Päpstlicher Vernichtungskrieg gegen ein Buch

Sofort erhob sich ein Schrei aus der gesamten Hierarchie. Papst Alexander IV. ergriff ohne Aufschub Maßregeln zur Vernichtung des Buches. Wer ein Exemplar bewahrte oder verbarg, wurde in den Bann getan. Aber unter den niedrigeren Bettelmönchen — den Spiritualisten, wie man sie nannte — wurde das Buch aufs frömmste geschützt. Bei ihnen hatte es die Stelle der Heiligen Schrift eingenommen. Weit entfernt, unterdrückt zu werden, folgte ihm etwa vierzig Jahre später, 1297 n. Chr., der Kommentar über die Offenbarung von Johann Peter Oliva, welcher in Sizilien die drei Epochen oder Zeitalter angenommen und das mittlere — das christliche — in sieben Stufen eingeteilt hatte: das Zeitalter der Apostel, der Märtyrer, der Ketzereien, der Einsiedler, des Mönchssystems, des Sturzes des Antichrists und des kommenden Millenniums.

Zu den inneren und doktrinären Unruhen, welche so die Kirche beifielen, kamen materielle und äußere von der lebendigsten Bedeutung hinzu. Der wahre Grund der Schwierigkeiten, in welche das Papsttum verfiel, trat jetzt deutlich ans Licht. Es war durchaus nötig, Geld nach Rom zu ziehen, und die Herrscher der westlichen Königreiche Frankreich und England, von denen es bisher in reichem Maße erlangt worden, waren entschlossen, dass es so ferner nicht mehr sein sollte. Sie hatten selbst gleich dringend alles nötig, was erpresst werden konnte. In Frankreich wurde selbst vom heiligen Ludwig verordnet, dass die päpstliche Macht in der Wahl der Geistlichkeit beschränkt werden sollte, und über den Abzug des Geldes aus dem Königreich nach Rom klagend, wandte er das wirksame Mittel an, alle solche Schatzungen oder Besteuerungen für die Zukunft zu verbieten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Welt der Gotik