„Der Verteidiger des Friedens.“

Ein Arzt, Marsilio von Padua, veröffentlichte ein Werk „Der Verteidiger des Friedens“. Es war eine philosophische Untersuchung der Regierungsgrundsätze und der Natur und Grenzen der priesterlichen Macht. Die demokratische Tendenz war durch den Nachweis entfaltet, dass die Auslegung des Gesetzes des Christentums nicht im Papste noch sonst einem Priester, sondern in einem allgemeinen Konzil beruhe; es verwarf die päpstlichen politischen Ansprüche, behauptete, dass niemand rechtmäßig vom Papste allein in den Bann getan werden könne, und dass derselbe keine Zwangsgewalt über das menschliche Denken besitze, dass den bürgerlichen Immunitäten der Geistlichkeit ein Ende gemacht werden sollte, dass Armut und Niedrigkeit allein ihre Merkmale sein sollten, dass die Gesellschaft sie mit einem anständigen Unterhalt, aber weiter nichts, versehen sollte; ihr Pomp, ihr Luxus, ihre Ausschweifung und ihre Anmaßungen, namentlich die der Zehnten, sollten abgeschafft werden; dass weder Christus noch die Schrift je St. Peter einen Vorrang vor den übrigen Aposteln verliehen habe; dass, wenn die Geschichte befragt werden sollte, St. Paulus und nicht St. Petrus Bischof von Rom sei — ja, es sei zweifelhaft, ob letzterer je in dieser Stadt gewesen, da die Apostelgeschichte über diesen Punkt schweige. Aus diesen und vielen anderen solchen Gründen zog er einundvierzig Schlüsse wider die politische und geistige Obergewalt des Papstes.

Krönung Ludwigs des Bayern in der Peterskirche zu Rom durch den Bischof Guido Tarlati von Arezzo. Relief vom Grabdenkmal des Bischofs im Dom zu Arezzo.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Welt der Gotik