Wie Widewuto das Land theilte.

Als Widewuto 116 und Bruteno 132 Jahr alt war, da wollten sie die Ihren versorgen, damit jeder wohl wisse, was auf ihn treffe, und kein Hader über die Theilung entstehe. So versammelten sie alles Volk zu Rikaito und verkündeten, was geschehen solle.

Zum ersten nahm der Kriwe Kriwaito einen Bock und tödtete ihn vor der heiligen Eiche um ihrer aller Sünde willen; das Fleisch brieten sie mit den Blättern der Eiche, verzehrten es und tranken dazu Meth. Am andern Morgen früh setzten sich Widewuto und Bruteno vor der Eiche nieder und riefen zuvörderst jenes ältesten Sohn herbei, welcher hieß Lytpho oder Litthuo, und sprachen zu ihm: gelobest du unsern gnädigen Göttern Andacht und ihrem Kriwaito Gehorsam und daran zu setzen Leib und Gut, so jemand sie verringern wollte in ihrer Ehre? worauf Litthuo sprach: ich gelobe es bei der Strafe meines Gottes Perkuno, der mich tödten soll durch sein Feuer, so ich meinen Eid nicht halte. Da sprach Bruteno: so lege deine Hand auf das Haupt deines Vaters und danach rühre die heilige Eiche an. Und also that er. Danach sprach Widewuto: du sollst Herr sein im Lande von Boiko (Bug) und Neyemo (Riemen), den fließenden Wassern bis an Thamsoan den Wald. Und er nahm es mit der Zeit ein, und bauete sich eine Feste, die nannte er nach seinem Sohne Gartho (Grodno); das Land aber erhielt von ihm selbst de Namen Litthauen. Gaitho gewann auch mit der Zeit ein mächtig Land und hielt sich ganz königlich, hatte auch viele Bajoren zu Söhnen.


Danach theilte Widewuto dem Samo, seinem zweiten Sohne, das Land von Crono und Hailibo bis auf Skara das Wasser, und er nahm es mit der Zeit ein, und ward nach ihm Samland genannt. Er bauete sich auf einem mächtigen Sandberge, der zum Theil geschüttet ward, die Feste Gailgarwo (Galtgarben). Dieser Samo hatte mit den Seinen eine sonderliche Lebensweise; denn sie waren andächtiger wie die übrigen Brutener und wählten auch einen besonderen Eichwald zu ihrer Andacht aus, in welchem sie einen Haufen Schlangen zu Ehren ihrer Götter unterhielten. Samo ließ weniger Kinder als seine Brüder, denn sein Weib Pregolla ertrank in dem Flusse Skara, davon dieser den Ramen (Pregel) erhielt.

Der dritte Sohn Sudo bekam das Land zwischen Crono, Skara und Curtono (das kurische Haff), was er zu seiner Zeit einnahm und nach seinem Sohne eine Feste Perpeylko erbaute; das Land aber ward nach ihm Sudauen genannt. Das Volk, das darin wohnte, hielt sich von Anbeginn ehrbar und däuchten sich alle Edelinge, weil sie allein mit Sudo einen mächtigen König des Venederlandes, jetzt Russisch Litthauen, besiegt. Die Sudaner aber sind bis auf den heutigen Tag ein lustig Volk geblieben, das seine größte Freude im Trinken hat.

Nadrau, der vierte Sohn, huldigte auch, wie seine Brüder, und ihm ward zugetheilt das Land zwischen Skara, Boiko und Curtono, was von ihm Nadrauen genannt ward und in dem er eine Feste, genannt Staymto, erbaute.

Scalawo, dem fünften Sohne, ward gegeben das Land zwischen Pregolla, Curtono, Niemo und Rango dem Wasser. Er nannte selbiges Scalawonien (Schalaunen). Die Bewohner aber sind von Anbeginn gewesen ein unlustiges Volk und ungetreu und fanden ihre größte Seligkeit im Schlafen, so daß ihre Trägheit im ganzen Lande zum Sprichwort ward.

Natango, der sechst Sohn, huldigte wie seine Brüder, und ihm ward zugeeignet das Land zwischen Pregolla, Alla, Bassaro (Passarge) und Hailibo, und er nahm es mit der Zeit ein und wohnte auf Honeda (Balga) dem Schlosse; das Land aber ward Natangen genannt. Natango hatte einen Sohn Lucygo, dem zugeeignet ward Royto die Burg, und Crono, das Wasser; denn er war ein Mann, dem Fischerei lieb war. Dieser fand auch zuerst den Bernstein.

Barto, der siebente Sohn, erhielt das Gebiet die Alla aufwärts bis an Licko (Lyck) das Wasser, und bis an das Land seines Bruders Lytpho, nannte es Bartenland und daute darin eine Feste Barto (Bartenstein). Dieser hatte viel Kinder, deren jegliches ein König war und sich eine Feste baute. Denn sie waren sehr haderhaftig und hatten viel Feindschaft, sonderlich mit den Erben Natango’s, um Lucygo’s willen, dem Widewuto etwas Besonderes zugeeignet hatte, da sie doch so nahe daran gewesen wären, wie Natango’s Sohn.

Der achte Sohn, Galindo, bekam die Lande gelegen von Kaboso bis an die Gränzen der Masau; das Land hieß von ihm Galindien, und die Burg nannte er Galindo, ward auch nachgehends Galinderberg genannt. Das Volk wurde mit der Zeit mächtig und führte viel Kriege mit den Masuren.

Dem neunten Sohne Warmo verlieh der König die Lande an der Nava (Nariensee) und Bassora. Er baute sich eine Feste, die er Tolo nannte. Von ihm ward das Land zu lateinisch Warmia genannt, zu deutsch aber heißt es Ermeland von seiner Gattin Ermia.

Hoggo, dem zehnten Sohne, überwies der König das Land zwischen Weseke, Bassaro, Drusino (Drausen) dem Wasser. Er baute sich eine Feste Tolko (Tolkemit), nachher Schafsberg genannt. Das Land aber ward geheißen das Hoggerland (Hockerland) oder auch nach seiner Tochter Poggezana Poggesanien.

Dem elften Sohne des Königs, Pomeso, ward zugeteilt das Land zwischen Weseke, Mokra (Ossa) Noyta (Nojath) Istula (Weichsel) bis an die Gränzen der Masau, und es ward nach ihm Pomesanien genannt. Er hatte keine Burg, die ihm zur festen Wohnung diente, sondern wo es ihm am besten gefiel, da wohnte er unter einem Gezelte. Er hatte sehr viel Kinder, die alle wie der Vater Riesen und Könige waren, und diese bauten sich die Festen zu Risno (Risenhurg), Bolto, Weso und Nargoltons.

Der zwölfte Sohn Widewuto’s, Chelmo, erhielt das Gebiet zwischen Mokra, Istula und Driwantza (Drewentz). Er baute sich eine Feste und nannte sie nach seinem Namen Chelmo, jetzt Althaus Culm, und eine andere, die er nach seinem Sohne Potto hieß (Potterberg). Das Land aber heißt noch heute von ihm Culmerland.