232. Die vier Eichen bei Stolzenburg.

In der Forst bei Stolzenburg zwischen Stettin und Uekermünde standen früher vier Eichen, die von ganz besonderem Holze gegen die anderen Eichen, auch viel kleiner und dünner waren, obgleich sie eben so lange standen, als die ältesten Eichen in der Forst. Man erzählt sich, daß vor Zeiten einmal ein Förster unter diesen vier Bäumen einen Wilddieb getroffen, den er hat gefangen nehmen wollen. Der Dieb hat sich aber zur Wehre gesetzt, und Beide haben zuletzt zu gleicher Zeit auf einander geschossen, jeder auch seinen Feind getroffen, so daß sie Beide, tödtlich verwundet, zur Erde gefallen sind. Wie sie da nun sterbend liegen, da erkannten sie einander, daß sie Brüder sind, die sich seit vielen Jahren nicht gesehen hatten, und sie verfluchten die Stelle, wo der doppelte Brudermord geschehen ist. Von der Zeit an haben die vier Eichen um keinen Zoll breit mehr wachsen wollen. Eine davon ist vor einigen Jahren gefällt; die drei anderen stehen aber noch.

Vgl. Freyberg, Pommersche Sagen, S. 95-101.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Volkssagen von Pommern und Rügen. 200 bis 283