegen der kostspieligen Kriege der Bau unterbrochen, und erst 1784 begann die Arbeit wieder, und die sogenannte Laterne krönte nun nach Soufflots Plan das Ganze.

Den 1. April 1791 nach Mirabeaus Tod gab die constituirende Versammlung dem Gebäude eine neue Bestimmung, nämlich die Ueberreste der großen Männer, welche sich durch ihre Talente und Thaten um das Vaterland wohl verdient gemacht hatten, aufzubewahren. Alle Symbole der katholischen Religion wurden nun abgenommen, und durch die Zeichen der Freiheit und der öffentlichen Moral ersetzt, und das Gebäude erhielt die von Pastoret verfaßte Aufschrift: „Das dankbare Vaterland seinen großen Männern.“ Das Fronton erhielt ein neues Basrelief, in dessen Mitte die Worte: „Das Pantheon der Franzosen, im Jahr III der Republik,“ zu lesen waren. —


Auf 5 neuen Basreliefs waren die Rechte der Menschheit, die Jury, Hingebung für das Vaterland, öffentlicher Unterricht, und die Herrschaft der Gesetze allegorisch dargestellt. An die Stelle der Laterne kam ein Fußgestell, auf welches eine kolossale Renommée postirt werden sollte.

Die constituirende Versammlung decretirte, daß erst 10 Jahre nach seinem Tode einem Bürger die Ehre des Pantheons werden dürfte, machte aber bei Mirabeau eine Ausnahme, dessen Büste sogleich im Triumph beigesetzt wurde, eben so wurde Voltaire den 11. Juli und J. J. Rousseau den 16. October desselben Jahres mit großem Pomp und feierlichem Umzug beigesetzt. Auf Voltaires Grab las man: „Geschichtschreiber, Dichter und Philosoph, zündete er dem menschlichen Geiste ein großes Licht an, und lehrte ihn frei zu seyn.“

„Er vertheidigte Calas, Färben, de la Barre und Montbailly; bekämpfte die Atheisten und Fanatiker, flößte Duldsamkeit ein, und reklamirte die Rechte der Menschen gegen die Knechtschaft des Feudalismus.“

Auf Rousseaus Grabe standen die Worte: „Hier ruhet der Mann der Natur und der Wahrheit.“

Durch ein Dekret Napoleons (eine seiner großen Albernheiten) wurde dieser Tempel dem katholischen Kultus wieder gegeben, und die nicht leuchtende Laterne demselben wieder aufgesetzt. — Das Pantheon, welches nur für wirklich große Männer, die sich wahrhaft um das Vaterland verdient gemacht hatten, bestimmt gewesen, wurde nun von dem oft sehr kleinen Napoleon dazu ausersehen, die Ueberreste von den meistens ganz unbedeutenden Mitgliedern seiner Familie anzunehmen, so wie die Großwürden- (oder Last-)träger seines Hofes!! 49 derselben, unter ihnen Lannes, wurden daselbst begraben. Friede sey mit ihrer Asche.

Es war damals hinlänglich, ein sclavischer und vornehmer Livreebediente Sr. Majestät zu seyn, um nach dem Tod die Ehre eines großen Mannes zu erhalten. Eine königliche Ordonnanz vom Jahre 1822 befahl den katholischen Kultus ferner in diesem Tempel fortzusetzen, und bewirkte, daß die sogenannten Glaubensbrüder, Missionaire u. s. w., sofort hier ihr scheinheiliges Gaukelspiel trieben. Die oben beschriebenen Basreliefs verschwanden wieder. Die Asche Rousseaus, Voltaires und Anderer wurde als gottlos verschrien und mußte auf den Antrag eines gut katholischen Redners wieder weggeschafft werden. Während der Herrschaft des Convents hatte es das blutgierige Raubgesindel der Jacobiner, welches meistens von den Aristokraten bestochen war, um die kaum aufblühende Freiheit wieder (gerade so wie jetzt) durch Schandthaten und Niederträchtigkeiten gehässig zu machen und zu untergraben, durchgesetzt, daß der faule Körper des so nichtswürdigen als talentlosen und stupiden Marats im Pantheon beigesetzt, und Mirabeaus Reste daraus weggeschafft wurden, allein noch den 9. Thermidor des II. Jahres (27 Juli 1794) wurden die eckelhaften Reste dieses Abschaums der Menschheit wieder herausgenommen, und in eine Kloacke in der Straße Montmartre geworfen.

Die unterirdischen Gewölbe dieser Kirche, welche auf dem Grund der uralten Genofevas-Kirche ruhen, bilden eine ungeheure gewölbte Gruft, deren Bauart nicht minder bewundernswürdig ist, als die der obern.

An dem Ganzen wurde über 40 Jahre gebaut, und es kostete an 50 Millionen.