11. Der Reiter auf dem weißen Rosse.

In derselben heidnischen Zeit fielen die Pommern auch einstmals in Polen ein, und gedachten das feste Schloß Zantok oder Zittek einzunehmen, welches an der Pommerschen Grenze lag. Es waren zu damaliger Zeit alle Polnische Bischöfe und vom Adel in Gnesen versammelt, und die Pommern glaubten, das Schloß ohne Mühe in ihre Gewalt zu bekommen, da sie auch Einige von der Besatzung durch Geld auf ihre Seite gebracht hatten, daß diese sie des Nachts heimlich einließen.

Sie wurden auch von diesen ihren Freunden des Nachts an Stricken auf die Mauer gezogen. Als sie nun aber in das Innere des Schlosses eindringen wollten, da stellte sich ihnen auf einmal ein Reuter auf einem großen weißen Pferde entgegen, den Niemand kannte. Darüber geriethen die Pommern dermaßen in Schrecken, daß sie aus einander liefen und eilig die Flucht ergreifen wollten. Unterdeß waren jedoch die übrigen Schloßleute erwacht, und diese schlugen die Pommern nieder oder nahmen sie gefangen.


Die Polen aber glaubten, der Reuter auf dem weißen Rosse sey Niemand anders gewesen, als ihr Schutzheiliger, der heilige Adalbert.

Kanngießer, Geschichte von Pommern, S. 357.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Volkssagen von Pommern und Rügen. 1 bis 99