Die Volkskunde als Prüfungsgegenstand in Schweden

Begründet von Karl Weinhold. Unter Mitwirkung von Johannes Bolte, herausgegeben von Fritz Boehm.

                        ********************************

Die Anerkennung unserer Wissenschaft hat einen guten Schritt vorwärts getan. Wenngleich an verschiedenen deutschen, skandinavischen, slawischen und italienischen Universitäten Vorlesungen über Volkskunde gehalten werden, so war diese bisher doch nur in Helsingfors als Examensfach für die Kandidaten der Philosophie (seit 1905) zugelassen. Jetzt hat die philosophische Fakultät der schwedischen Universität Lund, an welcher der tüchtige Forscher Dr. C. W. von Sydow wirkt, auf ihren Antrag vom Könige die Ermächtigung erhalten, bei der Prüfung der Kandidaten der Philosophie (die eher unserm Doktorexamen als der staatlichen Lehramtsprüfung zu vergleichen ist) auf deren Gesuch die Volkskunde (folkminnesforskning, auch folkkunskap genannt) als gleichberechtigtes Examensfach zuzulassen. Die uns vorliegenden Druckschriften enthalten neben interessanten Gutachten von Krohn, Lundell, Feilberg, Olrik, Olsen und Moe auch einen von C. W. von Sydow entworfenen Studienplan und die Anforderungen, welche für die drei Zeugnisgrade gestellt werden. Zu dem Studium der mündlichen Volksüberlieferungen kommt natürlich eine gewisse Kenntnis der materiellen Kultur, Mundart, Religionsgeschichte, älteren Literatur und Mythologie hinzu.