Die Erfindung des Bratens.

Die Art, wie die Menschen das Fleisch zu braten erfunden haben erzählen die Litthauer folgendermaßen.

Ein reicher Mann machte einst eine Reise und verirrte sich. Er mußte die Nacht in einem unwirthbarem Walde zubringen und auch am folgenden Tage irrte er mehrere Stunden wegelos umher. Endlich gelangte er an eine Höhle, die von einem Waldbruder bewohnt ward, der sein Leben in stiller Beschauung und im Dienste der Götter zubrachte. Der Einsiedler nahm den ermüdeten und hungrigen Wanderer gastlich auf, und setzte ihm seine beste Kost vor, die aber, da sie nur aus Wurzeln und Kräutern bestand, dem Reisenden wenig munden wollte. Der Waldbruder, der dies wahrnahm, dachte darüber nach, wie er seinem Gaste eine Speise bereiten könne, die dessen Geschmacke zusage. Er hatte in seiner Höhle ein Kaninchen, und würde, so lieb ihm das Thier auch war, es gern dargebracht haben, wenn ihm nicht ein Topf, es zu kochen, gefehlt hätte. Doch sein Wunsch, den Wanderer gut zu bewirthen, machte ihn erfinderisch; er schlachtete das Kaninchen und machte es vermittelst eines, aus einem Baumaste verfertigten Spießes am Feuer gar. Der hungernde Reisende fand diese Speise so lecker, daß er, heimgekehrt, sich das Fleisch aus ähnliche Weise bereiten ließ und auch seinen Freunden das neuerfundene Gericht mittheilte, die es, weil es auf der Tafel eines reichen Mannes stand, sehr schmackhaft fanden und diese bis dahin ungekannte Zubereitungsart allenthalben anpriesen, wodurch denn bald der Braten das Hauptgericht auf jeder gut besetzten Tafel wurde.