Die Wolfskirche bei Bosenbach

Autor: Ueberlieferung
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Zwischen den beiden Dörfern Bosenbach und Friedelhausen liegt hart an der Straße ein Friedhof mit einem alten Turm, die Wolfskirche genannt. Hinter dem Tor an der Mauer gewahrt man ein Raubtier, in Stein gehauen, wie es ein anderes Tier, ein Lamm oder ein Reh zu Boden reißt. Darüber erzählt eine alte Sage:

Vom Berghang sprang einst in raschen Sätzen ein Reh ins Tal hinab. Es bebte und zitterte, und seine Blinker irrten hilfesuchend umher. Hinter ihm hetzte ein blutdürstiges Raubtier, ein Wolf, gierig einher. Das Reh setzte über den Bach, der durch das Tal fließt, um so seinem Feind zu entrinnen. Doch der Verfolger jagte dem Reh nach, und das gehetzte Wild strebte nun der anderen Höhe zu. Am Fuße des Berges machte es plötzlich halt, es schien, als wollten seine Kräfte versagen. Zu weit noch war's bis zum nächsten Wald!

Dann raffte sich das Tier noch einmal auf; vor ihm stand ein einsames Kirchlein, in seiner Angst sprang das Reh durch die offene Pforte in das Gotteshaus hinein und sank zu Tod gehetzt am Altare nieder. Doch auch der Wolf machte Miene zu folgen. Wie er aber zum Kirchentor hineinguckte, da wandte er sich plötzlich um und floh mit winselndem Geheul, denn er glaubte einen Jäger mit Pfeil und Bogen zu bemerken, der ihm auf der Spur sei.

Das Kirchlein erhielt den Namen "Wolfskirche", und der einsame Turm schaut heute noch weit in die Lande hinein.