46. Die bestraften Räuber.

In dem Dorfe Kleinau bei Apenburg legten sich im Jahre 1650 etliche junge Bauern zu damaliger Kriegszeit auf die Räuberei, und damit sie nicht möchten erkannt werden, machten sie sich mancherlei Gebrechen an. Der Eine nannte sich den „tauben Corporal,“ und stellte sich, als könne er nicht hören. Der Andere nannte sich den „stummen Corporal,“ und that, als könne er nicht reden. Der Dritte aber nannte sich den „krummmäuligen Corporal,“ und hat allezeit, wenn er reden sollen, den Mund verzogen. Diese Bosheit hat aber Gott der Herr augenscheinlich an ihren Kindern gestraft. Denn dem tauben Corporal wurde hernachmals zuerst ein ganz tauber Sohn geboren, und ob er wohl nachher noch viele Kinder zeugte, so ist doch keins dabei gewesen, so recht hat hören können. Dem stummen Corporal wurde zuerst ein Sohn geboren, der ganz taubstumm war, und darauf noch einer, dem zeitlebens das Sprechen so schwer wurde, daß man kaum verstehen können, was er geredet. Und dem krummmäuligen Corporal wurde ein Sohn geboren, dem der Mund ganz schief auf die eine Seite hingezogen war.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. B. 1. Cp. 9. S. 92.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Volkssagen der Altmark