Die Vorläufer der Reformation - 2. Johannes Wiclif

Aus: Reformations-Album
Autor: Augustus Bendel, Erscheinungsjahr: 1885
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Reformationszeit, Reformatoren, Reformation, Religion, Kirche, Predigt, Messe, Muttersprache, Schrift, Kirchenväter, Priester, Lebenswandel, Inquisition, Fegfeuer, evangelische Lehre, Hussiten, Sakramente, Erbsünde, Kalvinisten
1. Unser Bild führt uns in eine Versammlung. Einer liest vor und erklärt. Die anderen hören ihm mit großer Aufmerksamkeit zu. Die Leute halten einen Gottesdienst. Vieles deutet darauf hin, dass es eine heimliche Versammlung ist. Der Ort ist ein finsteres Gewölbe, deshalb die Fackeln. Vielleicht ist es auch Nacht. Dem Mann dort hinten rechts von der Säule sieht man’s an, wie ängstlich er ist, ob etwa jemand ihre Zusammenkunft entdecken würde. Vorne sehen wir eine Steinplatte aus dem gepflasterten Boden herausgenommen und unter dem Pflaster bemerken wir einen leeren Raum- Dort halten sie das Buch verborgen, aus dem vorgelesen wird. Und was ist dieses Buch? Kein anderes als die heilige Schrift. Und wer sind diese Leute? Das sind die Anhänger Wiclifs, meist Personen vornehmen Standes. Und da es streng verboten war, die Bibel in der Volkssprache zu lesen, so wählten sie dazu heimliche Zusammenkünfte.



2. Lebensgeschichte. Johannes Wiclif wird ums Jahr 1324 in England geboren. 1360 fängt er an, gegen das Klosterwesen und die Bettelmönche zu schreiben. 1365 erneuert der Papst die Forderung, dass ihm England einen jährlichen Tribut von 1.000 Goldmark entrichte. Das Parlament weist diese unverschämte Forderung energisch ab und Wiclif, mittlerweile Professor in Oxford geworden, hält seinen Studenten Vorlesungen über die päpstliche Anmaßungen und pflichtet der Regierung bei. 1374 wird er als Mitglied einer Gesandtschaft zur Ausgleichung des Zwistes an den Papst erwählt. Er unterhandelt mit den päpstlichen Kommissären zu Brügge in den Niederlanden, richtet aber nichts aus. Er hatte den Geist des Papsttums besser kennen gelernt. Nach England zurückgekehrt, schreibt er gegen das päpstliche Antichristentum. Der König gibt ihm die Pfarre Lutterworth noch neben seiner Professur; der Papst aber erklärt 19 Sätze in seinen Schriften für ketzerisch. Er wird von der Krone vor Gewalt geschützt. Dadurch wird er mehr ins Studium der Schrift getrieben. Er übersetzt dieselbe in die englische Sprache. Andere haben wohl, da er 1384 starb, das begonnene Werk vollendet. Wiclif sammelte Freunde um sich, mit denen er in der Schrift forscht, er verwirft die römische Lehre, dass das Brot und der Wein im heiligen Abendmahl in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden, wird aus der Universität vertrieben, bleibt aber bis an sein Ende Pfarrer von Lutterworth.

3. Als Reformator hatte er wohl manche der Gebrechen erkannt; aber es fehlte ihm die tiefere Auffassung der Heilslehren. Darum urteilte Luther von ihm: „Er hat etliche Dörner, Hecken und Späne aus dem Weinberg Christi ausgehackt und des Papstes Missbräuche und ärgerlich Leben angegriffen.“ Melanchthon schreibt: „Die Glaubensgerechtigkeit habe Wiclif nicht verstanden und Evangelium und Politik ungeschickt ineinander gemischt.“ Um die Verbreitung der heiligen Schrift unter seinen Landsleuten haben er und seine Anhänger sich sehr verdient gemacht und seine Schriften sind für Hus anregend gewesen.

RA 003 Titel

RA 003 Titel

RA 002 Luther

RA 002 Luther

RA 011

RA 011

RA 012 Waldus Peter

RA 012 Waldus Peter

RA 016 Hus Jan

RA 016 Hus Jan

RA 018 Savonarola

RA 018 Savonarola

RA 020

RA 020