21. Das Büchelchen.

Das Dorf Buch in der Altmark, unweit Tangermünde belegen, war früher ein ansehnlicher Flecken, der in alten Urkunden sogar eine Stadt genannt wird, und auch seinen eigenen Roland besaß, zum Zeichen, daß ihm die hohe Gerichtsbarkeit verliehen war. Der große Churfürst Friedrich Wilhelm hatte einstmals einen vornehmen Hofbedienten: dieser sprach von dem Orte mit einiger Verkleinerung und bat dabei um dessen Schenkung, ungefähr mit den Worten: „Es hätten Seine Churfürstliche Durchlaucht ein Büchelchen unfern Tangermünde, und möchten Sie ihm solches schenken; es sollte zu Ihrem allerunterthänigsten Andenken von ihm jederzeit werth gehalten werden.“
Dem antwortete aber der Churfürst: – Er könne dieses Büchlein aus seiner Bibliothek nicht missen, sondern gebrauche es noch selbsten; man möge sich daher eine andere Gnade suchen.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 5. B. 1. Cap. 9. S. 71.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Volkssagen der Altmark