Päpstliche Bulle gegen die Gibellinen

So wurde Benedetto Gaetani, sei es durch solche listige Vermittlungen oder nicht, 1294 n. Chr. Papst Bonifaz VIII. Seine Wahl rührte wahrscheinlich von König Karl her, der zwölf Wahlstimmen besaß, indem der bittere persönliche Groll der Colonnas entweder neutralisiert oder überwunden war. Die erste Sorge Bonifaz' war, seine Macht zu befestigen und sich von einem Nebenbuhler zu befreien. Nach der Meinung vieler war es für einen Papst nicht möglich, abzudanken. Kerkerhaft entschied bald (1296 n. Chr.) diese Frage. Ein Mönch sah die Seele Cölestins gen Himmel fahren, welcher sich öffnete, um ihn unter die Seligen aufzunehmen, und ein glänzendes Leichenbegängnis unterrichtete seine Feinde, dass sie jetzt Bonifaz als unbestrittenen Papst anerkennen müssten. Allein die fürstlichen Colonnas, die Führer der Gibellinenpartei in Rom, welche der Abdankung Cölestins bis zuletzt widerstanden hatten und daher Todfeinde Bonifaz' waren, empörten sich. Er erließ eine Bulle gegen sie und tat sie in den Bann. Mit einem unheilvollen Vorgefühl der Zukunft — denn sie waren mit der päpstlichen Macht vertraut und wussten, wo sie am empfindlichsten zu treffen sei — beriefen sie sich auf ein „Allgemeines Konzil“. Da übernatürliche Waffen nichts gegen sie zu fruchten schienen, so bot Bonifaz einen Kreuzzug gegen sie auf. Der Ausgang entsprach seinen Erwartungen. Palästrina, eine ihrer Festen, die sie in einem Augenblick der Schwachheit übergeben hatten, wurde gänzlich verwüstet und mit Salz besät. Die Colonnas flohen, einige nach Frankreich. Dort fanden sie in König Philipp dem Schönen einen Freund, welcher bestimmt war, ihre Unbilden zu rächen und dem Papsttum einen Streich zu versetzen, von dem es sich nur langsam erholte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Welt der Gotik