Die Kosten der doppelten Hofhaltung

Hatte sich früher Geldverlegenheit gezeigt, einen päpstlichen Hof zu unterhalten, so wurde dieselbe natürlich jetzt größer, wo es ihrer zwei gab. Solche täglich zunehmenden Unruhen führten endlich zu schlimmen politischen Bewegungen. Es war durchaus nötig, Geld nach Rom und auch nach Avignon zu ziehen. Der Kunstgriff eines Jubeljahres war zu vorübergehend und unzulänglich, obgleich es durch eine Verbesserung in der Theorie jenes Festes alle dreiunddreißig Jahre, dem Leben des Erlösers entsprechend, beschleunigt wurde. Zu Avignon drehte sich Klemens' Schwierigkeit, der ein liebenswürdiges und feines Wesen hatte, um die französische Kirche, welche verpflichtet war, ihn zu unterhalten, und es ist nicht zu verwundern, dass die französische Geistlichkeit mit Widerwillen auf die päpstliche Niederlassung blickte, da diese durch ihre Bedürfnisse getrieben wurde, an allen ihren besten Pfründen zu nagen. Unter solchen Umständen blieb den nebenbuhlernden Päpsten und ihren Nachfolgern kein anderer Weg übrig, als eine völlige Reorganisation des päpstlichen Finanzsystems — die völligere Entwicklung der Simonie, Ablässe und anderer ähnlicher Einnahmequellen. In dieser Weise verdreifachte Bonifaz IX. den Wert der Annaten auf den päpstlichen Büchern. Wucherer oder Makler, zwischen den Käufern von Pfründen und der päpstlichen Schatzkammer vermittelnd, wurden eingeführt, und es soll unter den dringenden Schwierigkeiten des Falles vorgekommen sein, dass Pfründen viele Male hintereinander an verschiedene Reklamanten in einer Woche verkauft wurden. Spätere Bewerber konnten einen Vorzug für Ernennungen gegen Barzahlung von fünfundzwanzig Gulden erlangen, ein erhöhter Vorzug war für fünfzig zu haben. Zuletzt wurde es nichts Ungewöhnliches, an Könige und Prälaten um Hilfsgelder zu schreiben — ein Beweis, wie sehr das Papsttum durch die Ereignisse der Zeiten geschwächt worden war.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Welt der Gotik