Die vier Feinde des Papstes Bonifaz VIII.

So wagte es der König, seine Hand auszustrecken und anzurühren, was die Kirche hatte, und sie fluchte ihm ins Angesicht. Anfangs erfolgte ein Federkrieg, der Papst erließ eine Bulle, der König seine Antwort. Bereits taten die Politik, welche Philipp befolgte, und die Geschicklichkeit, welche er entfaltete, kund, dass er jene neue Macht an sich gefesselt hatte, welche der König von England sich zunutze gemacht hatte — eine Macht, welche bald der Todfeind der Geistlichkeit werden sollte — die Juristen. Inzwischen musste man Geld in Rom haben, als durch die merkwürdig glückliche Erfindung der Verkündigung eines Jubeljahres, 1300 n. Chr., abermals große Summen nach Italien gebracht wurden.

So hatte Bonifaz vier Gegner vor sich — den König von Frankreich, die Colonnas, die Juristen und die Bettelmönche. Von den letzteren, hoch wie niedrig, wurde er herzlich gehasst. So waren die höheren englischen Franziskaner erbost gegen ihn, weil er sich weigerte, sie Ländereien besitzen zu lassen. Sie versuchten ihn mit 40.000 Dukaten zu bestechen, allein er legte bei dem Bankier Beschlag auf das Geld unter dem Vorwand, dass es keine Eigentümer habe, da die Bettelmönche der Armut geweiht wären, und versagte dann das Privilegium. Was die niedrigeren Franziskaner betraf, so griff die Ketzerei unter ihnen schnell um sich. Sie waren nicht nur von den Lehren des „Ewigen Evangeliums“ angesteckt, sondern hatten selbst einen Schritt weiter getan, indem sie St. Franziskus an Stelle des Erlösers setzten.


Papst Bonifaz VIII. Statue von Arnolfo di Lapo (Vatikan).
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Welt der Gotik