273. Die Schwedin in Pommern.

In der Umgend von Treptow an der Rega erzählt man sich allgemein, daß vor vielen Jahren einstmals im Winter in der Nähe des Dorfes Hoff eine große Eisscholle an den Strand getrieben sey, auf welcher sich ein junges Mädchen mit zwei Kühen befand. Sie kam glücklich ans Land, und es fand sich nun, daß sie eine Schwedin war. Die hatte ihre Kühe in Schweden an der Seeküste tränken wollen, war aber mit denselben plötzlich vom Ufer abgerissen und ins hohe Meer hineingetrieben. Sie hatte viele Tage und Nächte allein auf der weiten See zugebracht, mitten zwischen Eisschollen, und weder Menschen noch Land gesehen. Die Milch von ihren Kühen war ihre einzige kümmerliche Nahrung gewesen. Es gefiel ihr in Pommern, wo sie zuerst wieder ans Land gekommen war, und wo sie eine freundliche Aufnahme fand, so gut, daß sie nicht in ihre Heimath zurück wollte. Sie ist auch allda geblieben, und hat im Dorfe Langenhagen bei Treptow geheirathet, wo sie in hohem Alter gestorben und begraben ist.

Pommersche Provinzial-Blätter, V.S. 401. 402.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Volkssagen von Pommern und Rügen. 200 bis 283