Das Geisterheer.

Als der Polenfürst Boleslaw der Kühne in dem Kriege wider die Pommerellen im Jahre 1088 vor der Burg Nakel lag, zeigte sich, nachdem die Belagerung schon einige Zeit gewährt, einst, als die Nacht zu grauen begann, im Schein des Mondes den Feldwachen ein mächtiges Heer, das vom offenen Felde gegen das Lager vorrückte, gleich als wenn es selbiges überfallen wolle. Sobald aber die Polenvölker von den Wachen ausgerufen, auf die Wälle gerückt, das Lager gedeckt hatten, schienen jene den Angriff zu scheuen. Da es jeglichen Abend also geschah, wurden die Polen zuletzt zornig, daß sie so um ihre nächtliche Ruhe getäuscht würden, und beschlossen, den Feind, da er den Angriff scheue, selbst anzugreifen. Als nun am nächsten Abend die Wachen wiederum verkündeten, daß die Feinde sich zeigten, brach das polnische Heer mit großem Geschrei aus dem Lager hervor und auf sie los. Doch da sie nahe hinzu kamen, zerstäubten jene in der Luft, so daß sich darthat, wie man nur Schemen vor sich habe. Unterdessen hatten aber die in der Burg den Tumult vernommen, brachen, um ihn zu nützen, heraus, erschlugen die wenigen im Lager Gebliebenen, und steckten dasselbe in Brand, so daß der von der Verfolgung der Geister zurückkehrende Haupttrupp selbst die Flucht zu ergreifen gezwungen war. Diese Strafe war von dem Himmel über die Polen deswillen verhängt, weil sie in dem vorhergegangenen Kriegszuge mit Verachtung der Satzungen der Kirche die Fasten nicht gehalten hatten.