Die Universität Köln und ihre Bedeutung

Unmittelbar dagegen ist Köln von Paris aus bedingt worden, und kann nicht mit Unrecht als eine Tochter der Pariser Universität angesehen werden*). Die Anfänge derselben gehen, wenn man von dem neuern Begriffe der Universität absieht, bis in das 13. Jahrhundert zurück, in welchem wir schon eine blühende theologische Schule zu Köln finden. Die hohe Bedeutung der Stadt Köln im geschichtlichen Leben unseres deutschen Vaterlandes tritt uns auf allen Gebieten des menschlichen Wissens und in vielen Denkmälern der Kunst sehr bestimmt entgegen. Das Städteleben des Mittelalters hatte sich hier, wo von jeher eine große Frische und Beweglichkeit des bürgerlichen Lebens war, eigentümlich ausgebildet. Durch die Lage der Stadt und durch ihre vielfachen Handelsbeziehungen, da ihre Handelslinie von England bis Ungarn reichte, wurde der lebhafte Verkehr nicht wenig genährt und begünstigt**).

Aber vor Allem hatte die theologische Wissenschaft hier einen Mittelpunkt gefunden. Die theologische Schule, an welcher ein Albert der Große und ein Johann Duns Scotus gelehrt hatten, wirkte in den weitesten Kreisen bedingend ein***). Aber erst Urban VI. war es, welcher im Jahre 1388 die Kölner Hochschule durch päpstliche Privilegien begründete und die Stiftungsurkunde erließ. Die ganze Universitätsverfassung war dem Muster der Pariser nachgebildet, was sich in den einzelnen Institutionen selbst bis in geringfügige Einzelheiten hinein bemerkbar macht. Das Studium der Theologie und der Philosophie herrschte vor, da es schon von Alters her auf der theologischen Schule Kölns gepflegt worden war. Dass Köln ein Sitz der Hierarchie war, musste notwendig einen, wenn auch nur mittelbaren, Einfluss auf das Studium der Theologie äußern. Es war auf ihr nicht nur die kirchliche Richtung, sondern die eigentliche Papalrichtung vertreten. Die freiere reformatorische Richtung, welche die Pariser Universität gegen das Ende des 14. Jahrhunderts verfolgte, fand in Köln keinen Eingang. Die Universität schloss sich meistens enge an die römische Curie an, ja ging selbst in einigen wissenschaftlichen, die Zeit damals bewegenden Fragen noch über die vom römischen Stuhle vertretenen Ansichten hinaus. Wie sehr aber auch immer Köln sich gegen die Einflüsse der reformatorischen Zeitrichtung abschloss, und wie sehr auch eine gewisse Engherzigkeit des geistlichen und des theologischen Lebens, welche in Erstorbenheit überzugehen drohte, sich schon im 15. Jahrhundert der Kölner Universität bemächtigt hatte, so nahm sie doch immer noch eine bedeutende und einflussreiche Stellung ein, welche sich auch in ihrer Einwirkung auf andere Universitäten mehrfach zeigte. Es sind nicht nur die Universitäten Löwen und Trier von ihr ausgegangen, sondern ihr Einfluss erstreckte sich auch bis in den Norden, und wir werden später Veranlassung haben, die Beziehungen Kölns zu Rostock näher zu erörtern.


[i]*) F. J. von Bianco, die ehemalige Universität und die Gymnasien zu Köln, sowie die an diese Lehranstalten geknüpften Studien-Stiftungen, von ihrem Ursprung bis auf unsere Zeiten. 2 Thle. 2. Aufl. Köln. 1850.

**) K. D. Hüllmann, das Städtewesen des Mittelalters. Th. 2. S. 396 ff.

***) C. Ullmann, Reformatoren vor der Reformation, vornehmlich in Deutschland und in den Niederlanden. Bd. 2. S. 304 ff.[/]