60. Der letzte Pfarrer in Krumke.

Das Dorf Krumke hatte früher seinen eigenen Pfarrer. Jetzt ist es ein Filial von Lossen. Der letzte Pfarrer lebte zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Er hatte eine sehr kärgliche Einnahme, und war ein alter, schwächlicher Mann. Wenn er in seiner Gemeine herumreisen mußte, so saß er auf einem alten zweirädrigen Karren, der mit Brettern benagelt und mit zwei Kühen bespannt war, denn ein Pferd hatte er nicht. Auch einen Knecht konnte er sich nicht halten, und darum mußte seine Tochter ihn fahren. Eines Tages, als er so von dem Dorfe Däsedau zurückkam, begegneten ihm schwedische Reiter. Die hielten ihn und sein Fuhrwerk an, und verlangten, daß seine Tochter ihnen zu Willen sein solle. Das Mädchen und der Pfarrer geriethen darüber in großen Schrecken. Er kletterte von seinem Karren herunter und fiel den Soldaten zu Füßen, ihr Mitleid anflehend. Anfangs half das nichts. Zuletzt aber sagten sie, wenn er ihnen sein ganzes Verdienst von heute abgebe, so wollten sie seine Tochter fahren lassen. Da reichte er ihnen mit Zittern hin alles was er hatte. Es waren zwei Schillinge. Die Schweden wollten ihr Wort nicht brechen, sie nahmen das Geld und jagten lachend davon.

Ueber die Altmark. II. S. 29.


Beckmann histor. Beschr. von Brandenburg. V. 1. Cap. 5. S. 55.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Volkssagen der Altmark