15. Die rothe Erde bei Dentz.

Vom Jahre 1236 bis zum Jahre 1252, oder wie Etliche meinen 1253, saß auf dem erzbischöflichen Stuhle zu Magdeburg der Erzbischof Hildebrand oder Willebrand, ein Graf von Kiberg, oder, was man nicht gewiß weiß, von Heim. Derselbe war sehr kriegerisch gesinnt, und er führte auch insbesondere gemeinschaftlich mit den Harzgrafen einen schweren Krieg gegen die Altmark, in welchem Osterburg, Calbe, Krumcke, Gladigau und viele andere Oerter verheeret wurden. In diesem Kriege trug es sich zu, daß im Jahre 1240 oder 1244 der Feld-Oberste der Harzgrafen, Busso von Erxleben, in die Altmark plötzlich eingefallen war, und viele Kühe wegnahm, die er eilends fortschleppen wollte. Besonders hatte er viel Vieh weggenommen, das zur Stadt Stendal gehörte. Das erfuhren die Stendaler, die sehr tapfer und muthig waren; sie setzten dem Erxlebener nach, holten ihn an der Dentzer Warte, auf dem halben Wege zwischen Stendal und Gardelegen, ein, lieferten ihm eine große Schlacht, in welcher sie ihn besiegten, und bekamen den Raub wieder. In dieser Schlacht verloren viele Menschen, unter ihnen Busso von Erxleben selbst, das Leben, also daß die Erde davon ganz roth wurde. Dieß ist sie zum Zeichen der Schlacht durch ein sonderbares Wunder geblieben bis auf den heutigen Tag.

Amersbach Chronik des Erzstifts Magdeburg. S. 55.
Alte Magdeb. Chronik (nicht paginirt).
Werner, Magdeb. Chronik.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Volkssagen der Altmark