Die Ursachen der großen Spaltung

Allein, obgleich die Päpste so nach Rom zurückgekehrt waren, dauerten die Wirkungen von König Philipps Politik noch fort. Beim Tode Gregors IX. wählte das Konklave, das in Rom zusammenkam — denn das Konklave muss zusammenkommen, wo der Papst stirbt —. Urban VI., unter Einschüchterung des römischen Pöbels, der entschlossen war, das Papsttum in seiner Stadt zu behalten; aber nach Fondi entwischend und bereuend, was sie getan hatten, erklärten sie seine Wahl für nichtig und setzten Klemens VII. an seine Stelle. Ja, sie standen einmal sogar auf dem Punkt, den König von Frankreich zum Papst zu wählen. So begann die große Spaltung. In Wirklichkeit war es ein Kampf zwischen Frankreich und Italien um die Beherrschung des Papsttums. Ersteres hatte sie siebzig Jahre genossen, letzteres war entschlossen, sie wiederzuerlangen. Die Spaltung beruhte so ursprünglich auf politischen Rücksichten, diese waren aber ohne Zweifel durch das Benehmen Urbans verschlimmert, dessen Handlungsweise hochmütig, ja unerträglich für seine Beschützer war. Auch besserte er sich nicht, als seine Stellung fester ward.

Im Jahre 1385 n. Chr. unterwarf er mehrere seiner Kardinäle, da er sie im Verdacht einer Absicht, ihn zu ergreifen, für einen Ketzer zu erklären und zu verbrennen, hatte, der Tortur in seiner Gegenwart, während er sein Brevier ablas. Aus Nocera, wo er belagert worden war, entschlüpfend, ließ er den Bischof von Aquila auf der Landstraße töten. Andere band er in Säcke und warf sie bei Genua ins Meer. Man vermutete nicht ohne Grund, dass er wahnsinnig sei.


Grabmal Klemens' VII. von Boccio Pintelli in der Kirche S. Maria sopra Minerva.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Welt der Gotik