43. Das Unwetter in Gr. Gerstädt.

In der Gegend von Salzwedel liegt ein Dorf, Groß-Gerstädt genannt. Daselbst hat sich vor ungefähr hundert Jahren folgende schreckliche Begebenheit zugetragen: Es lebte daselbst ein Ackersmann, der sich eines Tages mit seinem Sohne veruneinigte, und in seinem Zorne den gotteslästerlichen Wunsch ausstieß, daß Gott mit Feuer vom Himmel in dessen Hof schlagen möge, daß sie beide nicht mehr darin wohnen könnten. Als er so frevelte, war der Himmel noch ganz heiter. Aber zu seinem eigenen Schrecken sollte sein Fluch schnell in Erfüllung gehen. Denn während bald nach dem Streite der Sohn nach Salzwedel ging, und der Vater sich auf das Feld begab, da entstand plötzlich ein Gewitter so schwarz, wie man es in dem Dorfe noch nicht erlebt hatte; das zog sich gerade über dem Dorfe zusammen, und schlug auf einmal, fast ohne allen Donner, an drei verschiedenen Stellen ein, so daß in einer Stunde fünf Ackerhöfe mit allen Gebäuden, und die Ställe von zwei anderen Höfen in einen Aschenhaufen verwandelt waren. Der Hof des fluchenden Bauern war zuerst vom Blitze getroffen, so daß weder der Vater noch der Sohn jemals die Schwelle ihres Hauses wieder haben betreten können.

Beckmann histor. Beschreibung v. Brandenburg. Th. 3. S. 514.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Volkssagen der Altmark